Polizei warnt vor "Hexenjagd"

Katze Fleisch von den Knochen geschnitten: War es ein Tierquäler oder ein Unfall?

Patrick Shaw

Redaktionsleiter Schwabacher Tagblatt / Roth-Hilpoltsteiner Volkszeitung / Hilpoltsteiner Zeitung

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15.8.2022, 11:52 Uhr
Die verletzte Katze nach der Erstversorgung. Den Schwanz konnte der Arzt nicht retten, ob das Bein heilt und ob sie überhaupt durchkommt, ist noch offen.

© privat Die verletzte Katze nach der Erstversorgung. Den Schwanz konnte der Arzt nicht retten, ob das Bein heilt und ob sie überhaupt durchkommt, ist noch offen.

Am vergangenen Mittwoch (10. August) zeigte eine 31-Jährige aus Eckersmühlen (Stadt Roth) die Misshandlung ihrer Katze bei der Polizei an. Das Tier habe sich Sonntagnacht (7./8. August) gegen Mitternacht schwerverletzt ins Badezimmer ihrer Wohnung geschleppt. "Unsere Katze (Mia) ist um ca. 0 Uhr von mir gefunden worden im Bad, voller Blut. Das ganze Bad auch voller Blut", schreibt die Halterin selbst auf ihrer Facebook-Seite.

Die Katze wies laut Polizeibericht "mehrere Schnittverletzungen an der Pfote und am Schwanz auf". Der Schwanz musste amputiert werden. Drastischer schildert es die Besitzerin: "Der Schwanz war wie mit einer Isolierzange [skalpiert] bis zum Knorpel, wie filetiert, und das Bein hinten rechts war auf der Innenseite wie mit einem Skalpell kerzengerade vom Schenkel bis zu den Zehen aufgeschnitten - Fleisch, Muskel, alles weg bis zum Knochen."

Die Polizeiinspektion Roth hat die Ermittlungen aufgenommen. Es werde sowohl wegen einer möglicherweise vorsätzlichen Tat, als auch in Richtung eines Unfalls ermittelt, erklärt Polizeioberkommissar Andreas Netter auf Nachfrage unserer Zeitung und bittet eventuelle Zeugen um Hinweise (Telefon 09171/97440).

Auch ein Tiermediziner werde zur Begutachtung der Verletzungen herangezogen. Neben der Tat eines Tierquälers ist es immerhin auch möglich, dass die Katze beispielsweise unter einen laufenden Rasenmäher geraten ist - wogegen allerdings die Uhrzeit des Vorfalls spricht, die laut der Besitzerin zwischen 21 und 0 Uhr nachts gelegen haben muss, da sie das Tier gegen 21 Uhr noch gefüttert habe.

Ungewöhnliches Verletzungsbild

Die Halterin selbst ist indes relativ überzeugt von einer Straftat. Ihre Katze namens Mia habe "keine innere Blutungen und Brüche", sodass "Auto, Fahrrad oder ähnliches ausgeschlossen" seien. Die Verletzungen sprächen auch gegen die Vermutung, dass das Tier an einem Drahtzaun hängengeblieben ist, denn dann wären die Wundränder zerrissen und kein "gerader Schnitt".

Das verletzte Bein des Tiers konnte ein Tierarzt der Besitzerin zufolge wieder "zusammenflicken", während der Schwanz nicht mehr zu retten war. Noch sei unklar, ob Mia überlebt.

Polizei warnt vor "Hexenjagd"

In den Sozialen Medien warnen nun auch andere Rother und Eckersmühlener vor einem - angeblichen oder tatsächlichen - Tierhasser. Ihnen zufolge habe es in Roth und Eckersmühlen weitere ähnliche Fälle gegeben. Die Rede ist davon, dass man den Täter gemeinsam ausfindig machen solle. So mancher Kommentar geht noch weiter und ruft zu Selbstjustiz auf.

Die Rother Polizei weist deshalb ausdrücklich darauf hin, dass "niemandem durch eine solche Hexenjagd geholfen ist". Noch sei "völlig unklar, ob es überhaupt einen Täter gibt", so Andreas Netter. Man ermittle "in alle Richtungen - Vorsatz, Fahrlässigkeit und Unfall".


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