
Eindeutige Fachargumente
Windräder auf den Zeugenbergen bei Neumarkt: Nun positioniert sich der Bund Naturschutz
Wie berichtet, sollen auf den westlich von Neumarkt gelegenen Zeugenbergen Windräder errichtet werden. Hierbei handelt es sich um isolierte, durch Erosion entstandene Hügel wie den Tyrolsberg. Doch sowohl die CSU-Fraktion im Neumarkter Stadtrat als auch eine Bürgerinitiative sprechen sich dagegen aus.
Der Bund Naturschutz (BN) hat sich in der Vergangenheit recht deutlich für den Ausbau der Windkraft eingesetzt. Die exponierten Windräder auf den Zeugenbergen im Westen Neumarkts sieht die BN-Kreisgruppe Neumarkt laut einer nun veröffentlichten Pressemitteilung allerdings sehr kritisch. Wortwörtlich heißt es: „Nach vielen Gesprächen auf verschiedenen Ebenen ergibt sich, dass die juristische Lage wohl kompliziert ist, die Fachargumente sprechen allerdings eindeutig gegen diese Windräder.“
Aussagen wie „wenn wir den Klimawandel nicht stoppen, verschwindet die Artenvielfalt“ würden demnach die Runde machen. Es sei ein Versuch, alle Maßnahmen zu rechtfertigen. „Dabei wird schlichtweg ignoriert, dass sowohl der Ausbau der Erneuerbaren Energien als auch gleichzeitig die Sicherstellung und der Erhalt der Biodiversität oberste Priorität haben müssen“, so die Neumarkter BN-Kreisgruppe.
Gefahr von Hangrutschen? Bund Naturschutz positioniert sich zu Windrädern bei Neumarkt
Bei einer Informationstour auf den Großberg nördlich von Tyrolsberg seien die Ausmaße und auch die Problemfelder deutlich sichtbar geworden. Die BN-Kreisgruppe ist sich sicher, dass die Hanglage dort und auch die bei anderen auf den Zeugenbergen geplanten Anlagen deutlich größere Gefährdungen nach sich ziehen, als bislang eruiert wurde. „Die Hangrutsche aus der Vergangenheit, zum Beispiel am Sulzbürg und in Plankstetten, sollten zu denken geben.“
Die Anfahrtswege durch den Wald zum geplanten Standort auf circa 550 Metern Höhe sind laut der Pressemitteilung mehrere Kilometer lang mit Kurven, die sehr große Straßenradien benötigen, damit die 70 bis 80 Meter langen Rotorblätter angeliefert werden können. Wegen der immer häufiger und stärker auftretenden Stürme seien Schneisen im Wald aber zu unterlassen.
Das Gewicht eines Rotorblattes der geplanten Größe betrage oft deutlich mehr als 50 Tonnen. Die Waldwege müssten dementsprechend stark belastbar sein, was vor allem aufgrund der Weglänge zu einem nicht verantwortbaren Eintrag von Straßenbaumaterial in einen Naturraum führe. „Dieser absolut vermeidbare Ressourcenverbrauch ist überflüssig“, positioniert sich die Kreisgruppe des BN eindeutig. Verbunden damit seien auch nicht kalkulierbare Veränderungen im Wasserhaushalt.
Bund Naturschutz in Neumarkt gegen Windräder auf den Zeugenbergen: Das sind die Argumente
Über die komplexen Zusammenhänge der Tier- und Pflanzenwelt müssen sich die Planer wohl aufgrund der laxen Gesetzeslage keine Gedanken mehr machen, schreibt der Neumarkter Bund Naturschutz. Die Kreisgruppe fragt sich, ob die Gesetzgebung zu schnell erfolgt sei. „Natürlich brauchen wir den Strom aus Windkraft mitsamt den dazugehörigen Speichern. Aber dazu müssen nicht die Wälder in ihren vielfältigen Funktionen gestört werden.“
Bezug genommen wird auch auf den Klima-Expertenrat, der Mitte Mai darauf verwiesen hat, dass Deutschland die Treibhausgas-Ziele für 2030 verfehlen wird. Problematisch sei unter anderem, dass Wälder und Moore als natürliche Speicher von Treibhausgasen schwächeln würden. Insbesondere der Zustand des Waldes sei schlecht.
Die Kreisgruppe des BN fordert alle Entscheidungsträger in den Kommunen und im Regionalen Planungsverband dazu auf, diese Argumente bei der neuen Auslegung der geplanten Vorranggebiete für Windräder zu berücksichtigen. „Wertvolle Waldgebiete müssen künftig als Windkraftanlagen-Standorte ausgeschlossen werden. Im Landkreis Neumarkt liegt auf den freien Hochflächen in der ausgeräumten Landschaft ein großes Potenzial für den nötigen Zubau von Windrädern“, heißt es in der Pressemitteilung - „vor allem dort, wo eine Anbindung an das Stromnetz leicht möglich ist, mitsamt dem dazu nötigen Strom-Management.“ Auch sei wohl ein nicht unbeträchtliches Potenzial an kleineren Anlagen vorhanden, die durch Repowering, also eine umfassende Erneuerung, ein Vielfaches an Leistung bringen können.
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