30 Jahre nach dem Unwetter von 1992

Sturm und Hagel ohne Vorwarnung deckte Dächer ab und vernichtete die Ernte

Rosi Thiem

26.7.2022, 18:02 Uhr
Sturm und Hagel ohne Vorwarnung deckte Dächer ab und vernichtete die Ernte

© Rosi Thiem, NN

„Den ganzen Tag über war es schwül und drückend. Von Weitem donnerte es", berichtet Düngfelder. "Dann sah ich die rötlich-violette Wolkenwand und dachte mir auf der Haustreppe: Da kommt vielleicht doch was Größeres, das Unwetter kommt immer vom Westen.“

Den Gedanken noch nicht ganz zu Ende gedacht, sei es unvermittelt losgegangen. „Ein starker Wind zog durch die Gebäude, es knirschte auf einmal und das Eternitdach kam“, beschreibt Düngfelder. „Nach fünf Minuten war alles vorbei.“ Der Schweinestall mit Scheune gegenüber des Wohnhauses ist nun teilweise abgedeckt und das massive Gebälk schaut heraus.

Sturm und Hagel ohne Vorwarnung deckte Dächer ab und vernichtete die Ernte

© Rosi Thiem, NN

„Am Boden lagere ich mein Getreide, das habe ich gestern Nacht noch notdürftig zugedeckt, um es vor Regen zu schützen“, berichtet der Landwirt. Der Regen selbst sei nicht schlimm gewesen. Die Hagelkörner hätten mehr Schaden angerichtet. In den Ortschaften Siegritzberg und Breitenlesau, aber auch Richtung Draisendorf und Aufseß, diese Gegend hat es besonders schlimm heimgesucht. Dort wurden Bäume umgeknickt, Dächer abgedeckt, Rollos und andere Gegenstände beschädigt, teilweise war der Strom weg.

Schlaflose Nacht

Andrea und Werner Bezold aus Zochenreuth, was schon zu Aufseß gehört, fegen gerade ihr sonst sehr gepflegtes Grundstück und befreien es von Ästen, Blättern und Hagelkörnern. „Die ganze Nacht konnte ich nicht schlafen“, sagt der Landwirt. „Auf der halben Strecke von Hochstahl fing es an. Es ging alles so schnell. Sogar die Ortsschilder standen nicht mehr. Bei mir hat es die Triticale- und Sommergerstenfelder getroffen. Die Körner liegen durch den Hagel alle am Boden, da kann ich nichts mehr dreschen. Die Ernte ist nicht mehr zu gebrauchen.“

Sturm und Hagel ohne Vorwarnung deckte Dächer ab und vernichtete die Ernte

© Rosi Thiem, NN

Aber nicht nur einen Teil der Felder hat es getroffen, auch der Wald sieht erbärmlich aus. „Die Bäume liegen wie Mikado-Stäbe da“, beschreibt Bezold die Situation. „Ich kann nicht hineingehen, weil es zu gefährlich ist. Da müssen einmal Maschinen rein.“ Er schätzt, dass sie um die 400 Festmeter Holz Schaden haben. „Da kann ich aber noch nichts sagen, denn Sicherheit geht vor Schnelligkeit und ich kann nicht in den Wald gehen.“

Andrea Bezold ist froh, dass es keine verletzten Personen gab. „Wir haben gestern die Straßen noch sauber gemacht“, berichtet sie und beginnt, wieder die zerstörten Gurkenpflanzen und Blätter zu entfernen.

100 Hektar Mais vernichtet

Michael Rudrof, Landwirt aus Siegritzberg, steht mit Sorgenfalten vor seinem vom Unwetter beschädigten Mais. „Zuerst war und ist es heuer die Trockenheit, die uns zu schaffen macht, weil nichts wächst und die Versorgung unserer Tiere knapp ist. Nun ist es der Hagel“, ist er enttäuscht. „Mindestens 100 Hektar von mir und meinen Berufskollegen werden nicht reichen, die nun durch das Unwetter geschädigt sind. Ob sich dieser Mais überhaupt wieder regeneriert, das wird sich in den nächsten Tagen zeigen. Keine Kolben – keine Energie. Das zog jetzt von Heckenhof, Hochstahl, Zochenreuth bis Kaupersberg einfach darüber“, berichtet er.

Wie eine Wand sei es gewesen und maximal fünf bis zehn Minuten – dann war es still. „Da mache ich mir bei diesem plötzlichen Unwetter schon wieder Gedanken, ob es wirklich sinnvoll ist - da die Versorgung eh schon schlecht ist - auch noch hochwertige und wichtige Ackerflächen für Photovoltaik zu nehmen und ob man hier nicht lieber auf minderwertige Flächen ausweichen sollte, auf denen sowieso nichts wächst.“ In Siegritzberg bei den Düngfelders war der Elektriker schon da. „Ich habe auch schon mit der Versicherung gesprochen. Nun warte ich auf den Dachdecker, damit wir notdürftig mit Planen wieder zumachen können“, berichtet Düngfelder.

Das Problem wird nun sein, dass die neuen benötigten Baustoffe eine längere Lieferzeit haben werden. Für ihn ist ebenfalls eines wichtig, dass keinem Menschen und den Tieren etwas passiert ist. Und die Gebäude? „Da wurde mir auch wieder bewusst, wie wichtig eine Absicherung ist. Wenn man viele Gebäude hat, darf man mit der Versicherung nicht leichtsinnig sein.“

Thomas Thiem, dem Waischenfelder Bürgermeister, wurde hier bei dem Unwetter wieder eines klar: „Es ist immer wieder erschreckend, wie die Unwetter ohne Vorwarnung auf uns zukommen. Es ist maßgeblich wichtig, die Feuerwehren und Rettungskräfte stets gut auszustatten, damit bei solchen Schadensereignissen gut gearbeitet werden kann. Auch unser Bauhof ist jetzt in den nächsten Tagen mit dem Aufräumen der Äste beschäftigt.“

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