Prozess

Doppelmord von Mistelbach: Fällt heute das Urteil?

23.1.2023, 07:54 Uhr
Die angeklagte junge Frau (r.): Sie soll während der Tat ihre jüngeren Geschwister davon abgehalten haben, einzuschreiten.

© Daniel Karmann/dpa Die angeklagte junge Frau (r.): Sie soll während der Tat ihre jüngeren Geschwister davon abgehalten haben, einzuschreiten.

Vor etwa einem Jahr hatte die Polizei in einem Dorf bei Bayreuth zwei Leichen entdeckt: Ein Ärzte-Ehepaar war in seinem Schlafzimmer erstochen worden. Nun wird in dem Fall ein Urteil erwartet - angeklagt sind der Freund der ältesten Tochter und das Mädchen selbst.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Paar vor, gemeinsam einen Tatplan gefasst zu haben. Motive: Streit und Hass. Am Montagvormittag will die Jugendkammer des Landgerichts Bayreuth ihr Urteil verkünden.

Die Öffentlichkeit ist dann wieder zugelassen - abgesehen vom Prozessauftakt im Oktober war hinter verschlossenen Türen verhandelt worden. Gründe waren die psychische Verfassung und das Alter der Angeklagten: Der Tatverdächtige, der laut Staatsanwaltschaft zugestochen hat, ist 19 Jahre alt. Die Tochter des toten Paares ist inzwischen 17 Jahre alt. Sie soll während der Tat ihre jüngeren Geschwister davon abgehalten haben, einzuschreiten oder Hilfe zu rufen.

33 Zeuginnen und Zeugen wurden nach Worten eines Justizsprechers in dem Verfahren vernommen, vier Sachverständige gaben Auskünfte, darunter zwei Rechtsmediziner. Mehr drang nicht nach draußen.

Von außen betrachtet bot die Familie ein idyllisches Bild

Erst zu den Plädoyers gab es wieder mehr Informationen: Die Staatsanwaltschaft forderte, die Angeklagten wegen Mordes in zwei Fällen schuldig zu sprechen. Der 19-Jährige soll wegen der besonderen Schwere der Schuld zu einer Jugendstrafe von 13 Jahren und 6 Monaten verurteilt werden. Für die 17 Jahre alte Angeklagte forderte die Staatsanwaltschaft 9 Jahre und 6 Monate.

Der Verteidiger des Mädchens verlangte dagegen einen Freispruch, da die Mittäterschaft der Jugendlichen nicht erwiesen sei. Der Verteidiger des 19-Jährigen sprach sich für eine Haftstrafe von 9 Jahren und 6 Monaten aus, eine besondere Schwere der Schuld konnte er bei seinem Mandanten nicht erkennen.

Die Plädoyers lassen Raum für Spekulationen: Was hat es auf sich mit der Rolle des Mädchens, wenn ihr Verteidiger einen Freispruch gerechtfertigt sieht, die Staatsanwaltschaft aber am Mord-Vorwurf festhält?

Von außen betrachtet bot die Familie ein idyllisches Bild: vier Kinder, die Eltern arbeiteten als Mediziner. Die Familie lebte in einem schicken Einfamilienhaus vor den Toren Bayreuths in Mistelbach. Das 51 Jahre alte Opfer war als Kinderarzt in der Region bekannt und geschätzt, Anfang 2022 hatte der Mann eigentlich mit seinem Praxis-Partner ein neues Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin eröffnen wollen.


Hier geht es zu allen aktuellen Polizeimeldungen.