Wohnen in Schwabach V: Im Loft im O'Brien-Park

19.10.2019, 05:58 Uhr
Wohnen in Schwabach V: Im Loft im O'Brien-Park

© Foto: Thomas Correll

Der erste Eindruck ist ebenso ungewohnt wie beeindruckend. Wer in die Wohnung von Jochen von Jähnichen und seiner Frau Sybille kommt, der atmet den freien Geist des früheren Seefahrers. Ein geräumiger Wohnbereich mit großem Tisch und Sofa, die Küche, eine Treppe, auf der Zwischenebene Platz zum entspannen, auf der zweiten Zwischenebene "überwintern die Pflanzen" – das alles kommt in einem einzigen offenen Raum mit hoher Decke unter.

Pionierarbeit geleistet

Mit Garten, Dachterrasse, Schlafzimmer, zwei Bädern, einer "Rumpelkammer" und ein bisschen Keller haben Jochen und Sybille von Jähnichen sich hier ein kleines Reich geschaffen, das dem "von" im Namen gerecht wird. Als aristokratisch kann man Jochen von Jähnichen allerdings gar nicht bezeichnen: Der drahtige Mittsiebziger ist freundlich, locker, gänzlich unprätentiös und strotzt vor Energie. Erst in der Unterhaltung mit ihm wird klar: Hier im O‘Brien-Park hat er Pionierarbeit geleistet.

Ein kurzer Blick zurück: Nachdem die Amerikaner abgezogen waren, verfallen die Gebäude der alten O‘Brien-Barracks zusehends. 2010 ist das langgezogene, L-förmige Haus, in dem früher die Reitställe, das Kino und die Kapelle der US-Armee untergebracht waren, in einem erbarmungswürdigen Zustand. Von Jähnichen berichtet von Plünderern, jugendlichen Randalierern und jeder Menge Fledermäusen.

Zufällig bekommt er, der zu diesem Zeitpunkt in der nördlichen Ringstraße wohnt, über eine Bekannte einen ersten Eindruck von dem Objekt. Wo die meisten wahrscheinlich Reißaus genommen hätten, sieht von Jähnichen nicht den Dreck und die Schäden, sondern das zukünftige Leben im luftigen Loft. Er hat angebissen. Die Sanierung und der Umbau des Gebäudes ist damals kein Selbstläufer, ein Investor springt zwischendurch ab. 2011, schon vor Vollendung der Arbeiten, ist von Jähnichen der Erste, der einzieht. In den Teil des Gebäudes, das für die US-Soldaten als Kino diente. Einiges an Geld, Zeit und Nerven habe er in den Umbau gesteckt. Es hat sich gelohnt.

Wie warme Semmeln

Die Gegend floriert, die neu entstandenen Häuser in der Umgebung sind im modernen Design gehalten, stehen allein, haben Gärten. Es ist keine Arme-Leute-Gegend, das sieht man gleich. "Die Grundstücke gingen weg wie warme Semmeln", sagt von Jähnichen.

Wunschlos glücklich ist er allerdings nicht: Ein Bäcker, ein Café, so ein bisschen Gewerbe wäre schon nicht schlecht in der direkten Umgebung. Es gebe vorne in Richtung Nürnberger Straße und nordwärts im Eichwasen alles, was man brauche, auch die Stadt sei nicht weit. Aber einen historischen Kern, wie ihn Stadtteile haben, die aus Dörfern hervorgegangen sind, hat der O‘Brien-Park logischerweise nicht. Es ist eine Mischgegend, wo auch die Stadtwerke, der Bauhof oder das Stadtmuseum gleich um die Ecke sind. Anfangs, erzählt von Jähnichen, habe man das Problem der parkenden Lkws gehabt. Das sei für die Kinder gefährlich gewesen, vor allem habe aber die Abgasbelastung den Anwohnern das Leben schwer gemacht. Mittlerweile gilt ein Parkverbot für Laster.

Ein Trendsetter

Von Jähnichen ist bei Hamburg aufgewachsen und einige Jahre als Schiffsingenieur zur See gefahren. Die Anspruchslosigkeit und die Freiheitsliebe des Seemanns hat er sich beibehalten, auch nachdem er über diverse Umwege bei der AEG in Nürnberg gelandet war und zunächst in Wolkersdorf, dann in der Nördlichen Ringstraße wohnte. "Ich kann das nicht ab, diese verschachtelten Wohnungen mit so vielen Zimmern", betont er – was gar nicht nötig gewesen wäre, denn dem Loft in Schwabachs Norden sieht man an, dass der Besitzer keine Lust aufs Nullachtfuffzehn-Wohnen hat.

Das gilt auch für von Jähnichens Lebensgeschichte, die wir hier nur andeuten konnten – der Mann hat viele Anekdoten und er weiß, wie man sie erzählt. Und unser Besuch zeigt: Was das Wohnen angeht, kann man auch in von Jähnichens Alter ein Trendsetter sein.

Die Teile Eins, Zwei, Drei und Vier unserer Serie lesen Sie mit Klick auf die folgenden Links: Im Reihenhaus in Penzendorf; Das Hochhaus als Notlösung; Glücklich im Altbau; Heimat Gartenheim.

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