Wichtig ist das offene Gespräch
Jubiläum: 40 Jahre Frühförderung Kinderhilfe in Treuchtlingen
22.12.2021, 05:30 Uhr"Ab und an treffe ich ehemalige Eltern, die sich gerne an die Zeit in der Frühförderung mit ihrem Kind erinnern", sagt Urda Vontz bei der Jubiläumsfeier zum 40-jährigen Bestehen in Treuchtlingen. Dort werden Kinder ab Geburt bis zur Einschulung gefördert, die Entwicklungsauffälligkeiten oder eine Behinderung haben.
Seit 25 Jahren arbeitet Urda Vontz schon hier. Es kommt vor, dass sie Kinder betreut, deren Vater oder Mutter auch schon bei ihr waren. Die Geschichte der Frühförderung in Treuchtlingen begann schon in den 1970er Jahren. Eine Familie, deren Kind eine Zerebralparese hatte, gründete eine "Elterngruppe" für den Raum Weißenburg und Treuchtlingen.
Dank ihrer Initiative übernahm ein Augsburger Verein die ambulante Krankengymnastik für ihre Kinder. Als dieser das wegen der steigenden Nachfrage nicht mehr leisten konnte, kam der Verein für Menschen mit Körperbehinderung Nürnberg ins Spiel. Zunächst bot er einen mobilen physiotherapeutischen Dienst an, der 1981 in feste Räumlichkeiten in Treuchtlingen zog. Die Nachfrage war groß, da sich jetzt auch Eltern mit Kindern mit Entwicklungsauffälligkeit an diese Stelle wandten.
Im Laufe der Jahre entwickelte sich die Physiotherapie stetig weiter, und es kamen neue Aufgaben hinzu. Schon bald wurde aus ursprünglich zwei Mitarbeitenden ein interdisziplinäres Team. Bis heute sind hoch ausgebildete Expertinnen und Experten aus den Bereichen der Physiotherapie, Ergotherapie, der Logopädie, der Heilpädagogik, der Psychologie und der Psychomotorik vertreten. Die Mitarbeitenden gehen weiterhin ständig auf Fortbildungen, erklärt Vontz.
Die ganzheitliche Arbeitsweise mit einem interdisziplinären Team vereint unter einem Dach stünde im Vordergrund. Bei der Frühförderung sei es dem gesamten Team außerdem wichtig, ressourcenorientiert zu arbeiten.
"Wir bauen die Therapie auf dem auf, was das Kind kann und welcher Entwicklungsschritt der nächste ist", erklärt die Einrichtungsleiterin Vontz. Momentan betreut ihr Team etwa 130 Kinder, die zur Therapie teils in die Einrichtung kommen, teils aber auch direkt im Kindergarten von den mobilen Therapeutinnen die Förderung erhalten.
"Ganz wichtig ist das offene Gespräch"
Das ist wichtig, weil viele Eltern berufstätig sind und nicht alle Kinder am späten Nachmittag oder nach Feierabend der Eltern zur Therapie kommen können. Ein wichtiger Baustein für den Erfolg der Frühförderung ist die enge Zusammenarbeit mit den Kitas in der Region: "In 40 Jahren haben wir uns in den Kindergärten etabliert", erzählt Vontz und die gemeinsamen "Runden Tische" würden von allen Beteiligten geschätzt.
Mittlerweile betreuen Urda Vontz und die Mitarbeitenden nicht nur Kinder mit Behinderungen, sondern auch Kinder, bei denen Auffälligkeiten in der Entwicklung im Fokus steht. Das sind zum Beispiel Kinder, die Sprachprobleme, motorische Einschränkungen und sozial-emotionale Auffälligkeiten zeigen. Durch geeignete Diagnostik und Therapie kann man bei den Kindern noch vieles aufholen und positive Entwicklungsschritte anbahnen. "Ganz wichtig ist uns dabei das offene Gespräch und die Zusammenarbeit mit den Eltern", so Urda Vontz.
Zahl der Neuanmeldungen ist gestiegen
Die Frühförderung hat sich über die Jahre hinweg zu einer wichtigen Institution in der Stadt entwickelt. Das sieht auch Bürgermeisterin Kristina Becker (CSU) so, die extra zur Jubiläumsfeier gekommen ist, um ein paar Worte an die Anwesenden zu richten. "Dass es die Einrichtung so lange gibt, ist ein Qualitätsmerkmal." Die Räume seien außerdem wunderschön, hell und freundlich für die Kinder gestaltet.
Auch die Corona-Pandemie mit dem Lockdown hat die Einrichtung überstanden, obgleich, das erzählt Vontz offen, es eine schwierige Zeit war und noch ist. Unter geltenden Hygieneregeln darf das Team wieder Eltern und Kinder in den Räumlichkeiten behandeln.
Die Pandemie hat ihre Spuren hinterlassen. "Die Zahl der neuen Anmeldungen ist nach dem Lockdown stark gestiegen. Sehr viele Eltern sind auch im Hinblick auf die bevorstehende Einschulung unter Druck geraten", berichtet Vontz. Überhaupt seien die Anforderungen für die Eltern gewachsen. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie mit einem förderbedürftigen Kind erfordert ein gut funktionierendes Netzwerk. Sie bei den Herausforderungen im Alltag zu beraten, macht einen wichtigen Aspekt der Elternarbeit in der Frühförderung aus.
Erfolgsgeschichte seit 40 Jahren
Das interdisziplinäre Team und ihre Leiterin nehmen diese Aufgabe gerne an. Das ist deutlich zu spüren. Bei der Feier zum 40-jährigen Jubiläum, die wegen der Pandemie im kleinsten Rahmen stattfand, gab es deshalb eine große Torte von Anjas Museumscafé für alle Mitarbeitenden.
"Wir freuen uns, wenn die Kinder und Eltern gerne zu uns kommen und wir rückblickend in ihrem Leben eine positive Erinnerung besetzen". So gesehen bleibt die Frühförderung Kinderhilfe in Treuchtlingen eine über 40 Jahre individuelle und allgemeine Erfolgsgeschichte, fasst Urda Vontz stolz zusammen.
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