Ab 24. September

Viele Aktionen bei den Biowochen im Landkreis Roth

Jürgen Leykamm

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23.9.2022, 11:00 Uhr
Machen die Biowochen schmackhaft: Landrat Herbert Eckstein (links), Mitarbeiterin Andrea Persson von der Wirtschaftsförderung (Zweite von rechts), das Biohof-Ehepaar Judith (Zweite von links) und Christian Scheuerlein (rechts) und Mutter Walli (Mitte).  

© Jürgen Leykamm Machen die Biowochen schmackhaft: Landrat Herbert Eckstein (links), Mitarbeiterin Andrea Persson von der Wirtschaftsförderung (Zweite von rechts), das Biohof-Ehepaar Judith (Zweite von links) und Christian Scheuerlein (rechts) und Mutter Walli (Mitte).  

Chemischer Pflanzenschutz ist tabu, ebenso wie mineralische Stickstoffdüngung. Das meiste Futter für die Tiere wird auf den eigenen Feldern angebaut. Das sind nur einige der Vorteile von biologisch erzeugten Lebensmitteln.

Seit zehn Jahren bewirtschaftet die Familie Scheuerlein aus Hagsbronn (Spalt) ihren Hof nach den Prinzipien der biologischen Landwirtschaft. Damit gelten die Jubilare, die nun ihre erste Dekade als Biobetrieb feiern können, als Pioniere dieser Art der Bewirtschaftung im Landkreis. Und lieferten dem Landkreis gleich einen doppelten Grund, auf ihrem Anwesen auf die Biowochen hinzuweisen, die am Samstag beginnen.

Bis Sonntag, 9. Oktober, gilt es sich dann an einem ganzen Dutzend beteiligter Höfe verschiedener Aktionen zu erfreuen und die eigene Lust an Bio-Lebensmitteln zu entdecken. Es ist die siebte Veranstaltung ihrer Art, die sich einer langsam aber stetig steigenden Beliebtheit erfreut – auch bei den Teilnehmern, die es beim letzten Mal nur auf zehn an der Zahl brachten.

Raus aus der Exoten-Ecke

Der positive Trend spiegelt sich in den Zahlen wieder, die dem Landratsamt vorliegen. Noch 2015, also ein Jahr vor der Biowochen-Premiere, „haben im Landkreis die Landwirte lediglich auf 1011 Hektar Ökolandbau betrieben“, weiß Andrea Persson von der Wirtschaftsförderung. 2021 waren es schon 2274, was mehr als einer Verdoppelung gleichkommt.

Damit steigt auch der Gesamtanteil immer weiter an. Dieser liegt derzeit bei rund sieben Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche und gewinnt damit an Relevanz. „Früher waren das noch Exoten“, erinnert sich Landrat Herbert Eckstein beim Pressetermin zurück. „Da haben wir Vorreiter wie euch gebraucht“, lobt er die Scheuerleins, die ihren eigenen Betrieb langsam, aber beharrlich auf die Bio-Schiene gesetzt und ihn entsprechend entwickelt haben.

Trend gesetzt

„Ihr habt bio schon gelebt, als das noch nicht im Trend lag“, so der Landrat. Den Weg geebnet hat die unter anderem Milchvieh haltende Familie schon 2009 mit dem Neubau des Laufstalls im Außenbereich des Spalter Ortsteils. 2012 dann die dezidierte Umstellung auf Ökolandbau. Die Scheuerleins sind Mitglied im Biokreis-Verband, betreuen 125 Hektar Agrarfläche und kümmern sich um 95 Fleckvieh-Milchkühe.
Die Tiere erfreuen sich des Weidegangs bei trockener Witterung. 2018 zog das erste Federvieh in ein Hühnermobil mit Weidehaltung. Mittlerweile gib es zwei dieser Mobile, derzeit suchen auf den Flächen davor 400 Hühner nach Futter.

Vergangenes Jahr begann das Projekt Hofkäserei Fahrt aufzunehmen, heuer schafften sich die Landwirte einen Reifeschrank für Camembert an – mit Mitteln der Förderung für Öko-Kleinprojekte aus der Ökomodellregion Nürnberg, Nürnberger Land und Roth. „Gestern ist unser erster Bergkäse fertig geworden“, so Christian und Judith Scheuerlein. Der muss allerdings noch drei Monate reifen.

Zum Tragen kommt hier ebenso das Konzept einer mobilen Lohnkäserei. Bei der Vermarktung der Produkte helfen ein SB-Häuschen am Hof mit Milchtankstelle und Warenautomaten, ein weiterer steht in der Kreisstadt. Chemischer Pflanzenschutz ist tabu, ebenso wie mineralische Stickstoffdüngung. Das meiste Futter für die Tiere wird auf den eigenen Feldern angebaut.
Wirtschaftliche Nullrunde.

"Ihr gehört zu den Mutigen"

„Ihr gehört zu den Mutigen, die anpacken und nicht jammern“, lobt Eckstein den Pioniergeist der Familie, die sich aber wie viele Kollegen dieses Jahr starkem Ungemach gegenüber sehen. „Wirtschaftlich legen wir heuer eine Nullrunde ein“, gestehen die Hagsbronner. Und so völlig ohne Kompromisse geht es auch nicht. Ganz aufs Plastik lässt sich bei den Joghurtbechern nicht verzichten. Dafür ist dessen Anteil bei der Verpackung minimiert, eine Papierstabilisierung kommt zum Einsatz – die lässt sich nach Joghurtverzehr entfernen, zum Vorschein kommt ein Bilderstreifen zum Ausmalen.

Wer auf bio umstellen wolle, brauche langen Atem. „In der Praxis sollte man für eine Komplettumstellung fünf Jahre einkalkulieren“, meinen die Scheuerleins. Den Betrieb am Laufen halten nicht nur die beiden selbst, sondern auch Christians Eltern Walli und Franz sowie die Kinder des Betriebsleiterpaares Hanna-Lena (15 Jahre), Jonathan (14) und Katharina (11), die jeweils eigene Aufgaben übernehmen.

Die Aktionen im Überblick:

Im Rahmen der Biowochen lädt der Biohof Scheuerlein in Hagsbronn am Samstag, den 1. Oktober, zu einer Hofbesichtigung um 9.30 Uhr ein. Und das in zwei Variationen: Einmal steht dabei die Familienfreundlichkeit, einmal die Fachlichkeit im Vordergrund. Anmeldung braucht es keine, dafür ist eine Verkostung mitinbegriffen.

Auch bei den anderen Teilnehmern der Biowochen lässt sich an verschiedenen Aktionen teilnehmen. So gibt es etwa am gleichen Tag Weinbergführungen beim Bleimer Schloss Greding um 14 sowie um 16 Uhr (gegen Anmeldung unter Email-Adresse events@bleimer-schloss.de).

Blumig-Unverpackt (Gärtnerei Altmann) in Hilpoltstein lädt am Mittwoch, 28. September ebenso um 14 Uhr zum Workshop zur Herstellung nachhaltiger Bienenwachstücher. Um Anmeldung per Email oder Telefon wird gebeten. Tel. (09174) 970976; info@blumig-unverpackt.de).

Der Biolandhof Sinke freut sich am Freitag, 30. September, und Freitag, 7. Oktober, von 9 bis 12 Uhr zur Verkostung auf viele Besucher am Bauernmarkt in der Burgstadt Hilpoltstein.

Eine Hof- und Kinderhausführung bietet ALAWI (Alternative Landwirtschaft) in Poppenreuth am Samstag, 24. September, und Montag, 3.Oktober, jeweils um 14 Uhr an; dazu am Mittwoch, 5.Oktober, um 17 Uhr, Voranmeldung unter alawi@amhof.org.

Monika Lehner (Mein Garten und mehr…) lädt in Barthelmesaurach am Sonntag, 25. September, von 14 bis 17 Uhr zum Streuobstwiesenfest im Naturgarten (ohne Anmeldung). Sonntag und Montag, 2. und 3. Oktober lockt dort ein Kaffeekränzchen mit Probieraktion von 14 bis 16 Uhr, Voranmeldung unter info@gruenes-echo.de; www.gruenes-echo.de oder Telefon (09178) 328.

Eine Verkostungsaktion erwartet die Gäste am Dienstag, 27. September, von 9 bis 18 Uhr auch im Backhaus Lederer in Roth. Zudem öffnet der Weltladen seine neuen Räumlichkeiten am Willy-Supf-Platz 11 (mittwochs, 10 bis 12.30 Uhr; freitags, 14 bis 17.30 Uhr und samstags, 9.30 bis 12.30 Uhr). Ebenso in der Kreisstadt beteiligt sich Bio Regio Eberle mit Verkostungen während der Öffnungszeiten an den Biowochen.

In Eysölden lässt sich der Bio Arche Hof Gerstner mit seinen 16 Haustierrassen an zwei Samstagen, 24. September, und 1. Oktober ab 16 Uhr entdecken – bei größeren Gruppen ist eine Anmeldung erforderlich. An diesen beiden Tagen sowie am Freitag und Samstag, 7. und 8. Oktober, jeweils von 10 bis 20 Uhr, dürfen die Kinder Esel putzen und bürsten. Voranmeldung: info@bioarche-gerstner.de, Tel. (09173) 918.

In Röttenbach wiederum wartet der Dorfladen mit mehreren Aktionen auf: Zu jeder Packung Bio-Kaffee vom Caffe Limes gibt es am Samstag, 24. September, eine Überraschung. Der Biohof Meister liefert am Dienstag, 27. September, beim Kauf von Kartoffeln, Getreide oder Mehl ein Rezept dazu. Am Samstag, den 1. Oktober, kann an einer Verkostung durch Schnells Bioland Kürbiskerne teilgenommen werden (7 bis 12 Uhr). Zur gleichen Uhrzeit gibt es eine solche am Samstag, 8. Oktober, – dann mit Produkten von Dr. Kargs Bioknäckebrot und besagtem Biohof Scheuerlein.

Besagte Röttenbacher Caffe Limes Kaffeerösterei lädt in ihrem Domizil und in ihrem Laden ebenso zu einer Verkostung zu verschiedenen Schwerpunktthemen: Der perfekte Espresso (Samstag, 24. September, 9 bis 12 Uhr), Kaffee Bialettei (Mittwoch, 28. September, 10 bis 16 Uhr), Brühkaffee (Mittwoch, 5. Oktober, 10 bis 15 Uhr).

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