Münchsteinach statt Nürnberg

Große Begeisterung für Münster und Schloss: Slotkoor aus den Niederlanden singt in Franken

1.8.2022, 17:00 Uhr
Mit dem Dirigenten Fokko Oldhuis (links) zauberte der niederländische „Slotkoor“ wieder faszinierende Klangbilder in das Münchsteinacher Münster.

© hjm Mit dem Dirigenten Fokko Oldhuis (links) zauberte der niederländische „Slotkoor“ wieder faszinierende Klangbilder in das Münchsteinacher Münster.

Nach Opus 4 sorgte der niederländische Slotkoor für einen weiteren Höhepunkt im Münchsteinacher Kultursommer und weit darüber hinaus. Für die anspruchsvollen Chorwerke bot das romanische Münster mit seiner großartigen Akustik einmal den denkbar besten Rahmen.

Der hatte einst auch den Dirigenten Fokko Oldenhuis und einige Chormitglieder überzeugt, als sie Dr. Erich Zimmermann bei einem Konzert in Markt Nordheim nach Münchsteinach eingeladen hatte, das sich denn auch gegen Nürnberg als Gastspielstätte durchsetzen sollte. Nun machte der Slotkoor nach seiner sommerlichen Probenwoche auf Schloss Seehaus in Markt Nordheim den dritten Abstecher in das Münster und wusste wiederum das Publikum zu begeistern.

Sehr schnelle Entscheidung

Die Verbindung des Slotkoores mit Franken reicht in den Sommer 2008 zurück, als ein Bekannter dem Dirigenten Oldenhuis über beste Erfahrungen mit einem „Musikprojekt in lockerer, ungezwungener Atmosphäre auf Schloss Seehaus“ mit seinem auf internationalen Konzertbühnen bekannten Gastgeber Jan Kobow erzählte. Bei einer Visite im folgenden Jahr stand sofort fest: „Da werden wir singen.“ Eine Entscheidung, die fortan für die sommerlichen Probenwochen in Markt Nordheim mit Abschlusskonzerten sorgen und diese rasch Beachtung in der Musikregion Franken finden sollten.

Da es nach Berichten des Chores schon immer die Idee von Fokko Oldenhuis gewesen sei, mit seinem Projektchor in Kirchen aufzutreten, war er rasch für Konzerte im Münchsteinacher Münster zu begeistern, die inzwischen zum festen Programm des Slotkoores als Abschluss der Probenwoche gehören, zu der das Ensembles ausgewählter Kammersängerinnen und -Sänger in „unser geliebtes Schloss Seehaus“ anreist.

Nach zweijähriger Coronapause konnte man bei einer „guten Balance zwischen würzigen Proben, reichlich Entspannungsmöglichkeiten und gutem Essen und Trinken“ Werke anspruchsvoller Chorliteratur einstudieren. Zwischen den drei Probeneinheiten wurde in wunderbarer Atmosphäre entspannt, wie es berichtet wird.

Stehende Ovationen

Das Resultat konnte sich sowohl bei einem Konzert unter dem Motto „Open Windows“ auf Schloss Seehaus als auch im Münchsteinacher Nikolaus-Münster buchstäblich hören lassen. Geöffnet wurden dabei die Fenster zu Kompositionen abseits des heute dominierenden Mainstreams. Unter der Leitung des versierten Dirigenten Fokko Oldenhuis oder auch der Repetitorin Dorien Schouten bot der Slotkoor in Solopartien oder in kleiner Besetzung mit tongewaltigem Volumen ein überwältigendes Hörerlebnis mit faszinierenden Klangbildern, wofür sich das Publikum mit stehenden Ovationen bedankte.

In der Pause sorgten die versierten Kammersängerinnen und Kammersänger mit fröhlichem Gezwitscher und Geschnatter für eine originelle Überraschung.

In der Pause sorgten die versierten Kammersängerinnen und Kammersänger mit fröhlichem Gezwitscher und Geschnatter für eine originelle Überraschung. © hjm

Überrascht wurde es nach bewegenden Botschaften etwa über den „Kampf losgelassener Kräfte um erneutes Sein“, oder das Bild verwüsteter Städte mit den schmerzhaften Parallelen zur Gegenwart auf dem Weg in die Pause von munterem Gezwitscher und Geschnatter in mitreißender Lautlust, so dass sich manch eine Stimme aus dem Publikum in das heitere „Dibbidibbideee“ einmischte, das einen verzweifelten Dirigenten „in die Knie“ zwang.

Eine halbe Stunde an der Orgel

Oldenhuis verstand es aber brillant, das Ensemble wieder auf die anspruchsvolle Chormusik einzustimmen, die auch einen beindruckenden zweiten Konzertteil prägte. Auf das Ergebnis des sommerlichen Musikprojektes dürfen sich in der Heimat des Slotkoores noch Musikfreunde in Amsterdam und Utrecht freuen. Vor und nach dem Konzert sowie in der Pause genossen die Musikfreunde aus der Region die weithin geschätzte Gastlichkeit in romantischer Kulisse, für die wieder der Münchsteinacher Kulturkreis mit viel Empathie sorgte.

Diese zwangen ihren Leiter jedoch verzweifelt in die Knie. Zuvor und danach aber hatte er seinen „wilden Haufen“ bei anspruchsvoller Chormusik fest im Griff.

Diese zwangen ihren Leiter jedoch verzweifelt in die Knie. Zuvor und danach aber hatte er seinen „wilden Haufen“ bei anspruchsvoller Chormusik fest im Griff. © hjm

Münchsteinach lädt im August noch zu traditionellen "30-Minuten-Orgelmusik" ein: Michael Gunselmann aus Herzogenaurach spielt die Orgel im Münster am 6. August, Florian Rauscher aus Dietersheim am 13. August sowie Henrick Stark aus Hannover am 20. August (jeweils 19 Uhr). Nach der Pandemiepause findet am Samstag, 17. September, in dem romantisch illuminierten Münster auch endlich wieder ein Kerzenscheinkonzert statt. Gestaltet wird es ab 20 Uhr vom „Amadeus Chor“ aus Neuendettelsau und das Bläserensemble Paul Schemm mit „Magic Brass“. Kartenreservierungen sind unter der Telefonnummer 09166/9969644 möglich.

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