
Problem Narkosemittel
Nicht tief genug begraben: Greifvögel fressen Haustier-Kadaver – und verenden
Viele Hunde- und Katzenbesitzer haben ein so enges Verhältnis zu ihren Tieren, dass sie diese auch nach ihrem Tod nicht einfach an die Tierkörperbeseitigungsanstalt geben möchten. Sie möchten einen Ort, an dem sie trauern können.
Oft findet sich dieser Ort im eigenen Garten, wo viele der heiß und innig geliebten Haustiere begraben werden. Rein rechtlich ist das bei Haustieren erlaubt, wenn einem das Grundstück selbst gehört und das Tier nicht an einer übertragbaren Seuche erkrankt war. Nicht gestattet ist das Vergraben laut Bundesverbraucherschutzministerium in Wasserschutzgebieten, in unmittelbarer Nähe öffentlicher Plätze und Wege, auf öffentlichen Grünflächen oder im Wald – auch wenn einem dieser selbst gehört.
So tief sollte man tote Haustiere vergraben
Das Problem in der freien Natur: Oft werden die Tiere nicht tief genug vergraben. Empfohlen wird eine mindestens 50 Zentimeter hohe Erdschicht über dem Leichnam.
Wenn dies nicht eingehalten wird, kann das verstorbene Tier zur Gefahr für andere Tiere werden. Denn wenn die Haustiere zuvor mit dem Arzneimittel Pentobarbital eingeschläfert wurden, so bleibt dieses Narkosemittel auch nach dem Tod noch lange im Körper.
"Werden die Haustiere widerrechtlich in der freien Natur beigesetzt, graben Aasfresser die Kadaver oft wieder aus und sterben an dem im Tierkörper noch enthaltenen Gift", erklärt Andreas von Lindeiner, Landesbeauftragter für Naturschutz des Landesbundes für Vogel- und Naturschutz (LBV).
Weißstorch in Franken fraß Ibuprofen
Der LBV hat gemeinsam mit der Gregor-Louisoder Umweltstiftung die Jahresbilanz 2024 zur Naturschutzkriminalität vorgelegt – und neben vielen Fällen vorsätzlicher Vergiftungen auch das Problem der unbeabsichtigten Vorfälle dokumentiert.
So wurden bei einem Rotmilan im Oberallgäu und einem Habicht bei Ansbach Vergiftungen mit Pentobarbital nachgewiesen, sie hatten offenbar eingeschläferte Haustiere gefressen.
Doch auch andere Stoffe werden immer wieder zu sorglos entsorgt. Ein Weißstorch starb im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim, weil er Ibuprofen gefressen hatte. Das Schmerzmittel verursacht laut LBV tödliche Nierenschäden und Blutungen bei Vögeln.
Immer wieder sterben Greifvögel auch, weil sie Ratten fressen, die Rattengifte wie Brodifacoum in sich haben. Ratten, die das Gift konsumiert haben, sterben erst nach einigen Tagen. Werden sie in dieser Zeit von Greifvögeln erbeutet, werden auch diese vergiftet.
LBV hat im Landkreis ERH Belohnung von 3000 Euro ausgelobt
Im Landkreis Regensburg war eine Zuchttaube verstümmelt und mit dem Gift Carbofuran präpariert worden. Sie sollte offenbar einen Wanderfalken oder Habicht ködern und dadurch töten. Der LBV nennt solche Fälle "Kamikazetauben" und kennt noch einen zweiten Vorfall im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm. Dort war ein toter Mäusebussard neben zwei toten Zuchttauben gefunden worden.
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Bei insgesamt 50 toten Großvögeln in Bayern gab es 2024 den Verdacht auf illegale Aktivitäten. In zwölf Fällen konnte eine Vergiftung nachgewiesen werden. Besonders häufig kam dabei das in der EU schon seit vielen Jahren verbotene Nervengift Carbofuran zum Einsatz.
Im Landkreis Erlangen-Höchstadt waren im März 2024 innerhalb von nur drei Tagen gleich drei Greifvögel mit Carbofuran getötet worden. Der LBV und Privatleute vor Ort haben für Hinweise, die zur Aufklärung der Taten führen, eine Belohnung von 3000 Euro ausgelobt. Tatsächlich werden die Täter in solchen Fällen aber nur sehr selten überführt.
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