Mann hatte mehrere Schüsse abgegeben
Großeinsatz in München: Täter mit Langwaffe von Polizei erschossen - Identität ist geklärt
5.9.2024, 10:02 UhrZahlreiche Polizisten sind noch immer in der Münchner Innenstadt in der Nähe des NS-Dokumentationszentrums und des Israelischen Generalkonsulats im Einsatz. Die Polizei rief seit dem Morgen dazu auf, den Bereich großräumig zu meiden.
Betroffen sei der Bereich der Briennerstraße und Karolinenplatz. Dort seien Verkehrssperren errichtet worden, es kommt zu deutlichen Verkehrsbehinderungen. An der sogenannten Zeugensammelstelle sprechen derzeit Beamte mit Menschen, die etwas gesehen haben könnten, das für die Ermittlungen von Belang ist.
Eingerichtet wurde von der Polizei auch ein Upload-Portal, auf dem Videos und Fotos hochgeladen werden können, um die Ermittlungen zu unterstützen. Fotos und Videos sollten nicht im Netz gepostet und geteilt werden, um das Verbreiten von Falschmeldungen einzudämmen und polizeiliche Taktiken nicht zu gefährden.
Der Vormittag war von dem Großeinsatz geprägt. "Im Bereich Karolinenplatz kam es zu Schussabgaben durch polizeiliche Einsatzkräfte auf eine verdächtige Person, die Person wurde hierbei getroffen. Der Einsatzraum ist großräumig abgesperrt", schrieb die Polizei München morgens auf Twitter.
Innenminister Joachim Herrmann (CSU) bestätigte später, dass der Täter mit einer Langwaffe "in unmittelbarer Nähe des NS-Dokuzentrums, des Amerika-Hauses und des israelischen Generalkonsulats" unterwegs gewesen sei.
Schüsse in München: Täter noch vor Ort verstorben
Der Mann habe "eine Reihe von Schüssen aus einer Langwaffe abgegeben". Er sei dann von den Polizisten getroffen worden und "noch vor Ort verstorben". Nach Informationen von Süddeutscher Zeitung, NDR und WDR - und mittlerweile von der Polizei bestätigt - ist der Schütze ein 18-jähriger österreichischer Staatsbürger. Laut den Medienberichten wohnte er in Österreich und soll erst vor Kurzem mit dem Auto nach Deutschland eingereist sein. Laut "Spiegel" soll der Mann den Behörden als Islamist bekannt gewesen sein und IS-Propagandamaterial verteilt haben.
Ein Zusammenhang zum Jahrestag des Olympia-Attentats am 5. September sei "naheliegend", so Herrmann. Er schloss einen Anschlagsplan auf das in der Nähe des Tatorts befindliche israelische Generalkonsulat nicht aus. Es müsse davon ausgegangen werden, dass es möglicherweise einen solchen Plan gegeben habe, sagte Herrmann. Die Hintergründe müssten jedoch noch aufgeklärt werden.
Das israelische Außenministerium teilte mit, es seien keine Konsularmitarbeiter verletzt worden. Im Konsulat habe es eine Gedenkfeier zum Olympia-Attentat in München 1972 gegeben, deshalb hatte es den Angaben zufolge nicht geöffnet.
Bereits kurz nach dem Vorfall dankte die israelische Generalkonsulin der Polizei für ihr Handeln. "Dieses Ereignis zeigt, wie gefährlich der Anstieg des Antisemitismus ist", schreibt die Generalkonsulin des Staates Israel für Süddeutschland, Talya Lador-Fresher, auf der Plattform X.
Schüsse in München: Tatort ist besonders heikel
Hinweise auf weitere Verdächtige gebe es derzeit nicht, teilte die Polizei auf X mit. Aufgrund der aktuellen Einsatzlage habe man jedoch die Polizeipräsenz im Stadtgebiet erhöht.
Zu den weiteren Hintergründen des Vorfalls - ausgerechnet am Jahrestag des Olympia-Attentats - gibt es derzeit noch keine weiteren Informationen. Allerdings ist das Viertel mit NS-Dokuzentrum und Israelischem Generalkonsulat besonders gefährdet, die Gebäude stehen auch unter besonderem Schutz von Polizei und Sicherheitskräften.
Am 5. September 1972 hatten mehrere palästinensische Terroristen bei einem Attentat im Olympischen Dorf zwei Männer erschossen und neun Menschen als Geiseln genommen, die später - neben einem Polizisten und fünf Attentätern - bei einem Befreiungsversuch ebenfalls ums Leben gekommen waren.