Turmläuten kein falscher Alarm

Dettelbacher Wallfahrt: Herzogenauracher werden um 4 Uhr geweckt

22.6.2022, 16:55 Uhr
Start in Herzogenaurach: ein Bild einer früheren Wallfahrt.

© Privat, NN Start in Herzogenaurach: ein Bild einer früheren Wallfahrt.

Und zwar für etwa 50 gläubige Christen, die zur Fußwallfahrt nach Dettelbach/Main aufbrechen, um ein altes Gelübde der hiesigen Katholiken einzulösen.

Schlimme Schlägerei als Ausgangspunkt

Es geht um die Wallfahrt nach Dettelbach zu „Maria im Sand“ oder „Maria im Weinberg“, die von den Herzogenauracher Christen schon seit 1738 begangen wird. Im Jahre 1504 war Kirchweih in Dettelbach, vom Wein erhitzt kommt es am Nachmittag zu einer Schlägerei, bei welcher Nikolas Lemmerer schwer verletzt wurde. Er wurde so schlimm zugerichtet, dass er ein ganzes Jahr das Bett hüten musste und es kaum Hoffnung auf Genesung gab.

Wundersame Heilung

Doch der allmächtige Gott soll sich seiner erbarmt und ihn geheilt haben. Danach pilgerte er zu einem Bildstock mit einer spätgotischen Pietà, der in der Nähe der Stadt Dettelbach zwischen den Weinbergen stand und setzte somit den Anfang der Wallfahrt zu „Maria im Sand“. Bald schon begingen immer mehr Menschen die Wallfahrt zur Pietá, so dass bald schon eine Bretterhütte über den Bildstock errichtet wurde und bald darauf eine Kapelle.

Ein Gruppenbild bei der Dettelbacher Wallfahrt ist obligatorisch.

Ein Gruppenbild bei der Dettelbacher Wallfahrt ist obligatorisch. © Privat, NN

Fürstbischof Julius Echter ließ dann knapp ein Jahrhundert später die Kapelle durch ein Haupt- und zwei Querschiffe erweitern. Die Kirche wurde schließlich 1613 eingeweiht.

Leidige Ungewitter

Seit nun bald 284 Jahren pilgern die Herzogenauracher Christen schon nach Dettelbach, ursprünglich aus „Not wegen leidiger Ungewitter viele Jahre lang“.

Aus dem ursprünglich vier Tage andauerndem Fußmarsch ist die Wallfahrt nun auf eine 3-Tage dauernde Fußwallfahrt, eine zweitägige Fuß- und Buswallfahrt oder eben die reine Buswallfahrt verkürzt worden. Seit 2001 gibt es auch eine neue Art der Wallfahrt, die vor allem die jugendlichen Christen sehr anspricht: Die Fahrradwallfahrt. Die Kirche, längst zu einer wunderschönen Basikia ausgebaut, ist seit vielen Jahren das Ziel Herzogenauracher Wallfahrer.

Hoffnung auf Maria

Auch während der beiden Weltkriege war es das Ziel Herzogenauracher Wallfahrer, die stets der Überzeugung waren, Maria hilft oder habe Ihnen geholfen. Das besondere an der Wallfahrt nach Dettelbach ist, dass die verschiedenen Gruppen alle am Samstag gemeinsam zur selben Zeit in Dettelbach ankommen und zusammen in die Wallfahrtskirche einziehen. Der Tag klingt dann mit einer feierlichen Lichterprozession und einem gemütlichen Beisammensein aus.

Sonntag ist dann um 9 Uhr der feierliche Gottesdienst mit Stadtpfarrer Helmut Hetzel, bei der die gesamte Kirche in Dettelbach fest in Herzogenauracher Hand ist. Nach dem Schlusssegen machen sich die einzelnen Gruppen dann wieder zurück in die Heimat nach Herzogenaurach.

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