Noch kein Bürgermeisterkandidat

Königstein: CSU sagt Nominierungsversammlung ab

18.1.2022, 08:00 Uhr
Königstein: CSU sagt Nominierungsversammlung ab

© Foto: Archiv/Klaus Möller

Im Dezember 2021 wirkte das Finden eines geeigneten Bewerbers noch einfach. Es solle niemand glauben, dass die Nachricht vom Rücktritt des amtierenden Bürgermeisters Bernhard Köller (FW) zum 31. März die örtliche CSU komplett unvorbereitet erreicht hätte, sagte Ortsvorsitzender Roland Sollner gegenüber unserer Zeitung und machte deutlich: "Natürlich hatten wir die ganze Zeit Kandidaten im Hinterkopf für den Fall der Fälle." Im Vorstand des Ortsverbands sei bereits über geeignete Kandidaten gesprochen worden. "Wir sind guter Dinge." So weit die Aussagen von damals.

Rot markiert

Die Nominierungsversammlung terminierte die CSU auf den heutigen Dienstag, 18. Januar. Genau eine Woche vorher hatten die Freien Wähler einmütig für den Polizeibeamten Jörk Kaduk als Bewerber für das Amt des neuen Bürgermeisters gestimmt, der künftig hauptamtlich im Rathaus arbeiten wird. Am vergangenen Wochenende stand auf der Internetseite der Königsteiner CSU plötzlich ein rot eingetragenes "ABGESAGT!!!" neben dem Termin der im Saal des Gasthofs zur Post geplanten Nominierung.

Warum wurde die Veranstaltung abgesagt? Roland Sollner wollte am Montagnachmittag keine Stellung dazu nehmen. Die Frage, warum die Nominierung abgesagt wurde, blieb ebenso unbeantwortet wie die Frage, ob ein sicher geglaubter Kandidat im letzten Moment wohl abgesprungen sei. Ohne Rücksprache mit dem CSU-Vorstand werde er nichts sagen, erklärte Vorsitzender Sollner. Er verwies auf eine Sitzung von Fraktion und Vorstand des Ortsverbands am Abend des 17. Januar. Die Partei habe noch bis zum 20. Januar Zeit für die Nominierung, sagte Sollner.

Bereits beim Interview im Dezember hatte der Vorsitzende angedeutet, dass sich ein potenzieller Kandidat die Bewerbung gut überlegen müsse. Da es künftig keinen ehrenamtlichen Bürgermeister mehr gebe, sei ein neuer Rathauschef gezwungen, seinen vielleicht sicheren Job aufzugeben mit der Ungewissheit, bei der nächsten Wahl erneut gewählt zu werden. "Die restliche Periode dauert schließlich nur noch vier Jahre, und da muss man sich schon kräftig bei der Bevölkerung beweisen, um erneut gewählt zu werden, zumal man ja nicht weiß, was in der Gemeinde in den letzten Monaten so alles auf der Strecke geblieben ist", so Roland Sollner vor wenigen Wochen.

Er könne nichts dazu sagen, erklärte am Montagnachmittag auch Fraktionssprecher Hans Koch am Telefon. Er wisse nur, dass am Abend eine Vorstandssitzung anberaumt ist, bei der das weitere Vorgehen ausführlich diskutiert werden soll. Klaus Hafner, Bürgermeisterkandidat der CSU im Jahr 2020 und Beirat im Ortsverband, antwortete gar nicht auf die Frage, ob seine Partei in diesem Jahr wohl keinen Kandidaten aufstellen wird. Ebenso hüllte sich der politische Mitbewerber in Schweigen. "Uns ist nichts bekannt über die Gründe zur Absage der Nominierungsversammlung seitens der CSU", erklärten die Ortsvorsitzende der Freien Wähler, Doris Lehnerer, und der Kreisvorsitzende Hans Martin Grötsch übereinstimmend. "Namen waren und sind in den vergangenen Wochen in der Öffentlichkeit mehrere im Gespräch gewesen; diese wollen wir aber aus Respekt vor der privaten Entscheidungsfindung nicht kommentieren", hieß es schriftlich von der FW-Fraktion.

Extrem enttäuschend

Extrem enttäuschend war die Kommunalwahl 2020 für den CSU-Ortsverband. Ihr Kandidat, der vorherige zweite Bürgermeister Klaus Hafner, erreichte nur 37,85 Prozent der Stimmen. Neuer Rathauschef wurde Bernhard Köller von den Freien Wählern mit mehr als 62 Prozent Zustimmung. Doch damit nicht genug: Auch bei der Gemeinderatswahl setzten sich der positive Trend der FW und die negative Entwicklung der CSU in der Marktgemeinde fort. 2014 hatten beide Fraktionen noch je sechs Markträte. Seit 2020 sind die Freien Wähler mit sieben und die CSU mit fünf Gemeinderäten im Gremium vertreten.

Viel Zeit bleibt den Christsozialen nicht mehr, um doch noch einen Bürgermeisterkandidaten zu nominieren. Laut Gemeindewahlgesetz müssen Wahlvorschläge spätestens am 52. Tag vor dem Urnengang eingereicht werden. Beim Wahltermin 13. März wäre demnach Donnerstag, 20. Januar, abends um 18 Uhr der letztmögliche Termin. Ein kleines Hintertürchen mit Zeitaufschub um eine Woche bleibt der CSU womöglich in der jetzigen Situation. Denn das Wahlgesetz sieht Folgendes vor: Wenn kein oder nur ein Wahlvorschlag eingereicht wurde, gibt es eine Fristverlängerung bis zum 45. Tag vor der Wahl. Dies teilten Geschäftsleiter Thomas Pirner und Tobias Schuminetz vom Ordnungsamt mit. Für die Wahl zum Bürgermeister wäre dies Donnerstag, 27. Januar. Bis spätestens 18 Uhr muss der Wahlvorschlag im Rathaus eingehen.

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