"Fridays for Future" mobilisieren rund 150 Radler

Klima-Demo in Schwabach: "Wir sind laut, weil ihr nur für Autos baut"

Robert Schmitt

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28.3.2022, 19:46 Uhr
Schwabach gehörte zu den weltweit über 300 Städten, in denen am Freitag, 25. März, für mehr Klimaschutz demonstriert wurde.

© Robert Schmitt Schwabach gehörte zu den weltweit über 300 Städten, in denen am Freitag, 25. März, für mehr Klimaschutz demonstriert wurde.

Der Bund Naturschutz Schwabach (BN) hatte die Initiative des Klimaschutz-Nachwuchses aufgegriffen und am vergangenen Freitag (25. März) zur „Radlerdemo“ eingeladen. Schwabach war eine von global 308 Städten, in denen für mehr Klimaschutz demonstriert wurde. Auf dem Marktplatz trafen sich dazu nach Schätzung der Polizei gut 150 Fahrradfahrer und Fahrradfahrerinnen mit zahlreichen Arten von Muskelkraft-Zweirädern.

Nach der Kundgebung machte sich der Pulk über die Königsstraße auf eine Rundtour um die innere Stadt. An neuralgischen Punkten wie der Fürther und der Nürnberger Straße stoppte der radelnde Protestmarsch, um mit dem Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) die Situation zu analysieren und Forderungen nach besserer Infrastruktur für Radler und Fußgänger zu erheben. Motto: „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr nur für Autos baut.“

Verkehrswende vor Ort

Zuvor auf dem Marktplatz hatten neben der 16-jährigen Katinka Heidelbach auch BN-Vorsitzende Almut Churavy und die städtische Klimaschutzreferentin Dr. Christine Meyer das Wort ergriffen. Alle drei mahnten einen umgehenden Umbau unserer Systeme in Richtung Klimaschutz an. Dazu seien vor allem eine Verkehrswende, der konsequente Ausbau erneuerbarer Energien und ein anderes Konsumverhalten erforderlich. Anderenfalls sahen sie die Existenz der gesamten Menschheit als gefährdet an.

Der Bund Naturschutz hatte die Initiative des Klimaschutz-Nachwuchses von "Fridays for Future" aufgegriffen, und die Demo organisiert.

Der Bund Naturschutz hatte die Initiative des Klimaschutz-Nachwuchses von "Fridays for Future" aufgegriffen, und die Demo organisiert. © Robert Schmitt

„Wir retten nicht die Welt, wir retten einzig und allein uns“, sagte Katinka Heidelbach. „Extremwetterereignisse, starke Stürme, Rekordhitzewellen und Wassermangel werden immer schlimmer werden und unsere Existenz bedrohen“, zählte die Gymnasiastin die Folgen einer zunehmenden Erderwärmung auf. „Das macht mir Angst, denn ich muss noch 70 Jahre auf dieser Welt leben“, schilderte Heidelbach ihre Gefühlslage.

„Für alle bezahlbar“

Christine Meyer schlug in dieselbe Kerbe. „Wir alle sind betroffen, denn eine intakte Umwelt ist die grundlegende Voraussetzung für eine sichere Zukunft“, so Meyer. Für die Referentin ist die Klimakrise „unbestritten die Existenzfrage unserer Zeit“. Ihrer Meinung zufolge muss Klimaschutz deshalb sofort beginnen.

Nach der Kundgebung auf dem Marktplatz ging es auf eine Tour durch Schwabach.

Nach der Kundgebung auf dem Marktplatz ging es auf eine Tour durch Schwabach. © Robert Schmitt

„Und er muss mit Sozialpolitik verbunden werden“, forderte die promovierte Sozialwissenschaftlerin mehrmals. „Gerechtigkeitspolitik und Klimaschutzpolitik gehören zusammen und müssen zusammen durchgesetzt werden“, rief sie den Protest-Radlern zu. „Dafür braucht es eine gute Sicherung bei Arbeitslosigkeit, gute Löhne und starke Tarifbindungen. Denn Klimaschutz muss für alle möglich und bezahlbar sein.“

Meyer sieht dafür auch die Städte und Gemeinden in der Verantwortung. Schwabach sei auf einem guten Weg, fand sie. „Die Stadtverwaltung hat sich mit einem Klimaschutzfahrplan auf den Weg zur Klimaneutralität bis 2030 gemacht“, so Meyer. Landespolitisch forderte sie eine sofortige Abschaffung der „10H-Regel“ für den Abstand von Windrädern zur Wohnbebauung.

Zu den Zielen der Schwabacher Protestierenden gehört unter anderem ein fahrradverträglicher Umbau der Fürther Straße.

Zu den Zielen der Schwabacher Protestierenden gehört unter anderem ein fahrradverträglicher Umbau der Fürther Straße. © Robert Schmitt

Almut Churavy rief alle Teile der Bevölkerung auf, sich am Klimaschutz zu beteiligen. „Ausschließlich die gesamte Stadtgesellschaft kann die Klimakrise bewältigen“, sagte die BN-Vorsitzende. Sie sprach insbesondere die zunehmende Trockenheit an.

„Der Bodensee fehlt“

„Wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge ist in Deutschland der Verlust an Grund- und Oberflächenwasser im weltweiten Maßstab besonders groß“, erklärte Almut Churavy. „Im Vergleich zu vor 20 Jahren fehlt uns Wasser in einem Ausmaß, das dem Volumen des Bodensees entspricht“, lautete seine bedenkliche Botschaft. „Das hat bedeutende Einbußen bei den Ernten und immense Schäden in unseren Wäldern zur Folge.“

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