Fleischlos in der Oberpfalz

Traditionsmetzgerei Bär verkauft veganen Leberkäse - sogar billiger als das Original

Isabel Pogner

Online-Redaktion

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19.10.2022, 13:02 Uhr
Jacqueline und Matthias Bär und Daniela Winter (v.l.) entwickeln immer mehr vegane Metzgerware. 

© Stadtmetzgerei Bär Jacqueline und Matthias Bär und Daniela Winter (v.l.) entwickeln immer mehr vegane Metzgerware. 

Die Stadtmetzgerei Bär aus Sulzbach-Rosenberg hat ihr Sortiment erweitert: Seit kurzem verkaufen die Metzger veganen Leberkäse.

Jeden Tag Fleisch essen - das macht selbst Metzgermeister Matthias Bär nicht. Der 30-Jährige möchte sich ausgewogen ernähren und stellt den Trend auch bei einigen seiner Kunden fest. "Deshalb wollten wir mehr Vielfalt anbieten", erzählt Bär gegenüber nordbayern.de.

Also begann er gemeinsam mit Ehefrau Jacqueline Bär und Schwester Daniela Winter zu experimentieren. "Ich musste mich da gut einlesen, welche Zutaten gut funktionieren könnten", erzählt Bär. Der vegane Leberkäse besteht aus Sonnenblumenprotein, Rapsöl und Wasser. Außerdem habe er sich viel mit Gewürztechnologen darüber ausgetauscht, welche Gewürze für fleischfreie Fleischprodukte am besten funktionieren. "Das ist viel Tüftelei, aber wir freuen uns umso mehr, wenn dann etwas funktioniert".

Vor dem veganen Leberkäse entwickelte die Familie bereits eine vegane Leberwurst und einen veganen Aufschnitt. "Und das alles ist auch ganz bewusst vegan, nicht vegetarisch", erzählt Bär. Damit wolle der den Veganern das Leben erleichtern. Viele Veganer, die in die Stadtmetzgerei kommen, hätten in der Kindheit Fleisch gegessen, irgendwann aber aus Überzeugung damit aufgehört. "Die freuen sich total, wenn sie mal wieder in eine Metzgerei gehen können", erzählt Beer.

Umso mehr Wert legt das Team darauf, die veganen Produkte nicht in Verbindung mit den tierischen zu bringen. Zwar verwendet die Metzgerei zur Herstellung die gleichen Maschinen, die werden aber jeden Abend gereinigt und desinfiziert und trocknen bis zum nächsten Morgen. "Dann produzieren wir zuerst die veganen Lebensmittel und danach die mit Fleisch", erzählt Bär. Außerdem verwendet das Team im Verkaufsraum für die veganen Produkte separate Bretter, Tabletts und eine separate Aufschneidemaschine. "Das ist viel Arbeit", räumt Bär ein, "aber uns ist das einfach wichtig, diesen Grundsatz zu wahren."

Fast ein Zehntel des verkauften Leberkäses ist vegan

40 Kilogramm vegane Fleischersatzprodukte stellt das Bär-Team jeden Tag her. 10 Kilo davon sind veganer Leberkäse. Vom fleischbasierten Leberkäse produziert die Metzgerei am Tag um die 120 Kilogramm.

Mehr Geld will Beer für seine veganen Produkte übrigens nicht verlangen. Im Gegenteil: "Für die Sachen aus Fleisch müssen Tiere ihr Leben lassen, für das vegane nicht. Da kann ich doch für die veganen Sachen nicht mehr verlangen!" Das Kilogramm veganer Leberkäse geht bei Bärs für 10.90 Euro über den Tresen, eine vegane Leberkäs-Semmel gibt's für einen bis 1,50 Euro.

"Das große Interesse hat uns ein bisschen überrumpelt", erzählt Bär. Die neue vegane Variante komme bei den Kunden größtenteils positiv an. Und das nicht nur bei den Jungen, sondern auch bei langjährigen Kunden. Bär erzählt: "Manche merken gar nicht, dass es der vegane ist." Andere würden für die vegane Neuauflage der Bayerischen Traditionsspeise sogar lange Anfahrtswege auf sich nehmen. Auch dank der Unterstützung der Gruppe "Vegan in und um Amberg", die die Metzgerei über die Stadtgrenzen hinaus bekannt gemacht.

Auf dem Leberkäs-Erfolg ausruhen will sich Bär aber nicht, weitere vegane Fleischprodukte sollen folgen. Aktuell arbeitet die Familie an einer Wiener-Alternative, bis zum Sommer will Bär vegane Bratwurst anbieten.