Überlegungen zum Sedansgärtlein

Kriegerdenkmal soll an seinem Platz bleiben

3.8.2022, 15:00 Uhr
Kriegerdenkmal soll an seinem Platz bleiben

© Alex Blinten

 Am 19. März 1872 haben die Winkelhaider im Ortszentrum drei Bäume gepflanzt - im nationalen Überschwang der Reichsgründung und in Erinnerung an den deutsch-französischen Krieg von 1870/71. Bis heute heißt die kleine Grünanlage im Ort  Sedansgärtlein, im Gedenken an die Schlacht von Sedan, nach der der französische Kaiser Napoleon III. in Gefangenschaft geriet und abdanken musste. Die beiden Linden und die Eiche widmeten die Dorfbewohner seinerzeit Kaiser Wilhelm I., Reichskanzler Bismarck und Generalfeldmarschall Graf von Moltke. Das ist nur noch einem kleinen Kreis historisch interessierter Winkelhaider bekannt. Fast in Vergessenheit geraten ist ein vierter Baum, eine Eiche, die im Sedansgärtlein bis 1945 Hitler-Eiche hieß und der man den zweifelhaften Ehrennamen nach dem Krieg ganz schnell aberkannt hat.

Seit 1922 gibt es im Winkelhaider Sedansgärtlein ein Kriegerdenkmal mit den Namen der im 1. und 2. Weltkrieg gefallenen Soldaten aus dem Ort, aus Penzenhofen, Richthausen und Ungelstetten. Klaus Blendinger vom örtlichen Verein Deutscher Waffenbrüder setzt sich für die Aufnahme des Monuments in die Denkmalliste des Landkreises ein. Es soll unter Schutz gestellt werden.

Der langjährige Winkelhaider Gemeinderat hat die Diskussion um das Altdorfer Kriegerdenkmal am Markt verfolgt, das nur noch eine hauchdünne Mehrheit des Stadtrats an seinem jetzigen Standort haben will. Die Grünen sind mit ihrem Antrag knapp gescheitert, das Denkmal aus dem Ortszentrum zu entfernen und auf dem Friedhof aufzustellen. "In Winkelhaid soll das Kriegerdenkmal im Sedansgärtlein bleiben", macht Blendinger klar. Damit der Standort auch für die Zukunft so gesichert ist, will der Winkelhaider Gemeinderat jetzt den Denkmalschutz ins Boot holen. Den Rathauschef hat er ohnehin auf seiner Seite. "So lange ich in Winkelhaid Bürgermeister bin", verspricht Michael Schmidt, "bleibt das Kriegerdenkmal, wo es jetzt steht."  Augenzwinkernd gibt er sein Versprechen ab - mit dem Hinweis, dass seine Stimme im Gemeinderat ja nur eine unter vielen ist.

Frage also an den Denkmalschutz, ob es denn als Denkmal unter Schutz gestellt werden kann: Ganz so einfach, wie sich Klaus Blendinger das vorgestellt hat, ist es am Ende nicht, erklärt Dr. Karl Gattinger, im Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege unter anderem zuständig für die Denkmalerfassung und -forschung und auch für die Denkmallisten im Freistaat. Gattinger hat sich im Sedansgärtlein umgeschaut und sich ein Bild gemacht von der Beschaffenheit des Monuments und wie es sich in den kleinen Garten fügt, außerdem von der im vorderen Bereich befindlichen Granitmauer.

"Man müsste halt wissen, wer der Steinmetz war, der das Kriegerdenkmal geschaffen hat", erklärt er vor Ort. Hatte er sich etwa damals schon oder in späteren Jahren einen Namen gemacht mit anderen bedeutenden Denkmälern? Weil weder Blendinger noch Schmidt eine Ahnung haben, wer vor 100 Jahren den Auftrag für das Kriegerdenkmal erhielt, erinnert Gattinger daran, dass es im Gemeindearchiv dazu eventuell noch Schriftverkehr und Rechnungen geben muss. Bürgermeister Schmidt allerdings ist skeptisch, ob noch verwertbare Unterlagen aus den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts vorliegen. Nachschauen lassen will er auf jeden Fall. Und er betont, dass die Gemeinde sich um das Denkmal kümmert. Im aktuellen Haushalt sind Mittel für dessen Sanierung aufgenommen.

Bleibt noch zu klären, warum das Sedansgärtlein kein Naturdenkmal mehr ist. 1910 wurde es als solches katalogisiert und erscheint in mehreren Veröffentlichungen, unter anderem in dem von Ferdinand Eckhard 1957 veröffentlichten Buch "Naturdenkmale im Landkreis Nürnberger Land". In den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts hat der Landkreis an der kleinen Gartenanlage ein Schild anbringen lassen, das sie als Naturdenkmal ausweist. 1995 dann die in der Rückschau überraschende Entscheidung: Das Sedansgärtlein in Winkelhaid verliert seinen Status als Naturdenkmal.

Kriegerdenkmal soll an seinem Platz bleiben

© Alex Blinten

Damals habe man die Naturdenkmäler neu bewertet, teilt die Pressestelle des Landratsamts dazu mit. Und dabei sei festgestellt worden, dass die Winkelhaider Gartenanlage die rechtlichen Voraussetzungen für ein Naturdenkmal nicht mehr erfüllt.  Rein zufällig kam die Herausnahme der Gartenanlage aus der Liste der Naturdenkmäler zum selben Zeitpunkt, als es Überlegungen gab, im Zentrum von Winkelhaid einen Kreisverkehr zu bauen. Die Pläne dafür liegen bis heute in der Schublade, haben aber langfristig keine Chance, realisiert zu werden.

Könnte das Gärtlein denn wieder Naturdenkmal werden? Immerhin hängt bis heute das entsprechende Schild an einem Baum. 1995 hat man einfach vergessen, es zu entfernen. Die 1995 für Naturdenkmäler eingeführten Neuregelungen sind  bis heute gültig, erfahren wir im Landratsamt. Deshalb bekommt das Sedansgärtlein seinen Status nicht zurück.