"Mehr Wohnraum nötig"

Droht die "Mietenkeule" im Landkreis Neumarkt? IG BAU fordert Umdenken

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21.9.2022, 14:37 Uhr
Wohnraum sollte nicht nur durch reinen Neubau geschaffen werden, fordert die IG BAU. 

© Melissa Erichsen/dpa/Symbolbild Wohnraum sollte nicht nur durch reinen Neubau geschaffen werden, fordert die IG BAU. 

Der Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz wohnt auf insgesamt rund 7,3 Millionen Quadratmetern. Die verteilen sich im Landkreis auf 62.070 Wohnungen. Das teilt die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt mit. Die IG BAU beruft sich dabei auf aktuelle Daten zum Wohnungsbestand vom Statistischen Bundesamt, die vom Pestel-Institut für die IG BAU analysiert wurden.

Mehr als sieben Zimmer

Demnach haben rund 15.200 Wohnungen im Kreis Neumarkt sieben oder sogar mehr Räume. „Wer so eine große Wohnung hat, die ihm auch noch gehört, hat eine Sorge nicht: die Angst vor steigenden Mieten“, sagt Manfred Götz. Der stellvertretende Vorsitzende der IG BAU Oberpfalz warnt die Immobilienwirtschaft davor, die Mietenspirale weiter nach oben zu drehen und damit die Inflation zusätzlich anzuheizen.

Götz fordert Privatvermieter genauso wie Wohnungsgesellschaften auf, ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nachzukommen. Dies bedeute, bei den Mieten Maß zu halten und auf Steigerungen weitgehend zu verzichten.

"Zitrone nicht weiter auspressen"

„Es ist ungehörig, die Zitrone weiter auszupressen. Ein Großteil der Haushalte wird durch die Kostenexplosion bei den Heizkosten ohnehin schon finanziell in die Knie gezwungen. Da darf nicht auch noch die ‚Mietenkeule‘ hinterherkommen“, so Götz.

Darüber hinaus warnt die IG BAU vor einer „Lähmungsphase beim Wohnungsbau“. Angesichts der aktuell schwierigeren Neubaubedingungen – hier vor allem Materialengpässe, steigende Materialpreise, hohe Baulandpreise und anziehende Bauzinsen – sei es dringend nötig, nach alternativen Wegen zu suchen. „Was wir jetzt brauchen, ist Flexibilität“, sagt Götz.

Umdenken und umbauen

Vor allem Wohnungsbaugesellschaften seien jetzt gefordert, umzudenken: „Wenn der Neubau nicht realisierbar erscheint, bietet das Umbauen von vorhandenen Nicht-Wohngebäuden zu Wohnungen große Chancen. Der Umbau braucht deutlich weniger Material – und ist schon deshalb der passende Weg zu mehr Wohnungen in der Krise. Allein durch den Umbau von Büros, die durch das Etablieren vom Homeoffice nicht mehr gebraucht werden, können viele neue Wohnungen entstehen. Und das deutlich kostengünstiger als im Neubau“, so der stellvertretende IG BAU-Bezirksvorsitzende.

Darüber hinaus biete die Dachaufstockung bei Wohnhäusern, die in der Nachkriegszeit bis zum Ende der 90er-Jahre gebaut wurden, ein enormes Potential: „Viele neue Wohnungen sind allein hier durch On-Top-Etagen möglich – und ebenfalls günstiger als jeder Neubau“, sagt Manfred Götz. Es lohne sich, eine „Dachaufstockungs- und Umbau-Offensive“ zu starten.

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