Kriminalitätsstatistik
Rekord-Tief von 2020 nochmals unterboten: Immer weniger Straftaten im Landkreis Roth
10.5.2022, 15:00 UhrBei der Polizeiinspektion Roth wurden im Jahr 2021 deutlich weniger Straftaten (1516) als im Vorjahr (1649) erfasst. „Der geringste Wert seit zehn Jahren“, sagt Dienststellenleiter Martin Junglas. Und: „Mehr als zwei Drittel der Straftaten konnten aufgeklärt werden“. Mit 67,9 Prozent wurde der bayerische Durchschnittswert (66,9 Prozent) damit sogar leicht überholt, der mittelfränkische (69,2) jedoch nicht ganz erreicht.
Im Vergleich zum Vorjahr sank der Wert im Zuständigkeitsbereich der Rother Polizei um 0,4 Prozent. „Diese Entwicklung ist zu einem großen Teil auf den Wegfall einer Fallaufklärung im Bereich der Fahrraddiebstähle und mit einem Rückgang der erfassten Straftaten im Bereich der Rauschgiftkriminalität, bei denen es sich in der Regel um sogenannte ,Kontrolldelikte' handelt, zurückzuführen“, erklärt der Dienststellenleiter.
Die „Häufigkeitszahl“ - das ist die Zahl bekannt gewordener Strafdelikte insgesamt, umgerechnet auf 100.000 Einwohner - liegt im Gebiet der Polizei Roth statistisch gesehen bei nur 2323 pro 100.000 Einwohner. Das heißt, sie fällt im Vergleich zu Mittelfranken (3937) und Bayern (3869) deutlich niedriger aus.
Wegen Corona: Mehr digitale Kriminalität
Sind Auswirkungen der Corona-Pandemie erkennbar? „Belegen können wir dies nicht, lediglich interpretieren“, sagt Junglas. Wohnungseinbrüche, Körperverletzungen und Eigentumsdelikte seien besonders stark zurückgegangen. „Auffällig ist neuerdings, dass in Teilen der Kriminalität der digitale Raum sehr an Bedeutung gewonnen hat“, lautet eine Erkenntnis.
Im Dienstbereich der Rother Polizei wurden 2021 insgesamt 831 Tatverdächtige ermittelt. Die Anzahl der nichtdeutschen Täter lag mit 183 Personen exakt auf dem Wert des Vorjahres und stellt einen Anteil von 22 Prozent aller ermittelten Tatverdächtigen dar (Ausländeranteil in der Bevölkerung: rund 13 Prozent; Anteil mit Migrationshintergrund: zirka 26 Prozent).
Dem Bericht ist ferner zu entnehmen, dass 19 männliche, vier weibliche Kinder als Tatverdächtige ermittelt wurden. Bei der Gruppe der Jugendlichen wurden insgesamt 83 Straftäter ermittelt. Auch hier sind die männlichen Tatverdächtigen mit 67 Tätern weiter überrepräsentiert. Bei den jungen Erwachsenen im Alter zwischen 18 und 21 Jahren wurden 82 Tatverdächtige bekannt.
Deutlich mehr Sexualstraftaten
Schlugen 2020 noch vier versuchte Tötungsdelikte zu Buche, so gab es im aktuellen Berichtszeitraum keine einzige Straftat gegen das Leben. Weniger erfreulich ist für den Dienststellenleiter Martin Junglas, dass im Bereich der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung ein deutlicher Anstieg zu erkennen ist. Die Aufklärungsquote sank in diesem Deliktsbereich um 4,6 Prozent auf 91,1 Prozent. „Sie bleibt damit aber immer noch auf einem sehr hohen Niveau“, sagt Junglas.
Im mittelfränkischen Vergleich verzeichnete die Polizeiinspektion Roth jedoch einen weniger stark ansteigenden Verlauf der Fallzahlen. In Mittelfranken wurden im Berichtszeitraum insgesamt 407 Delikte mehr als im Jahr 2020 registriert. Dies stellt einen prozentualen Anstieg um 30,8 Prozent dar. „Der Zuwachs der Fallzahlen bei der Rother Polizei lässt sich fast ausschließlich mit einer Steigerung bei der Verbreitung von pornographischen Schriften erklären“, hält der Dienststellenleiter fest. Wurden 2019 hier noch neun Fälle, im Jahr 2020 bereits 20 Fälle und im Berichtszeitraum 32 Fälle verzeichnet.
Bei Körperverletzungsdelikten und Raubstraftaten sowie Vergehen der Freiheitsberaubung, Nötigung und Bedrohung sind im Vergleich zum Vorjahr im Dienstbereich der Polizeiinspektion Roth ein minimaler Anstieg um zwei Straftaten zu verzeichnen. „Mit nur 291 Fällen ist damit der zweitniedrigste Stand im Zehnjahresvergleich erreicht“, so Junglas. Die Anzahl der begangenen Körperverletzungsdelikte fiel im Vergleich zum Vorjahr von 228 auf 202 Fälle – ein Rückgang um 11,4 Prozent. „Die Taten fanden vorwiegend innerhalb des eigenen sozialen Umfelds statt.“ Unter Raub fielen dem Bericht zufolge 2021 lediglich vier Straftaten.
Besorgniserregende Gewalt gegen Beamte
„Weiterhin besorgniserregend“ sind für den Dienststellenleiter die Gewaltdelikte gegen Polizeibeamte. Nach einem Rückgang im Jahr 2020 auf acht Fälle wurden im vergangenen Jahr elf Straftaten im Dienstbereich der Rother Polizei verzeichnet. Umso alarmierender, so Junglas, „da wegen der Corona-Pandemie auch 2021 der überwiegende Teil der Veranstaltungen abgesagt und das öffentliche Nachtleben dadurch stark eingeschränkt war.“ Mit elf Straftaten ist die Anzahl der Delikte fast doppelt so hoch wie der Zehnjahresdurchschnitt von 5,9 Fällen.
Die Eigentumskriminalität ist mit 311 Delikten im Vergleich zum Vorjahr stark gefallen und befindet sich im Zehnjahresvergleich (545 Fälle) damit auf dem niedrigsten Stand. Gründe konnte Junglas nicht benennen. Wurden im Jahr 2020 beispielsweise im Bereich der Ladendiebstähle noch 55 Straftaten erfasst, so sank diese Zahl 2021 auf nur noch 34 Fälle. De facto ein Rückgang um 38,2 Prozent. „Dieses Minus kann auch nicht mehr ausschließlich mit den Auswirkungen der Pandemie erklärt werden.“
Im Inspektionsbereich wurden im Berichtszeitraum 263 Sachbeschädigungen und damit 47 Fälle mehr als im Jahr davor registriert. Die Aufklärungsquote sank um 2,5 Prozent auf 28,1 Prozent. Nach einer umfangreichen Fallaufklärung im Jahr 2020 sank die Zahl der Fahrraddiebstähle im Jahr darauf auf 50 Fälle, 71 Fahrraddiebstähle weniger als 2020.
Polizei ist zufrieden
Unter dem Strich bewertet Martin Junglas die Kriminalstatistik für seinen Dienstbereich wie folgt: „Insgesamt bin ich mit der Entwicklung des vergangen Jahres im Dienstbereich sehr zufrieden. Wir als Polizeiinspektion Roth werden auch in Zukunft alles Mögliche dafür tun, unsere Bürgerinnen und Bürger zu schützen, begangene Straftaten entsprechend aufzuklären um den Menschen so ein sicheres Leben zu ermöglichen“.
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