Jochen Lebert, Clemenss Heinl, Susanne Jost
Besondere Ausstellung in Spielberg: Immer quer zum Mainstream
9.6.2022, 18:00 UhrWalburga Gentner freute sich bei der Eröffnung sichtlich über die gelungene Zusammenstellung von "Jochen Lebert – Lebens Spuren", den Papierarbeiten von Susanne Jost und den lebensnahen Skulpturen des Schwabacher Künstlers Clemens Heinl.
"Endlich wieder treffen, endlich wieder zusammenstehen!" – Für Waltraud Gentner war die Feier zur Ausstellungseröffnung ein gelungener Neuanfang. Im Hof des Gasthauses gab es denn auch viele, viele Gäste, die den ruhigen Groove des Jazz-Trios "Tea für Three" mit Johannes Schmauch am Bass, Hartmut Betz an Saxophon und Klarinette sowie dem Pianisten Emil Gutsch ebenso genossen wie den Ausflug die alten Holztreppen hoch in die Galerieräume.
Mit dem "Lebens Spuren"-Konzept begibt sich der Sammenheimer Lebert auf eine Rückschau: Aus seiner Zeit an der Akademie für Bildende Künste München und der Hochschule für Kunst in Berlin stammt das älteste Bild der Ausstellung, eine unwirklich-expressive Traumlandschaft, in der Fels und Himmel ineinander zu stürzen scheinen.
Abstraktion war das Gebot der Stunde
Was das denn für ein Blödsinn sei, dass er Figuren in diese Landschaft hineingemalt habe, wurde er in den frühen 1960ern kritisiert, denn Abstraktion war damals das Gebot der Stunde. Der künstlerische Sturkopf Lebert machte aber munter so weiter: Er befasste sich in den 1980ern ausführlich mit altmeisterlichen Maltechniken und baute Schicht um Schicht an die Renaissance-Malerei angelehnte Ölbilder auf. Auch mit den in dieser Kunstepoche geläufigen Vanitas-Symbolen hat er sich ausführlich beschäftigt.
Dann aber – wieder quer zum Mainstream – kam die Landschaftsmalerei. Hier hat er seiner fränkischen Heimat eindrucksvolle Denkmäler gesetzt. Einfach am Ackerrand stehen und die vom Schnee neu konturierten Ackerfurchen festhalten, einer alten Feldscheune ein Landschaftsbett geben oder den Blick übers Hügelland schweifen lassen – das ist ein Markenzeichen Leberts.
Doch auch das Großstadtleben, die Münchner Biergartenstimmung oder den Umtrieb an einer U-Bahnstation spiegeln sich in seinen Bildern. Ein kleiner Seitenhieb darf es auch mal sein: "Vernissage" ist die Beobachtung des kleinen Tanzes, mit dem die Gäste einer Ausstellung nicht nur die Bilder, sondern auch sich selber zelebrieren. Und er wird des Malens nicht müde: Die alte Reklametafel "Shopping Center", in einer US-Wüstenlandschaft platziert, stammt aus dem Jahr 2021.
Mit tausend kleinen Messerschnitten bearbeitet
Zwei Gäste hat Jochen Lebert für seine Ausstellung gewonnen: Seine Lebenspartnerin Susanne Jost, die mit ihren akribisch geplanten Papierarbeiten ungemein genau zu arbeiten versteht. Da ihre Schnitttechnik – jede Bildebene besteht aus einem einzigen, mit tausend kleinen Messerschnitten bearbeiteten Papierbogen – sehr langwierig ist, muss sie sich ihre Komposition und deren grafische Struktur gut überlegen und kann später nicht einfach spontan vom zu Beginn gefassten Bildplan abrücken.
Die 3D-Stars der Ausstellung sind die Skulpturen von Clemens Heinl. Der Schwabacher Bildhauer versteht es, seinen mit der Kettensäge erarbeiteten Figuren ein besonderes Eigenleben zu geben. Die Typen stehen mürrisch herum, beobachten die Ausstellungsbesucher oder gehen ganz in ihrer eigenen Bewegungsfreunde auf. Und da sind da noch die Tiere: Die Ziege "Tziggi" und "Schosch", der Jagdhund, sind ebenso bestechend genaue Porträts wie beispielsweise "Klaus", der in einem der Sudhaus-Räume Präsenz zeigt. "Bei Clemens strahlen die
Figuren eine ungeheure Daseinsfreude aus!", schwärmt Jochen Lebert von seinem Kollegen. Das gehört unbedingt auch zu dieser "Lebens-Spuren" Ausstellung: künstlerische Freundschaften, die sich gegenseitig nichts an Aufmerksamkeit wegnehmen, sondern einander befördern. Super gelungen – unbedingt anschauen!
Die Ausstellung ist zu den Öffnungszeiten des Gasthofs Gentner zu besichtigen: donnerstags, freitags und samstags, jeweils ab 18 Uhr