Fest an sanierter Stadtmauer

Firma plant Brauerei und Biergarten an der Stelle des abgebrannten "Zeiserla"-Lokals

Klaus Trenz

30.8.2022, 05:55 Uhr
Heimathistoriker Karl-Heinz Fietta erläuterte Interessierten Historisches rund um die Betzensteiner Stadtmauer.

© Klaus Trenz, NN Heimathistoriker Karl-Heinz Fietta erläuterte Interessierten Historisches rund um die Betzensteiner Stadtmauer.

„Damit hat man ein Stück Betzensteiner Geschichte gesichert und für kommende Generationen erhalten", sagte Bürgermeister Claus Meyer in einer Ansprache an rund 120 Gäste des Vereins "Bürger 23", der das Fest organisierte und durchführte.

Erhalten wurde aber nicht nur ein Baudenkmal, sondern damit hat man einen weiteren Meilenstein in die städtebauliche Entwicklung des Areals östlich des denkmalgeschützten ehemaligen Brauereigasthofs Wagner gesetzt. Die Firma Macovima, die das historische Pflegamtsschloss aufwendig sanierte und restaurierte, ein Speiselokal und eine Schnapsbrennerei betreibt und zudem noch im Besitz weiterer Anwesen in Betzenstein ist, hat viel vor.

Drei Ebenen unter schattigen Bäumen

Sie will dort auf dem Areal des abgebrannten Lokals "Zeiserla" eine Brauerei bauen, den Gasthof Wagner sanieren und neben der Stadtmauer einen Biergarten betreiben Dazu hat man bereits Flächen unterhalb des Zugangs zum Aussichtsturm hergerichtet – auf drei Ebenen. Wie das in Zukunft aussehen kann, davon konnte man sich am Sonntag ein Bild machen, als es sich die Gäste des Fests unter schattigen Bäumen bequem machten.

Das rund 50 Meter lange Stück der Stadtmauer in diesem Bereich wurde nach dem Brand des Lokals "Zeiserla" im Jahr 2014 nach und nach zum Klotz am Bein des Stadtrats. Vor allem nach dem Abriss der Brandruine und einiger Nebengebäude des Brauereigasthofs. Letzterer und das Lokal waren kurze Zeit im Besitz der Stadt, gingen aber wenig später in den Besitz der Firma Macovima über.

Doch die Stadtmauer – damals noch Außenmauerteil des "Zeiserla" und der Brauereinebengebäude – blieb stehen. Diese sah nicht besonders gut aus und erinnerte eher an einen „Schweizer Käse“, so Meyer. Der Denkmalschutz forderte eine umfassende Sanierung und lehnte auch einen zuerst angedachten Teilabriss der historischen Bausubstanz ab.

Zu diesem Zeitpunkt schon standen Restaurierungskosten inklusive aufwendiger statischer "Unterfangung" der Mauer unter der Regie des Architekturbüros Belz aus Kühlenfels und Architektin Simone Bauenschmidt in Höhe von 700.000 Euro im Raum.

Für viele Betzensteiner war das zu viel Geld und es hagelte Kritik. Aber, so meinte Meyer: „Hätten wir bei der Beseitigung des "Zeiserla" nicht gehandelt, würde die Brandruine heute noch stehen“. Der Unmut ließ einigermaßen nach, nachdem bekannt wurde, dass es von verschiedenen Seiten finanzielle Unterstützung gab. Für die Stadt Betzenstein verblieb nach der Förderzusage des Amts für Ländliche Entwicklung, der Oberfrankenstiftung, des Landeamts für Denkmalpflege und der bayerischen Landesstiftung ein Eigenanteil von zehn Prozent an den Baukosten, die sich auf rund 800.000 Euro erhöhten. Die Förderer beteiligten sich auch an den Mehrkosten. „Ich bin allen Zuschussgebern dankbar, dass sie uns nicht im Regen stehen ließen“, so Meyer.

Die Fertigstellung der Stadtmauer ist Voraussetzung für weitere städtische und private Investitionen. Es folgt voraussichtlich im nächsten Jahr die Sanierung des Schmidbergwegs und die Gestaltung eines kleinen Platzes neben dem Brauereigasthof. Dann sind die städtischen Aufgaben erledigt und die Firma Macovima der Familie Schmitt kann mit ihrem Vorhaben beginnen.

„Wenn die Stadt fertig ist und die Umstände es erlauben, werden wir die Pläne umsetzen“, sagte Martin Schmitt, Gast beim Fest, auf Anfrage: „Betzenstein soll einen schönen Platz in der Stadt bekommen“. Er wies darauf hin, dass die Stadt die brache Fläche wohl noch als Lagerplatz für Baumaterialien brauchen werde.

Geduld nötig

Die Flächen für den geplanten Biergarten habe man bereits hergerichtet unter Einbindung der Natur. Anstelle des "Zeiserla" soll eine Brauerei entstehen, in der dann „ein typisches Betzensteiner Produkt“ hergestellt werden soll. Die Sanierung des Brauereigasthofs müsse man aber „mit Geduld“ angehen. Das habe schon die Sanierung des Pflegamtsschlosses gezeigt.

Der Leiter des Amts für Ländliche Entwicklung, Lothar Winkler, hält den Eigenanteil der Stadt für „gut angelegt“ und nannte die Sanierung „gut gelungen“. Auch ihm habe bei Beginn der Sanierung und trotz über 30 Jahren Berufserfahrung im Amt für Ländliche Entwicklung die Vorstellungskraft gefehlt, wie die Mauer nach Abschluss der Arbeiten aussehen werde. Im Bezug auf die Forderungen, „das alte Gerutsche doch abzureißen“, sagte er: „Der einfachste Weg ist nicht immer der beste“.

Info: Bürgermeister Claus Meyer ging in seiner Rede auch auf historische Fakten ein. Ohne die Stadtmauer hätte Betzenstein nicht das Ensemble eines mittelalterlichen Stadtbilds erhalten. 360 Meter von ehemals 730 Metern seien davon noch erhalten, vorwiegend als Außenwand von Neben- oder Wohngebäuden.

Dass sich Betzenstein von jeher mit dem Erhalt der Stadtmauer nicht leicht getan habe, sei in den Chroniken nachzulesen. Die Freie Reichsstadt Nürnberg, zu der Betzenstein einst gehörte, habe den Bau der Stadtmauer im 16. Jahrhundert immer wieder nachfinanzieren müssen. Zur weiteren Finanzierung der Stadtmauer habe die Stadt Betzenstein damals sogar ein so genanntes Umgeld auf Bier, also eine Steuer, erhoben.

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