Rother SPD nominiert Bewerber

Bürgermeisterkandidat: Andreas Buckreus will es "besser machen"

30.10.2021, 06:27 Uhr
Zum Nominierungsabend der Rother SPD für „unseren Andreas“ waren mehr als 40 Gäste gekommen. Die Stimmung war euphorisch, das Ergebnis am Ende kein Wunder: 100 Prozent stimmten für Buckreus als Bürgermeisterkandidat.

© Carola Scherbel, NN Zum Nominierungsabend der Rother SPD für „unseren Andreas“ waren mehr als 40 Gäste gekommen. Die Stimmung war euphorisch, das Ergebnis am Ende kein Wunder: 100 Prozent stimmten für Buckreus als Bürgermeisterkandidat.

Die Stimmung war schon vor dem Ergebnis prächtig: Zum Nominierungsabend für „unsern Andreas“ waren mehr als 40 Gäste gekommen, der Kandidat wurde mit einem euphorischen Grußwort begrüßt, und seine Bewerbungsrede beklatschten die SPD-Mitglieder jubelnd, obwohl die Abstimmung da noch gar nicht begonnen hatte.

Das Ergebnis war nach einer knappen Stunde aber auch eindeutig: Andreas Buckreus, 38 Jahre alt, Polizeibeamter und seit zwei Wochen kommissarischer Bürgermeister in Roth, wurde mit 42 von 42 Stimmen zum Kandidaten der SPD für das Amt des Ersten Bürgermeisters nominiert.

Bis dahin waren bei der Versammlung im „Auf Draht“-Saal der Awo einige Formalitäten zu erledigen – Wahlausschuss bilden, Geschäftsordnung billigen, Schriftführer wählen und dergleichen. Vor allem aber wurde Werbung für den Kandidaten gemacht.

Den drückenden Schuh reparieren

Sven Ehrhardt, Fraktionsführer der SPD im Rother Stadtrat, seit Andreas Buckreus 2020 zum stellvertretenden Bürgermeister gewählt wurde, erinnerte sich an den gemeinsamen Weg mit Buckreus seit dem ersten gemeinsamen Wahlkampf. 2013 hatten sie – mit einem roten Pantoffel wedelnd – die Rotherinnen und Rother gefragt: „Wo drückt der Schuh?“ Seitdem, so Ehrhardt, sei das „Projekt Bürgermeister“ auf dem Weg.

Mit viel Detailwissen, akribischer Vorbereitung und intensiven Gesprächen mit Betroffenen sei Buckreus schon seit seiner Wahl in den Stadtrat 2014 aufgefallen. „Du hast Dir einen ausgezeichneten Ruf erarbeitet“, lobte Ehrhardt. 2014 übernahm Buckreus auch die Führung der TSG, des größten Vereins in Roth. Er habe die Strukturen professionalisiert und den Verein zu einem riesigen Schiff gemacht, „daran sieht man: Du bist ein Gestalter, kein Verwalter“.

2017 dann bei der Bürgermeisterwahl habe Buckreus trotz des „scheinbar unüberwindlichen Hindernisses“ „ein grandioses Ergebnis“ eingefahren, seine größte Leistung dabei sei jedoch gewesen, dass er sich selbst treu geblieben sei und sich nicht verbogen habe.

Er sei kein Polterer, kein Spalter, sondern Teamplayer und ausgleichender Mensch. Die drängenden Themen der Stadtentwicklung sehe er auch aus dem Blickwinkel des Vaters einer fünfjährigen Tochter.

Fünf große Ziele

Von den Vorschusslorbeeren zur Zukunftsvision: In seiner viertelstündigen Bewerbungsrede nannte Andreas Buckreus dann in sechs Punkten die Ziele, die er für Roth hat: Erstens: Zum Leben und Wohnen gehöre das „Wohlfühlen“ – mit Betreuungsangeboten, vorausschauender Planung, neuen Angeboten für Jugendliche. Eine interkommunale Wohnbaugesellschaft mit dem Fördern von sozialem Wohnungsbau nennt er als Ziel, auch Sanierungen im Bestand, „bei der Barrierefreiheit haben wir Nachholbedarf“.

Zweiter Punkt sei eine lebendige Innenstadt, der SPD-Politiker sieht sie unter dem Motto „Menschen statt Autos“: In der Straßenführung in und um die Altstadt müsse etwas verändert werden, „dabei gilt es alle mitzunehmen“.

Drittes Ziel: Selbstbewusste Ortsteile mit gestärktem Vereins- und Feuerwehrwesen, mit funktionierenden Dorfplätzen. Beim Gewerbe, vierter Punkt, wolle er den Schulterschluss mit anderen Kommunen suchen. Buckreus: „Die Stadt kann keinen Laden betreiben, aber einwirken kann sie auf Ansiedlungen schon.“

Eines der größten Themen: Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Die Kommune dürfe nicht nur fordern, „sondern wir müssen unsere eigenen Hausaufgaben machen“. Zum Beispiel PV-Anlagen auf den städtischen Gebäuden, eventuell ein eigenes Sachgebiet Klima und Nachhaltigkeit. Das entstehende Radkonzept sei ein Schritt auf dem Weg zu veränderter Mobilität.

Verkürzte Amtszeit

Und schließlich: Stadtentwicklung mit dem „Mammutprojekt“ am Leoni-Gelände. „Wir haben die einmalige Gelegenheit, 80.000 Quadratmeter innerorts neu zu konzipieren.“ Die Weichen dafür, so Buckreus, werden in den nächsten vier Jahren gestellt.

Apropos vier Jahre: Die seit dem Rückzug von Hans Weiß im Jahr 1998 klaffende Lücke zwischen Bürgermeister- und Stadtratswahl wird 2026 aufgehoben, kündigte Buckreus an. Das Angleichen der Wahltermine sei „für alle erstrebenswert“, weil sowohl Aufwand als auch Kosten hoch seien. Also: Der (oder die) nächste Bürgermeister der Stadt Roth wird vorerst „nur“ für vier Jahre gewählt.

Der Applaus für Buckreus und sein Konterfei auf der Leinwand hinter ihm mit dem Titel „Besser.Machen.“ wollte schon nach der Bewerbung kein Ende nehmen. Als die Auszählung der Stimmen dann 100 Prozent ergaben, musste Ortsvorsitzender Steven Gruhl nur noch sagen: „Auf geht’s! Mach mers, pack mers, schaff mers!“

Los geht’s mit dem Wahlkampf der SPD mit 16 Vorstellungsversammlungen in den Ortsteilen, die erste findet am Dienstag, 2. November, in Bernlohe statt. Zum Thema Stadtentwicklung ist der Fürther Oberbürgermeister Dr. Thomas Jung am 15. Dezember eingeladen.

Der Kommentar:

Übung macht den Meister

von Carola Scherbel

Jubel, Trubel bei der Rother SPD. Als ob die Bürgermeisterwahl schon gewonnen wäre, so freuten sich die Genossinnen und Genossen über die Nominierung von Andreas Buckreus zu ihrem Kandidaten. Einerseits gilt da: Vorsicht vor dem Schulz-Effekt! Die Euphorie in den eigenen Reihen führt ja nicht unbedingt bis zum Wahlziel, wie die Erfahrung lehrt.

Andererseits gilt auch: Wenn die Unterstützung im eigenen Lager groß ist, kann die Stimmung viel leichter nach außen abfärben. Und was beim Wahlkampfauftakt von und mit Andreas Buckreus auch zu spüren war: Der gelernte Polizeibeamte hat bereits Erfahrung in der Kommunalpolitik. Er kennt den Stadtrat seit fast acht Jahren, weiß also genau, wie der tickt. Und er kann als kommissarischer Bürgermeister jetzt schon mal die Luft in der Verwaltung schnuppern – ein großer Vorteil, um Wahlversprechen auch mit Augenmaß abzugeben.

Seine Erfahrung als Chef eines großen Sportvereins kann ebenfalls nicht schaden, wenn es um die Führung einer mittelgroßen Behörde geht - wenngleich sein Herausforderer Hans-Günter Kraetsch hier mit derselben Qualifikation beim anderen großen Rother Sportverein aufwarten kann.

Mit diesen Pfunden kann Buckreus freilich wuchern. Aber der frischgekürte Kandidat wirkt nicht überheblich, sondern eher voller Vorfreude: Als ob er für den Anstieg gut gerüstet ist und auch nach dem Wahltermin noch Puste hat.

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