Kulturfabrik in Pandemie-Zeiten

"Wir werden um die Rückkehr des Publikums kämpfen müssen"

21.1.2022, 10:50 Uhr
2021 herrschte Blue statt der Bluestage in der Rother Kulturfabrik. Heuer sollen sie, so die bisherige Planung, in einer kleinen Version stattfinden.

© Salvatore Giurdanella, NN 2021 herrschte Blue statt der Bluestage in der Rother Kulturfabrik. Heuer sollen sie, so die bisherige Planung, in einer kleinen Version stattfinden.

„Wir haben die Künstler abgefragt, ob sie überhaupt spielen würden: Niemand hat nein gesagt, alle wollen spielen.“ Deadline für die Planung ist laut Ammerer-Düll Ende Januar. Bis dahin seien noch Änderungen möglich, aber im Moment tendiere das Kufa-Team dazu, die Bluestage „durchzuziehen“. Alle Konzerte, die finanzierbar sind, sollen stattfinden. Verschoben auf 15. Oktober ist dagegen Marla Glen, und für Samantha Fish, den eigentlichen Opener der Bluestage, ist jetzt im nächsten Jahr der 25. März als neuer Termin „ins Auge gefasst“.

Eine gute Nachricht hat die Co-Leiterin der Kufa in den Ausschuss mitgebracht: Die Zugangsbeschränkungen für Kulturveranstaltungen könnten gelockert werden. Das hatte der Ministerpräsident da gerade eben in Aussicht gestellt: Die Auslastung wolle die Staatsregierung von 25 auf 50 Prozent erhöhen.

Trotzdem nur 170 Zuschauer?

Was das genau für die Kufa bedeutet, wisse man noch nicht. Denn Masken- und Abstandspflicht bleiben bestehen. Statt der jetzt erlaubten 120 Besucher könnten es dann vielleicht trotzdem nur 170 sein, fürchtet Ammerer-Düll. Aber immerhin, freut sie sich.

Dass die Kultur jetzt ins dritte Pandemiejahr geht, hat nur wenig Erfreuliches. Aber zumindest finanziell gab es Lichtblicke: Ihr Budget hat die Kufa 2021 um 68000 Euro unterschritten, berichtete Ammerer-Düll im Kulturausschuss, „weil wir Glück hatten mit der finanziellen Unterstützung“. Die staatlichen November- und Dezemberhilfen sowie das Neustart-Programm haben der Kufa insgesamt 50.000 Euro in die Kasse gespült.

Auf der Veranstaltungsseite sah es 2021 mau aus: 25 Kulturveranstaltungen und 41 Anmietungen sind die Bilanz vom Open-Air-Wochenende bis zum Kabarettherbst: „Manches konnte stattfinden, manches nicht.“ Der Zuspruch fiel natürlich deutlich geringer aus, außerdem gab und gibt es dauernd Updates beim Hygienekonzept. „Derzeit gilt: 120 Personen mit FFP2-Maske auch am Platz, mit Mindestabstand und mit Test, wenn nicht geboostert – da muss erstmal jemand kommen, der das alles mitmacht“, kritisiert Monika Ammerer-Düll die scharfen Beschränkungen im Kulturbetrieb.

Selbst wenn die Bedingungen gelockert werden, müsse das Team vor allem die größeren Veranstaltungen, die sich besser verkaufen, immer wieder verschieben. Eines ihrer Beispiele ist Laith Al Deen, dessen Konzert sie jetzt aber nicht zum fünften Mal verschieben will. „Dafür wird dann irgendwann ein neuer Termin festgelegt.“

Lesung am 18. Februar

Gerade an den kleineren Veranstaltungen will man aber festhalten: Am 18. Februar liest Gerd Berghofer aus seinem „jetzt schon nicht mehr ganz neuen“ Buch „Fuhre zum Schafott“, und am 6. März sind die SZ-Redakteure Roman Deininger und Uwe Ritzer mit ihrem Buch „Die Spiele des Jahrhunderts – der Terror und das neue Deutschland“ über die Olympischen Spiele 1972 in München zu Gast. „Wahnsinnig spannend“, lobt Ammerer-Düll die Lektüre.

Den 30. Geburtstag der Kulturfabrik im Mai wolle man auf jeden Fall feiern, fest im Kalender steht bisher aber nur das Konzert von Gregor Meyle am 15. Mai, dem Geburtstag selbst. Mehr sei noch nicht geplant.

Inzwischen hat die Kulturfabrik auch eine neugestaltete, barrierefreie Homepage: „Für die Arbeit daran war während der Lockdowns Zeit.“ Dass die Kultur durch Corona Publikum verloren hat, steht für Ammerer-Düll fest. Sie glaubt, dass sich das Freizeitverhalten der Menschen durch die Pandemie verändere. „Um die Rückkehr der Menschen werden wir kämpfen müssen.“

Sehr gelegen kam deshalb eine Anregung von Sonja Möller (Freie Wähler): Üblicherweise dürfe ein nicht ausgeschöpftes Budget nur zur Hälfte ins neue Jahr transferiert werden. Darauf könne doch diesmal verzichtet werden. „Auch wenn nur 170 Leute im Saal sitzen dürfen, müssen die Gagen der Künstler bezahlt werden.“ Bürgermeister Andreas Buckreus sagte eine Beratung im Stadtrat zu.

Keine Kommentare