Holger Heuber in Feucht

Wie man drei Kinder 370 Kilometer durch kanadische Wildnis führt

20.11.2022, 18:00 Uhr
DAV-Vorstandsmitglied Walter Kuba (links), Abenteurer Holger Heuber und Feuchts Bürgermeister Jörg Kotzur (rechts) bei der Veranstaltung in der Feuchter Reichswaldhalle.

© Wolfgang Stolzenberg DAV-Vorstandsmitglied Walter Kuba (links), Abenteurer Holger Heuber und Feuchts Bürgermeister Jörg Kotzur (rechts) bei der Veranstaltung in der Feuchter Reichswaldhalle.

„Die Straßen des Nordens sind die Flüsse.“ Mit diesem Zitat von Kurt Albert eröffnete Holger Heuber am Freitagabend in der Reichswaldhalle Feucht seinen Vortrag „Up North!“, zu dem der Kulturkreis Markt Feucht zusammen mit der DAV Sektion Feucht eingeladen hatte. Die Weite und Unberührtheit des hohen Nordens - Kanada und Alaska - zieht Holger Heuber und seinen Freund und Reisebegleiter Thomas „Eisi“ Eisenhöfer immer wieder in den Bann.

Nach der Begrüßung durch den ersten Bürgermeister der Marktgemeinde, Jörg Kotzur, der ebenfalls Alpenvereinsmitglied und begeisterter Reisender ist, nahm Holger Heuber das Publikum mit auf seine Reisen. Thomas Eisenhöfer transportierte die Atmosphäre des Nordens mit selbst komponierter Livemusik - gespielt auf seiner Gitarre und unterstützt durch seinen Gesang - gekonnt in den Vortragssaal. 

Abenteuerreise mit Kindern

Die erste Reise, über die die beiden Abenteurer berichteten, führte zum Turnagain River. Das Spannende hierbei war, dass vier Kinder dabei waren: Stefan Glowacz wollte seinen 14-jährigen Drillingen zeigen, womit er seine Zeit verbringt und seinen Lebensunterhalt verdient, und auch die fast 14-jährige Tochter von Thomas Eisenhöfer nahm an der Reise teil. Die Kinder wurden von Anfang an bei der Planung mit einbezogen.

Mit aufblasbaren Gummi-Kanadiern paddelte das Team aus Kindern und Erwachsenen dann fast 370 Kilometer durch die kanadische Wildnis. Der selten befahrene Fluss führt Wildwasser, Baumstämme blockieren die Weiterfahrt und die Turnagain Falls - spektakuläre, aber unbefahrbare Wasserfälle - machen einen Transport der Boote durch den undurchdringlichen Dschungel notwendig.

Diese sechs Kilometer Wanderung mit der kompletten Ausrüstung, begleitet durch zahllose quälende Moskitos, wurde von den Kindern „Marsch des Leidens“ getauft und dem Publikum durch „Eisis“ getragene, leidende Gitarre nahe gebracht. 
Die Gruppe musste mit Schwierigkeiten wie Begegnungen mit Bären und Elchen sowie einem riesigen Riss im Boot umgehen. Der fischreiche Turnagain River belohnte die Abenteurer für die erlittenen Strapazen mit Forellen im Überfluss, so dass die Abendmahlzeiten gesichert waren. Sowohl für die Kinder als auch für die Erwachsenen werde diese besondere Reise unvergessen bleiben.

Bei einem weiteren Abenteuer im hohen Norden wurden die Anwesenden auf den Yukon Quest mitgenommen. An diesem legendären Schlittenhunderennen durch Alaska und Kanada/Yukon, das als „härtestes Schlittenhunderennen der Welt“ gilt, hat Thomas Eisenhöfer teilgenommen. Eindrucksvolle Fotos der Hunde und der eisigen Landschaft wurden wieder mit eigens dafür komponierter Musik unterlegt.

Unberührte Landschaften

Wie entdeckt man heutzutage unberührte Landschaften? Oft durch Satellitenkarten im Internet. Die Aleuten, ganz am Rande Alaskas, sind so ein Fleckchen Erde. Ein deutlich auf der Satellitenkarte erkennbarer See in einem Vulkankrater führt auf kleinen Flüssen zum Golf von Alaska und weckte das Interesse von einem Team um Holger Heuber. Die Abenteurer hatten die Idee, diese Strecke zu paddeln.

Auf der Inselkette vulkanischen Ursprungs sind Straßen allerdings rar. Das Expeditionsteam musste also zu Fuß durch unwegsames Gelände bis zum Vulkankrater aufsteigen. Fast 40 Kilogramm Gepäck pro Person sowie anhaltender Dauerregen machten die Unternehmung nicht leichter. Mit Packrafts - leichten, aufblasbaren Booten - paddelten die drei Reisenden durch Kratersee und Flusssystem.

Hinzu kommt, dass hier das größte an Land lebende Raubtier der Erde - der Kodiakbär - heimisch ist und für unliebsame Überraschungen sorgen kann. Die Expeditionsteilnehmer erfuhren dies am eigenen Leib, weil ihre sämtlichen verbliebenen Essensvorräte von Bären geplündert wurden.

Die Entschädigung für all diese Strapazen bekam das Publikum durch eindrucksvolle Fotos vermittelt - nebelverhangene Weite, bizarre Felsen, neongrüne bis rötliche Farne und Moose. Bisweilen fühlt man sich auf einen fremden Planeten versetzt. Die letzte in der Reichswaldhalle vorgestellte Reise nahm die Anwesenden auf den Tatshenshini River mit. Diesen interessanten Paddelfluss wollte Holger Heuber von der Quelle bis zum Meer fahren. Da die Zivilisation auch hier fern ist, musste die Gruppe nach Erreichen des Pazifiks noch ein Stück auf dem Meer paddeln. Der nächste bewohnte Außenposten der Zivilisation, der erreicht werden musste, war der Fischerort Yakutat. In der Saison fährt hier zumindest einmal im Monat eine Fähre. Das erklärte Ziel der Paddler war also, dieses Schiff zu erreichen.

Fotos verzaubern das Publikum

Die erste Herausforderung war, den Tatshenshini mit den langen und eigentlich für Wildwasser ungeeigneten Seekajaks zu befahren. Bei einem „Jahrhunderthoch“ mit für die Region ungewohntem T-Shirt-Wetter legte die Gruppe die Strecke zurück. Fotos von im Wasser in der Sonne glitzernden Eisbergen, vergletscherten Bergketten und dem Mount St. Elias verzauberten das Publikum.

Als das Abenteurerteam allerdings in den Pazifik hinaus paddeln wollte, schlug das Wetter um und die hohen Wellen machten ein Fortkommen nahezu unmöglich. Dank des Tipps eines Einheimischen erreichte die Gruppe letztlich doch noch ihre Fähre und kam im Anschluss auf der alten Goldgräberroute über den White Pass mit einer Dampfeisenbahn zurück in die Yukon-Hauptstadt Whitehorse.

Zum Abschluss des Abends dankte DAV-Vorstandsmitglied Walter Kuba Holger Heuber und Thomas Eisenhöfer herzlich für die spannenden Geschichten und die persönliche Gestaltung durch die Livemusik. Durch die inspirierenden Geschichten, die Bilder und die Musik der beiden Vortragenden wurde die Abenteuer- und Reiselust der Zuhörenden geweckt und der eine oder die andere überlegen sich bestimmt, wohin sie in nächster Zeit einmal aufbrechen können.