Nist- und Ruheplätze

Büchenbacher Trafohäuschen soll ein Rückzugsort werden

Stefanie Graff

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28.1.2022, 09:00 Uhr
Der Trafoturm oberhalb des Jordantals wird demnächst nicht mehr gebraucht. Statt ihn abzureißen, soll er mit Nist- und Ruheplätzen für Tiere und Vögel attraktiv gemacht werden.

© Stefanie Graff, NN Der Trafoturm oberhalb des Jordantals wird demnächst nicht mehr gebraucht. Statt ihn abzureißen, soll er mit Nist- und Ruheplätzen für Tiere und Vögel attraktiv gemacht werden.

Norbert Dörfler stellte in der ersten Sitzung des Jahres die Idee als Bürgerprojekt und mögliche erste konkrete Aktion des AK Klimaschutz vor. Sowohl in der Verwaltung als auch im Gemeinderat gab es dazu nur positive Rückmeldungen.

Wenn im Laufe des nächsten Jahres der Geh- und Radweg durch den Jordangrund gebaut und die Renaturierung des Talraumes in Angriff genommen wird, wird der örtliche Stromversorger, die Stadtwerke Schwabach, zwei Trafotürme in diesem Bereich außer Betrieb nehmen. Der am Jordanparkplatz wird abgerissen, um Platz für die Neuordnung des Geländes zu schaffen. Ein zweiter steht oberhalb des Jordantals hinter der Wohnbebauung am Kiefernweg mitten im Gebüsch. Den soll die Gemeinde auf Antrag der UWG von den Stadtwerken übernehmen, erhalten und einer ganz anderen Nutzung zuführen.

Sicherer Rückzugsort

Auf mehreren Etagen (die als Holz-Zwischenböden in den Turm eingebaut werden müssten) könnten dort Nist- und Ruheplätze für verschiedene Tierarten entstehen. Der Turm könnte ein sicherer Rückzugsort für geschützte Arten werden, denen man dort Nistmaterial und Sitzplätze anbieten könnte.

Vorbilder gibt es bereits bei Hilpoltstein und Aschaffenburg. Norbert Dörfler zeigte anhand von Fotos, wie man sich die Einrichtung eines solchen „Artenschutz-Hotels“ vorstellen kann. Ein Holzverschlag für Fledermäuse, Kästen für Schwalben und Mauersegler, Maueröffnungen, durch die Uhus und Schleiereulen den Weg zu sicheren Tagesruheplätzen auf Sitzhölzern finden können, Ecken im Innenraum für Hornissennester, Öffnungen am Boden, die Igeln den Zugang zu versteckten Schlafplätzen ermöglichen. Dazu allerhand Naturmaterial, das diese Tiere brauchen, um sich ihr Schlafzimmer passend einzurichten. Alles mit wenig Materialaufwand und überschaubarem handwerklichen Geschick leicht herstellbar. Aus Sicht der UWG ideal als Bürgerprojekt zum Mitmachen.

Rückbau im Sommer

Dass der Ort passend wäre, haben Fachleute von LBV und Bund Naturschutz bereits bestätigt. Auch eine weitere fachliche Begleitung des Projektes hat der LBV in Aussicht gestellt. Erste Gespräche mit den Stadtwerken sind ebenfalls schon gelaufen. Diese planen, die technische Einrichtung des Trafoturmes im Juni oder Juli abzubauen. Die Übernahme durch die Gemeinde würde dem Energieversorger danach den Rückbau des Turmes ersparen. Der Grund, auf dem der Turm steht, wird ohnehin mit der Gemeinde gegen eine Fläche weiter Richtung Kreisstraße getauscht, auf der die neue Trafostation errichtet wird.

Ganz wichtig ist den Initiatoren, dass die Umsetzung des Projekts „Leben im ehemaligen Trafoturm“ als Bürgerprojekt „von Bürgern für Bürger“ verstanden wird. Nicht die Gemeinde soll hier etwas herstellen, sondern interessierte Bürgerinnen und Bürger jeden Alters sollen selbst Zeit, Ideen und Arbeitskraft einbringen können. „Es muss ja nicht alles auf einmal realisiert werden, sondern das Projekt soll langsam wachsen können.“ Auch für die dauerhafte Pflege des Artenschutz-Turmes – zum Beispiel muss das Innere jährlich von Vogelkot befreit und alte Hornissennester entfernt werden – sollen sich Freiwillige finden. Dabei könnten spannende Kooperationen entstehen: „Etwa die Jugendfeuerwehr zusammen mit der Oberstufe der Montessorischule“.

Bank und Tafel

Im Moment steht der Turm einigermaßen unzugänglich mitten in hohem Gebüsch. Zunächst wird es am Bauhof sein, dieses so weit zurückzunehmen, dass etwas freier Platz rund um den Turm und eine talseitiger Zugang entsteht. Später könnte dort dann auch eine Bank stehen und Infotafeln erläutern, was es mit dem Leben im Turm auf sich hat.

Weil ein solches Projekt ganz ohne Geld auch nicht umsetzbar ist, wird sich Kämmerin Martina Hechtel nach Fördermöglichkeiten umsehen. Vielleicht, so hofft man aus Reihen des Gemeinderates, wollen ja auch die Stadtwerke einen finanziellen Beitrag leisten. „Schließlich sparen sie sich die Rückbaukosten und könnten etwas für ihr Öko-Image tun.“