Kontaktnachverfolgung

Kritik der Gesundheitsämter: Nutzt die Luca-App am Ende nichts?

11.8.2021, 16:28 Uhr
Über die Luca-App auf dem Smartphone können sich Besucher von Gaststätten oder Kulturveranstaltungen per QR-Code an- und abmelden. Ihre Adressdaten werden zunächst verschlüsselt hinterlegt.

© imago images/Friedrich Stark Über die Luca-App auf dem Smartphone können sich Besucher von Gaststätten oder Kulturveranstaltungen per QR-Code an- und abmelden. Ihre Adressdaten werden zunächst verschlüsselt hinterlegt.

Veranstalter, Restaurants oder Cafés setzen heute darauf, dass sich ihre Kunden digital anmelden. Denn die Zettelwirtschaft mit Adressenlisten, wie sie nach der derzeit geltenden Registrierungspflicht angelegt werden müssen, ist zeitraubend, oft hinterlassen Besucher auch unvollständige Angaben. Deshalb hat Bayern für ein Jahr die von dem Berliner Start-Up neXenio GmbH entwickelte Luca-App eingekauft, wie 12 andere Bundesländer auch.

Insgesamt mehr als 20 Millionen Euro sollen bezahlt worden sein, damit auch die Gesundheitsämter Zugang zu den Daten erhalten: Wird ein Corona-Fall bekannt, sollen die Ämter zur Nachverfolgung von Kontakten die Adressen nutzen können, die die Besucher eines Konzerts oder eines Lokals mit ihren Smartphones in der Luca-App hinterlegt haben.

Doch jetzt häuft sich die Kritik. Zunächst hatten Experten wie der Chaos-Computerclub auf die Sicherheitslücken im System hingewiesen. Jetzt klagen viele Gesundheitsämter, sie können gar nicht mit der Technik arbeiten, weil Schnittstellen fehlen, die die Luca-Anwendung mit ihrer neuen Software Sormas verbinden, die derzeit bundeseinheitlich installiert wird.

Der Nürnberger IT-Spezialist und Prozess-Experte Mesut Yavuz, der Berliner Gesundheitsämter bei der Digitalisierung berät, beklagt, dass die Luca-Verantwortlichen auch nach Monaten nicht auf Anfragen reagieren und die Ämter beim "onboarding" alleine lassen. In Berlin-Neukölln etwa habe er beide Systeme verbinden wollen, doch keinerlei Unterstützung erhalten.

Die App ermöglicht eine verschlüsselte Datenübertragung. Doch viele Gesundheitsämter können sie nicht nutzen, weil die technischen Schnittstellen zu ihren Systemen fehlen.

Die App ermöglicht eine verschlüsselte Datenübertragung. Doch viele Gesundheitsämter können sie nicht nutzen, weil die technischen Schnittstellen zu ihren Systemen fehlen. © imago images/Eibner

Yavuz, der auch mit den Behörden in der Metropolregion im Austausch steht, hat festgestellt, das Luca dort oft "wie eine Karteileiche" ungenutzt herumliege. In Fürth oder Nürnberg spiele das System eine viel geringere Rolle bei der Bekämpfung der Pandemie als erhofft.

Das Fürther Gesundheitsamt bestätigt auf Anfrage unserer Redaktion die Situation. "Luca ist die Ausnahme", sagte ein Sprecher, man bearbeite nur wenige Fälle, die über die App kommen. In Nürnberg verwendet man Luca nach Auskunft des neuen Verwaltungsleiters im Gesundheitsamt, Stefan Sembritzki, dort, wo es möglich ist. Probleme mit der App seien ihm nicht bekannt.

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