Umstritten
Für optimalen Lebensraum: Maßnahmen im Hahnenkamm für Berghexe gehen weiter
19.7.2022, 19:00 UhrDie im Februar von Gehölzen freigestellten Flächen im Bereich des ehemaligen Kasernengeländes bei Heidenheim werden nachgepflegt, um den aufkommenden Aufwuchs dauerhaft zurückzudrängen und die Entwicklung eines Kalkmagerrasens mit offenen Gesteinslagen im Bereich des Südwesthangs zu ermöglichen, so die Ankündigung des Landratsamts.
Die Flächen wurden in den vergangenen Wochen bereits mit Schafen und Ziegen beweidet, im Bereich der Kalkschutthalde zeigen sich erste Pflanzen der Kalkmagerrasen. Ziel der Maßnahmen ist die Öffnung der Gesteinslage im Hangbereich, um so ein optimales Habitat für die Berghexe zu schaffen. Dabei ist es wichtig einen hohen Weidedruck auf die freigestellten Magerrasenflächen zu erzeugen. Um dieses optimale Habitat – einen lückigen Kalkmagerrasen mit offenen Gesteinslagen – langfristig zu erhalten, wird eine gut beweidbare Fläche für die Hüteschafhaltung geschaffen.
Da das ehemalige Kasernengelände mit Schafen beweidet wird, war die Schaffung von Triebwegen und die Wiederherstellung von verbrachten Magerrasen und Extensivwiesen ebenfalls dringlich erforderlich.
Für intensive Beweidung
Die Flächen unterhalb des Fledermauskellers konnten in den vergangenen Wochen erstmals wieder besser beweidet werden, so dass einer weiteren Verbuschung entgegengewirkt werden kann. Auch in diesem Bereich werden die freigestellten Flächen nachgepflegt. Durch die Freistellung können die Flächen in den nächsten Jahren intensiver beweidet werden, so dass sich hier artenreiche Wiesen entwickeln können.
Diese Wiesen sind wertvoller Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, vor allem für Insekten, Vögel und Fledermäuse. Durch den höheren Strukturreichtum profitieren aber auch Arten wie Feldhase oder Rebhuhn von der Pflege. Vor allem hat der Schäfer nun eine bessere Triebwegeverbindung zu den wertvollen Magerrasenflächen im Bereich des Südwesthangs, so dass diese wieder optimal beweidet werden können.
Mit der Umsetzung der Pflegearbeiten hat die Untere Naturschutzbehörde den Landschaftspflegeverband Mittelfranken beauftragt. Dieser vergibt die Arbeiten wieder an örtliche Landwirte, so dass die Wertschöpfung in der Gemeinde Heidenheim bleibt.
Panzerstraßen weisen gute Bedingungen auf
Im Bereich der ehemaligen Kasernenstraßen werden ab Ende Juli weitere Maßnahmen, die mit dem Eigentümer der Fläche abgestimmt sind, für die Berghexe umgesetzt. Die ehemaligen Panzerstraßen weisen sehr gute Lebensraumbedingungen für die Schmetterlingsraupe auf. Seit Schließung des Kasernenstandorts wachsen die ehemals offenen und spärlich bewachsenen Bereiche zu, so dass für die Raupenfraßpflanzen wie zum Beispiel Schafschwingel oder Bewimpertes Perlgras keine optimalen Bedingungen gegeben sind.
Der Lebensraum der wärmeliebenden Art besteht aus großflächigen, kargen und oft steilen Kalkmagerrasen mit einem hohen Anteil an Steinen, Schotter und Geröll. Aus diesem Grund sollen in einem Pilotversuch im Bereich ausgewählter Panzerstraßen wieder offene und lückige Stellen geschaffen werden. Diese Maßnahme wird wissenschaftlich begleitet, um zu untersuchen, ob dadurch kurzfristige und effektive Erhaltungsmaßnahmen für die hochbedrohte Schmetterlingsart möglich sind.
Die in der Vergangenheit und jetzt durchgeführten Maßnahmen im Bereich des ehemaligen Kasernengeländes bei Heidenheim sind für den Erhalt der Berghexen-Population in Bayern zwingend erforderlich. Hier hat der Regierungsbezirk Mittelfranken mit seinen zwei Vorkommen im Bereich des Hesselbergs und in Heidenheim eine hohe Verantwortung, und ausgehend von dem Vorkommen bei Heidenheim sollen die weiteren ehemaligen Lebensräume im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen wiederbesiedelt werden, betont das Landratsamt.
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