Experte befragt

Temporäre Fußgängerzone: Das sagt ein Stadtplaner zum Antrag von SPD, Grünen und ZF

19.1.2022, 08:00 Uhr
Temporäre Fußgängerzone: Das sagt ein Stadtplaner zum Antrag von SPD, Grünen und ZF

© Foto: privat

Dass die Innenstadt Impulse braucht, um belebt zu werden, sieht auch Manfred Miosga, Professor für Stadt- und Regionalentwicklung an der Universität Bayreuth. Deshalb fände er einen "vorsichtigen Versuch einer temporären Fußgängerzone außerhalb der Geschäftsöffnungszeiten denkbar. Das tut niemandem weh". Das sollte aber weniger ein Ausprobieren und Experimentieren sein als der Versuch, ein ausgearbeitetes Konzept umzusetzen und zu prüfen, wie es angenommen wird. Einzelhändler, Gastronomen und Anwohner sollten im Vorfeld ins Boot geholt werden, damit jeder seine Anregungen und Bedenken äußern kann.

"Umbauen und schauen, was passiert, macht man heute nicht mehr", so der Fachmann, der Pegnitz auch im Prozess der Integrierten Stadtentwicklung (Isek) begleitet. Vielmehr zeige die Erfahrung, dass aus temporären Versuchen oft dauerhafte Lösungen werden. So könnte eine temporäre Fußgängerzone, wenn sie gut angenommen wird, systematisch erweitert werden. "Die Fußgängerzone sollte dann nicht unregelmäßig gelten, sondern einem bestimmten Muster folgen", rät Miosga.

Er ist der Überzeugung, dass die Besucher bewusst in die Innenstadt gelockt werden müssen. Dies könne mit Veranstaltungen und Aktionen erfolgen, ähnlich dem Winzerfest oder dem Markt; für diese werde die Hauptstraße jetzt auch schon für Autofahrer gesperrt. Weitere (kulturelle) Events könnten ausprobiert werden.

Mit Vorteilen punkten

Diese seien auch einer der Pluspunkte, mit denen die Innenstadt gegenüber der beiden Fachmarktzentren an der Nürnberger Straße punkten könne. Denn die Innenstadt konkurriert mit diesen Einkaufszentren, die Miosga als "Fehlentwicklung" bezeichnet. Vorteile der Innenstadt seien beispielsweise ihre Attraktivität, Gastronomie und die Begegnungsmöglichkeiten, zählt der Stadtplaner auf.

In den nächsten Jahren bekäme das Fahrrad zudem eine größere Bedeutung. Deswegen empfiehlt er keine autofreien Zonen, sondern vielmehr sogenannte "shared spaces". Also Bereiche, die alle Verkehrsteilnehmer – Auto- und Fahrradfahrer sowie Fußgänger – gleichberechtigt nutzen. Dazu dürften dann aber unter anderem Parkflächen und Straßen nicht mehr als solche gekennzeichnet sein. Die Aufenthaltsqualität in diesen Bereichen werde so gesteigert. Die Rolle der Parkplätze vor den Geschäften werde oft überschätzt, weiß der Professor: "Es sind ja nicht die Autos, die einkaufen, sondern die Kunden. Und diese will man schließlich in der Stadt haben." Dennoch betont auch er, dass Kurzzeitparkplätze, wie sie in Pegnitz bereits vorhanden sind, gut überwacht werden müssen.

Insgesamt gesehen müsse die Belebung der Innenstadt mit einem weiteren Blick gesehen werden. Denn es sollte nicht nur die Hauptstraße belebt werden, sondern auch das Bahnhofsareal, das ehemalige Pep-Gelände und der Schlossberg. Ebenfalls sollte innenstadtnahes Wohnen gefördert werden – eben so, wie es im Isek bereits festgehalten ist.

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