Schon zum 1. Januar?
Ende einer Ära: Röthenbach will die Fusion mit der Volkshochschule Unteres Pegnitztal
26.7.2022, 09:09 UhrRöthenbach ist die einzige Kommune im Nürnberger Land, die noch eine selbstständige Volkshochschule (VHS) hat. Damit könnte zum 1. Januar Schluss sein. Der Stadtrat hat Ende Juni einen Beschluss gefällt, der in Röthenbach lange undenkbar war: „Baldmöglichst“ soll die Stadt dem Zweckverband Volkshochschule Unteres Pegnitztal beitreten.
„Es führt kein Weg daran vorbei“, sagt Josef Hailand. Er ist nicht nur Leiter des Stadtbauamts, sondern auch Geschäftsführer der 1952 gegründeten Volkshochschule. Hailand erklärt: Die Röthenbacher VHS erfüllt die Mindestkriterien nicht, die die Landesorganisation, der Bayerische Volkshochschulverband, 2016 aufgestellt hat. „Dafür sind wir zu klein“, so der Geschäftsführer.
Unter anderem erreichen die Röthenbacher die vorgeschriebene jährliche Mindestteilnehmerzahl von 2500 nicht. Die Kurse in der Pegnitzstadt besuchen in der Spitze nur 1900 Personen im Jahr. Auch
die Gesamtzahl der Angebote ist zu gering: Statt auf 150 Veranstaltungen kommt die VHS nur auf etwa 90.
Keine Chance als Einzelkämpfer
Wer nicht Mitglied im Verband ist, der kann jedoch auch keinen staatlichen Zuschuss einstreichen. Es geht um jährlich 13 000 Euro. Das sei aber nicht das einzige Argument, so Hailand: Der Verband regle viel Organisatorisches. So habe er etwa in der Pandemiezeit den Kontakt mit der Staatsregierung gehalten. Als Einzelkämpfer hätten die Röthenbacher keine Chance.
Bereits zum Jahreswechsel musste die VHS ihr grundsätzliches Interesse an einer Fusion mit den Kollegen der Volkshochschule Unteres Pegnitztal bekunden, „wir haben schon viele Gespräche geführt und sind jetzt dabei, den Übergang zu regeln“, sagt Hailand.
Schon im neuen Herbst-/Winterprogramm bieten die Kollegen aus Lauf erste Kurse in der Nachbarstadt an.
„Die eigene Volkshochschule war immer ein Aushängeschild“, sagt Bürgermeister Klaus Hacker (Freie Wähler). In der Tat: Noch 2019 lehnte der Stadtrat einen Antrag der CSU ab, die eine Fusion zumindest prüfen lassen wollte. Das Thema sei „schon öfter durchgerechnet worden“, beschied damals ein SPD-Stadtrat knapp. Die Freien Wähler fürchteten bei einem Beitritt gar einen viel geringeren „Einfluss auf die Gestaltung des Angebots“.
Debatte unter falschen Vorzeichen?
Wolfgang Gottschalk, der CSU-Fraktionssprecher, kritisiert, dass die Debatte unter falschen Vorzeichen geführt wurde: Dass die VHS die Mindestkriterien nicht erfüllt, sei schon damals klar gewesen – nur hätten die Räte es nicht erfahren.
Geschäftsführer Hailand meint dazu, dass „nicht mit der VHS, sondern nur über die VHS“ gesprochen wurde. Er sei vom Stadtrat nicht gefragt worden. Ähnlich sieht es der Bürgermeister: „Es ging nicht um inhaltliche Fragen.“ Das Thema sei lediglich im Rahmen der Haushaltskonsolidierung behandelt worden.
Bisher kostete die VHS die Röthenbacher nach Angaben von Hailand rund 50 000 Euro im Jahr, das Gebäude am Adolph-Kolping-Platz ausgenommen. Bei einem Beitritt zum Zweckverband Volkshochschule Unteres Pegnitztal werden jährlich sieben Euro Beitrag pro Einwohner fällig, also rund 87 000 Euro. Dafür dürfte das Angebot deutlich ausgeweitet werden.
Zweckverband existiert seit 1989
Die VHS Unteres Pegnitztal gibt es seit Oktober 1989, sie war damals ein Zusammenschluss der Kommunen Lauf, Rückersdorf und Schwaig. Schon im Mai 1990 entschied sich Neunkirchen zum Beitritt, Ottensoos folgte 2014, Schnaittach als bisher jüngstes Mitglied 2019.
Zwar hat der Zweckverband seinen Sitz in Lauf, doch bietet die VHS Veranstaltungen in allen Mitgliedsorten an. Diese stellen Räume zur Verfügung. In Röthenbach könnten Kurse weiterhin in der Neuen Mitte und im städtischen Gebäude am Adolph-Kolping-Platz stattfinden.
Die Gespräche mit dem Zweckverband würden „auf Augenhöhe“ geführt, sagt der Röthenbacher Bürgermeister: „Es wird keine Übernahme, sondern ein Beitritt.“