Eigene Kirche und Wappen

Dorfporträt: Als die Herren von Hirschlach das Sagen hatten

Daniel Ammon

25.6.2022, 18:00 Uhr
Hirschlach besticht durch seine schön herausgeputzten alten Bauernhäuser, die die Dorfstraße zieren.

© Daniel Ammon, NN Hirschlach besticht durch seine schön herausgeputzten alten Bauernhäuser, die die Dorfstraße zieren.

Die Hirschlacher sind selbstbewusst. Haben sie doch das alles, was die große Schwester Merkendorf, zu der sie seit der Gemeindegebietsreform 1978 gehören, auch hat: eine eigene Kirche mit eigener Kirchengemeinde, zu der nur der Ort selbst gehört und ein eigenes Wappen. Selbst ein herrschaftliches Adelsgeschlecht lässt sich nachweisen. Doch nun der Reihe nach.

Aus dem Dunkel der Geschichte tritt der Ort erstmals in einer Urkunde von 1208 hervor, die anlässlich einer Visitation des Franziskanerstiftes Herrieden durch den Eichstätter Bischof Hartwig von Grögling-Dollnstein, entstand. Dort wird in einer Zeugenauflistung der Name Hartwicus de Hirzlach als Eichstätter Ministeriale genannt.

Die Herren von Hirschlach, die eine Nebenlinie der Herren von Hofstetten waren, besaßen eine Wasserburg im Dorf. Diese befand sich am heutigen südlichen Ortsrand in der Flur "Im Burgstall". Zwei Äbte des Klosters Heilsbronn entstammten diesem Adelsgeschlecht, welches 1530 mit Carl Schenk von Hirschlach erlosch.

Gotteshaus wird heuer 575

1447 wurde der Grundstein der St.-Johannis-Kirche gelegt. Eine Urkunde von 1400 lässt darauf schließen, dass an gleicher Stelle die Burgkapelle der Herren von Hirschlach gestanden haben könnte. Das Chorgewölbe stammt von 1447, das Langhaus von 1730. In den Jahren 1545/54 nahmen die Bewohner die neue protestantische Lehre an, nur ein Hof blieb katholisch.

Die schmucke Dorfkirche ist ortsbildprägend für Hirschlach.

Die schmucke Dorfkirche ist ortsbildprägend für Hirschlach. © Daniel Ammon, NN

Bis 1952 hatte die Hirschlacher Kirchengemeinde einen eigenen Pfarrer, der gleichzeitig 2. Pfarrer in Merkendorf war. Seit 1952 liegt die Seelsorge allein in den Händen des Merkendorfer Stadtpfarrers. Obwohl die Kirchengemeinde besonders klein ist versah ein prominenter Pfarrer dort seinen Dienst: Friedrich Layritz, der Verfasser der 3. und 4. Strophe des Weihnachtsliedes "Es ist ein Ros' entsprungen" war von 1837 bis 1842 verantwortlicher Seelsorger.

Zwischen Dorfhaus und Kirche steht ein Bronzehirsch, der an de Namensherkunft des Ortes erinnert. Im Hintergrund ist das alte Schulhaus zu sehen.

Zwischen Dorfhaus und Kirche steht ein Bronzehirsch, der an de Namensherkunft des Ortes erinnert. Im Hintergrund ist das alte Schulhaus zu sehen. © Daniel Ammon, NN

Das Innere der St.-Johannis-Kirche besticht durch seine Schlichtheit. Am markantesten sind die zwei 1996 angebrachten Engel neben dem Altarkreuz von 1889. Heute hat das Kirchlein einen Altar, zu Beginn der Reformation waren es sogar drei. Mit der Renovierung 1889 erhielt das Gotteshaus Kanzel, Empore und Altaraufsatz.

Die Kassettendecke stammt von 1965/66. Das romanische Taufbecken wurde in der ehemaligen Burgkapelle gefunden. Die vier Glocken sind aus dem 15. Jahrhundert sowie von 1825 und 1976. Das Fachwerk im Kirchturm wurde 1955 freigelegt.

Im Dreißigjährigen Krieg stark verwüstet

Nebenan befindet sich der Friedhof, der seit 1796 besteht und das einstige Schulhaus. Dort gingen bis 1969 die Hirschlacher Kinder zum Unterricht. Seit 1720 ist eine Schule in dem Dorf nachweisbar.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde der Ort stark verwüstet. 1806 kam Hirschlach mit der Markgrafschaft Ansbach zum Königreich Bayern. Kurze Zeit später entstand die Ruralgemeinde Hirschlach mit den Ortschaften Heglau und Neuses.

Auf Beschluss des Gemeinderates führte die Gemeinde von 1956 bis zu ihrer Auflösung 1978 ein eigenes Wappen. Die Blasonierung lautete: "In Rot auf goldenem Rasen ein springender Hirsch." Es war das Hoheitswappen der Herren von Hirschlach.

Starke Vereinstreue

Im Zuge der Gebietsreform in Bayern kam Hirschlach zusammen mit seinem Ortsteil Neuses am 1. Mai 1978 zur Stadt Merkendorf. Eine umfangreiche Dorferneuerung erfuhr der Ort von 2006 bis 2012.

Am Maibaum ist das ehemalige Hirschlacher Wappen links zu sehen.

Am Maibaum ist das ehemalige Hirschlacher Wappen links zu sehen. © Daniel Ammon, NN

Dass Hirschlach besonders liebenswert ist, zeigt sich daran, dass sich der Ort heuer beim Bezirksentscheid des Bürgerwettbewerbes "Unser Dorf hat Zukunft" qualifiziert hat. Freiwillige Feuerwehr und Landfrauen zeugen von einer starken Vereinstreue im 126-Einwohner-Dorf am Rande der Altmühlwiesen. Und ganz besonders stolz sind sie auf ihre Kirche.

Serenade in der Kirche

Am Kirchweihsonntag, 26. Juni wird Dekan Klaus Mendel den Festgottesdienst zum 575. Jubiläum der Dorfkirche halten. Am Abend wird es wieder eine Serenade in der Kirche geben. In diesem Jahr spielt der Konzertgitarrist Stefan Grasse und das Ensemble Amena im Rahmen der "Klangvollen Sommerabende im Fränkischen Seenland". Der Eintritt ist frei.