Darum setzt die Stadt Roth auf Social Media

12.11.2020, 06:00 Uhr
Darum setzt die Stadt Roth auf Social Media

"Informierte Bürger sind die Voraussetzung für Demokratie." Darauf gründet jede Öffentlichkeitsarbeit, auch die der Stadt Roth. Pressemitteilungen erstellen, Homepage bestücken, das städtische Mitteilungsmagazin verantworten – die sozialen Medien wie Facebook und Instagram gehören in Roth aber noch nicht dazu. Doch gerade junge Menschen nutzen die sozialen Medien, sagt Viola De Geare.

Die Öffentlichkeitsarbeiterin der Stadt legte vor dem Finanzausschuss dar, dass für eine moderne, sozial vernetzte Öffentlichkeitsarbeit deutlich mehr Zeit erforderlich sei, als sie mit 16 Wochenstunden leisten könne. Häufig seien Ergänzungen, Entgegnungen, Richtigstellungen gefragt; die müssten der Bürgermeister oder einzelne Mitarbeiter über ihre privaten Accounts leisten. Das Ziel, so De Geare, sei: Informationshoheit behalten, Transparenz und Bürgernähe sowie den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern.

Schnell reagieren

Als Argument nannte sie auch, dass die Auflagen der Printmedien sinken, dass die Kommunen im Kreis in Sachen social media schon deutlich weiter seien – mit eigenen Auftritten auf Facebook, Instagram und Youtube. Auch im Krisenfall funktioniere die Information schneller und zuverlässiger. Alle bisherigen Aufgaben in der Pressearbeit sollen bestehen bleiben – neben der aufwendigen Betreuung des Magazins "Voll auf Draht" sei das kaum leistbar. Deshalb sei die Aufstockung der Stelle von 16 auf 30 Wochenstunden nötig.

Ins Gesamtpaket der Stellenerhöhung mit eingeschnürt hatten De Geare und ihre Kollegin Melanie Hanker vom Bereich Bildung und Kultur neben der Verdoppelung noch drei weitere Anträge. Zum Ersten: Für die Social-Media-Auftritte soll eine zusätzliche 16-Stunden-Stelle installiert werden. Zum Zweiten: Die bisher halbe Stelle in der Museumspädagogik soll um fünf Wochenstunden erhöht werden, um ein Digitalkonzept für das Museum im Schloss Ratibor zu erstellen. Denn das "Wahrzeichen der Stadt" sei unterrepräsentiert, Aktionen und Angebote müssten digital beworben werden. Und zum Dritten: Für die barrierefreie Kommunikation der Stadt sei eine 15-Stunden-Stelle nötig, denn von der Hard- bis zur Software müsse barrierefrei aufgerüstet werden – nicht nur Monitor, Tastatur und Mikro oder Zeigegerät gehören zur Ausstattung, sondern auch leichte Sprache, Alternativtexte für Bilder, Erklärungen. "Und die dauernde Pflege des Angebots", wie Hanker erklärte.

Etliche Fragen offen

Für die Mitglieder des Finanzausschusses aber stellten sich mit dem Antragspaket etliche Fragen: Erst vor gut zwei Jahren seien Stellen für die Öffentlichkeitsarbeit genehmigt worden, erinnerte Petra Hoefer (SPD). "Stellen, die den Etat auf Jahre belasten." Ihre Frage: "Braucht es wirklich jemanden, der die Rother Runde betreut?" Gleichzeitig werde im Bauamt geächzt, dass die Arbeit nicht mehr zu schaffen ist. Ihr Fraktionskollege Andreas Buckreus ergänzte, dass "ein positives Image der Stadt nicht durch schöne Bilder auf Instagram entsteht". Angesichts zahlreicher Herausforderungen wie Klimaschutz, bezahlbares Wohnen oder Digitalisierung "müssen wir doch nicht die ganze Stadt bespaßen".


Ralph Edelhäußer: Der "Social-Media-Bürgermeister" gibt Tipps


Klar könne man die sozialen Medien nicht nebenbei betreiben, gestand CSU-Sprecher Daniel Matulla den Öffentlichkeitsarbeitern zu. Aber eventuell müssten dann halt andere Dinge wegfallen. Da die Stadt durch Corona "in ein Defizit läuft", genüge ihm die Begründung für diese Fast-Verdoppelung nicht. Und überhaupt: Nicht Viola De Geare selbst solle sozusagen in eigener Sache dafür werben müssen, passenderweise solle das der Leiter des Hauptamtes Stefan Krick übernehmen.

"Unglücklich" nannte auch Dr. Daniela von Schlenk (CSU) dieses Vorgehen. Sowohl die Zusammenfassung von vier verschiedenen Stellen-Aufstockungen als auch das öffentliche Diskutieren in Anwesenheit der Mitarbeiterin: "Ein No Go", schimpfte Schlenk.

Auf das Behandeln in öffentlicher Sitzung sei man aber bei der Diskussion um den Stadtmarketingbeauftragten hingewiesen worden, rechtfertigte Bürgermeister Ralph Edelhäußer das Vorgehen. Edelhäußer: "Das ist Transparenz." Schlenk darauf: "Nein. Mit Transparenz hat das nichts zu tun."

Aufgabe der Verwaltung

Das Procedere findet Richard Radle (Die Grünen) "auch nicht so toll", aber neue, kreative Wege zu beschreiten, nannte er notwendig. Vor allem sei wichtig, "dass das nicht der Bürgermeister macht", sondern die Verwaltung. Laut Wolfgang Treitz (Freie Wähler) müsse die Stadt jedoch "nicht alles in den sozialen Medien präsentieren". Sein Fraktionskollege Karl Schnitzlein dagegen glaubt: "Man kann sich dem nicht mehr verschließen. Dafür brauchen wir heute keinen Rohrpostbeamten mehr."

Nach dem Angebot des Bürgermeisters, die museumspädagogische Aufstockung auf zwei Jahre zu begrenzen, und einer kurzen Sitzungsunterbrechung wurde über alle vier Teile des Pakets einzeln abgestimmt und dem Stadtrat als Empfehlung vorgelegt. Ergebnis: Die Fast-Verdopplung der Öffentlichkeitsarbeit von Viola De Geare wurde mit zehn gegen drei Stimmen genehmigt. Die Erhöhung der Museumspädagogik für das Digitalprojekt um fünf auf 24,5 Stunden wöchentlich erhielt mit der Befristung (ebenfalls gegen drei Stimmen) die Mehrheit. Die 16-Stunden-Stelle für Social-Media-Betreuung fiel mit acht gegen fünf Stimmen durch. Und die 15 Wochenstunden für barrierefreie Kommunikation wurden ebenfalls abgelehnt, weil nur vier Ausschussmitglieder dafür votierten.

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