"Wir tun, was wir können"

Pegnitz beschließt Gutschein-Aktion für Ukraine-Flüchtlinge

Frank Heidler

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7.4.2022, 14:25 Uhr
Pegnitz beschließt Gutschein-Aktion für Ukraine-Flüchtlinge

© Foto: Frank Heidler

Dabei waren Vertreter aller örtlichen Schulen und Kirchengemeinden sowie des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB).Dazu noch Unterstützerkreis und Tafelvorsitzende Christine Wagner sowie vom Landkreis Integrationslotsin Silvia Herrmann. "Ganz viele Fragen sind aufgetaucht", fasste der Bürgermeister am Ende zusammen.

Besonders drängend: die finanzielle Not, in die ukrainische Flüchtlinge gerade während der Anfangszeit ihres Aufenthaltes in Pegnitz geraten. Nach längerer Diskussion über zahlreiche Einzelfragen der Flüchtlingsversorgung einigten sich die Helfer und Bürgermeister auf einen Spendenaufruf an alle Pegnitzer Bürger. Die ersten 500 Euro spendete Nierhoff selbst. Die exakte Höhe des einmaligen Einkaufsgutscheins wird noch festgelegt.

Die Tafel-Vorsitzende Christine Wagner machte auf den sich abzeichnenden Versorgungsengpass aufmerksam. "Die Menschen sollen sich bei uns wohlfühlen, aber wir haben nicht das Essen, das sie brauchen." Problem auch vieler privater Gastgeber von Flüchtlingen: "Was soll ich kaufen?"

Sprecherin Renate Steinhagen berichtet aus dem Unterstützerkreis: "Ich weiß, wie es ist, wenn der oder der die letzte Tüte Milch bekommt."

Viele hätten ihren Termin für die Registrierung erst in drei Wochen – mit der danach möglichen Antragstellung von staatlichen Unterstützungsleistungen. Kulturamtsleiterin Andrea Giesbert machte darauf aufmerksam: "Mancher Vermieter oder Gastgeber ist vielleicht nicht bereit oder in der Lage, übergangsweise mit 700 Euro in Vorleistung zu gehen."

Nicht lange gefackelt hatten die Troschenreuther, nachdem dort eine ukrainische Familie einquartiert worden war. "Die kamen sogar mit dem eigenen BMW", berichtete Stadträtin Regina Schrembs. Eigentlich wären die Ukrainer in ihrer Heimat "gut situiert" gewesen, hätten jetzt aber keinen Zugriff mehr auf ihr Bankkonto. Weshalb im Pegnitzer Ortsteil eine eigene, kurzfristige Spendensammlung gestartet worden war.

Bei der Austeilung von Essen ist die Tafel längst an der Grenze ihrer Kapazität angelangt, sagte Vorsitzende Wagner. Wenig ergiebig blieb die Nachfrage bei ASB-Vorsitzendem Robert Häußler, dort eine weitere Ausgabestelle einzurichten. "Spenden, die bei uns ankommen, sind alles Trockenware." Ausdrücklich erklärte dieser: "Ich habe keine Frischware." Eine Kühlmöglichkeit sei nicht vorhanden.

Wegen der Überalterung vieler ASB-Helfer (Durchschnittsalter: 68 Jahre) sei deren Belastbarkeit auch Grenzen gesetzt. Nach wie vor würden vom ASB aber Spielzeug, Kleidung, Schuhe und Babysachen gesammelt. Diese seien aber auch für die Rumänienhilfe bestimmt.

In Absprache mit der Tafel wurde nun festgelegt: "Am Freitag dieser Woche wird vorerst zum letzten Mal Essen an ukrainische Flüchtlinge ausgegeben", so Wagner. Ab dann gilt die neue Gutscheinregelung für Ukrainer. Diese würden finanziell unterstützt, um sich Nahrungsmittel zu kaufen – oder durch den Gastgeber kaufen zu lassen.

Susanne Bauer aus dem Unterstützerkreis sieht aber ein weiteres Problem. "Man bekommt in Supermärkten gerade mal eine Flasche Öl, das reicht nicht für größere Gruppen." Lobend erwähnt wurde in diesem Zusammenhang die Rewe-Einkaufstaschenaktion mit gefüllten Taschen.

Andrea Giesbert fasste zusammen: "Wir wollen keine Flüchtlinge erster, zweiter oder dritter Klasse." Allgemeine Zustimmung unter den Helfern.

Entwarnung gab Integrationslotsin Silvia Herrmann bei der Versorgung der Ukraine-Flüchtlinge in der Realschulturnhalle: "Das übernimmt eine Catering-Firma." Sie sagte auch, dass das Regenbogen-Kaufhaus in Bayreuth aktuell gut mit Kleidung ausgestattet sei. "Das quillt über."

INFO: Spenden-Konto der Stadt: IBAN DE62 7735 0110 0000 0000 26. Stichwort: Ukraine-Hilfe. Bei der Sparkasse Bayreuth.

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