Die Menschen hinter den Projekten

Zwei Busse und neue Schulen: Die Nepalhilfe Berching hat 2022 viel bewegt

vnp

5.1.2023, 09:00 Uhr
Roman Meier nimmt ein Geschenk am Tagesbetreuungshaus in Lubhu entgegen.

© Michael Rebele, NN Roman Meier nimmt ein Geschenk am Tagesbetreuungshaus in Lubhu entgegen.

Die Nepalhilfe Beilngries blickt auf das zurückliegende Jahr zurück und legt den Schwerpunkt dabei auf dem nach drei Jahren erstmals wieder durchgeführten zweiwöchigen Arbeitsbesuch im November.

Schon im Vorfeld hatte sich gezeigt, dass trotz der Vielzahl moderner Kommunikationsmöglichkeiten das persönliche Gespräch, ein Händedruck oder eine Umarmung nicht zu ersetzen sind. Vielmehr sind sie elementarer Bestandteil einer engen und effizienten Zusammenarbeit.

40 Termine quer durchs Land absolviert

Ihre Bestätigung fand diese Erkenntnis bei über vierzig Terminen in den verschiedensten Regionen des Landes, in denen die Nepalhilfe mittlerweile präsent ist. Für den Vorsitzenden Manfred Lindner, Roman Meier sowie Karin und Oliver Stahn waren häufig nicht die Termine an sich die Herausforderung, sondern die Wege und Pfade dorthin - die sich zu teils nervenaufreibenden Touren entwickelten.

Die Nepalhilfe will diesmal den Rückblick nicht auf die Eröffnungen neuer Gebäude oder die Übergabe von Hilfsgütern werfen, sondern die Menschen in den Mittelpunkt stellen. So wie Oliver und Karin Stahn, zwei Neue im Team, denen allabendlich der Kopf schwirrte bei der Vielzahl von Schulnamen, Personen und Orten.

Die Menschen hinter den Projekten

Dann natürlich die Menschen in Nepal selbst. Schon am ersten Besuchstag erwartete die Beilngrieser eine vierköpfige Gruppe aus der im äußersten Westen gelegenen Humla-Region. Sie hatte eine fünftägige Anreise auf sich genommen, um mit den Besuchern aus Bayern zusammenzutreffen, die derzeit zwei neue Schulgebäude in ihrer entlegenen Heimat finanzieren. Danach ging es für sie in Überlandbussen und zu Fuß wieder zurück in das annähernd 900 Kilometer entfernte Dorf Tanjakot.

Karin und Oliver Stahn in Landestracht.

Karin und Oliver Stahn in Landestracht. © Michael Rebele, NN

Es folgte ein dreitägiger Abstecher in den Sindhupalhok Distrikt, wo sich der Großteil der von der Nepalhilfe finanzierten Einrichtungen befindet. In Thulosirubari nutzte die 17-jährige Schülerin Prakriti Dulal die Gelegenheit, um in einem bestens vorbereiteten Redebeitrag die Bitte für eine Spende zum seit drei Jahren entfallenen Schulausflug vorzutragen. Spontan übergaben die Gäste dafür 800 Euro.

Krankenstation in Kubinde besucht

Beim Besuch der vor einem Jahr in Betrieb genommenen Krankenstation von Kubinde war es das Zusammentreffen mit dem 75-jährigen Shree Bahadur Nepal, der die Hälfte das 1300 Quadratmeter umfassenden Areals gespendet hatte. Er platzte an diesem besonderen Tag förmlich vor Freude und Stolz. Etwa 500 Patienten sind es monatlich, für die der Health Post ein Anlaufpunkt ist.

Dann noch Sima Bandari, die Leiterin der Samaj Bikash Schule von Khale, die bei ihrer Rede die Tränen nicht zurückhalten konnte ob des Wissens, dass die neu errichtete Schule dank der Finanzierung aus Deutschland realisiert werden konnte. 180 Jungen und Mädchen werden dort unterrichtet. Manfred Lindner nahm auch diesen Besuch zum Anlass auf die Eigenverantwortlichkeit der Bevölkerung für den künftigen Unterhalt des Gebäudes hinzuweisen.

In der Dunkelheit sicher unterwegs

Im Süden Nepals gab es Besuchstermine in und um die Stadt Kawasoti. So etwa am Madhyabindu Campus. Die Schule wird von 3200 Jungen und Mädchen besucht, mehr als die Hälfte davon sind Mädchen. Aus deren Reihen sprach bei der Übergabe zweier Schulbusse die 17-jährige Purnika Gurung und betonte dabei, wie wichtig diese Beförderungsmittel für die Mädchen puncto Sicherheitsgefühl seien.

Wegen des Zwei-Schichten-Schulbetriebs mussten sie bisher morgens oder abends in der Dunkelheit zu Fuß zur oder von der Schule heimgehen. Das habe mit dem Einsatz der Busse ein Ende. Unabhängig davon erweiterte sich der Einzugsbereich zum Campus auf 40 Kilometer.

Gruppenbild bei der Übergabe zweier Schulbusse in Kawasoti.

Gruppenbild bei der Übergabe zweier Schulbusse in Kawasoti. © Michael Rebele, NN

Einen Steinwurf entfernt liegt das derzeit im Bau befindliche künftige Kreiskrankenhaus. Von dort gibt es den Wermutstropfen der gesamten Reise zu vermelden, denn die baulichen Mängel und Unzulänglichkeiten in der Planung sind so eklatant, dass in Absprache aller am Bau beteiligten Partner ein temporärer Baustopp vereinbart wurde. Noch während des Aufenthalts in Nepal konnten dank der langjährigen Verbindung zu Shyam Dhaubadel, dem Leiter des Siddhi Memorial Hospitals von Bhaktapur, erste Kontakte zu einem kompetenten Architekturbüro in Kathmandu geknüpft werden, das die Korrekturmaßnahmen bereits aufgenommen hat.

Bewegende Momente im Tagesbetreuungshaus in Lubhu

Ein bewegender Moment war der Besuch des Tagesbetreuungshauses für Menschen mit geistigen oder körperlichen Einschränkungen in Lubhu. 17 Personen im Alter von fünf bis 35 Jahren finden dort seit Dezember 2021 unter wechselnder Obhut ihrer Eltern eine tägliche Betreuung. Es ist beabsichtigt, weitere zehn aufzunehmen. Damit der Einzugsbereich erweitert werden kann, wird es künftig auch Übernachtungsmöglichkeiten in dem Haus geben.

In Thulosirubari ersucht Pakriti Dulal um Unterstützung für den Schulausflug.

In Thulosirubari ersucht Pakriti Dulal um Unterstützung für den Schulausflug. © Michael Rebele, NN

Um die individuellen Therapiemöglichkeiten wird sich Rajan Suwal kümmern. Der ehemalige Bewohner des nur wenige hundert Meter entfernten Shaligram Kinderhauses hat nach Abschluss seiner Ausbildung zum Physiotherapeuten in Indien, in Kathmandu beruflich Fuß gefasst. Nach wie vor fühlt er sich der Nepalhilfe Beilngries eng verbunden, die ihm all diese Möglichkeiten eröffnete. Davon wird er künftig etwas zurückgeben.

"Die Gams" bietet einen Ausbildungsplatz

Im angesprochenen Shaligram Kinderhaus bereiten sich die 21-jährige Radha Devi Maka und der 24-jährige Pasang Sonam Sherpa auf ihre Arbeit in der Gastronomie in Beilngries vor. Das Hotel „Die Gams“ würde ihnen einen Ausbildungsplatz zur Verfügung stellen. Derzeit „büffeln“ beide Deutsch am Goethe Institut in Kathmandu um nach erfolgreicher Prüfung ab Herbst dieses Jahres ihre Ausbildung anzutreten.

Damit geht der Blick nach vorn. Mit der bewährten und engen Zusammenarbeit mit Sunil Shrestha und Shyam Pandit, die sich in der Planung und Koordination der zweiwöchigen Arbeitsreise einmal mehr zeigte, wird man auch künftig anstehende Herausforderungen meistern. Beide haben insbesondere mit Gupta Bahadur Bandari aber auch Sakar Lamichane seit einem Jahr Unterstützung an ihrer Seite.

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