"Jeder sieht, was ihm droht"
Ungewöhnliche Maßnahme: Warum ein bayerischer Wirt seinen Gerichten jetzt zwei Preise gibt
31.10.2023, 07:25 UhrSteffen Marx wittert, was seinen Kunden schon bald droht. "Ich habe das Gefühl, dass viele Gäste das noch nicht richtig auf dem Schirm haben", sagt der Wirt des Giesinger Bräustüberls der "Bild"-Zeitung. "Ich habe deshalb alle Speisekarten neu drucken lassen. Jetzt sieht jeder, was ihm droht." Damit meint der Gastronom das geplante Ende einer Corona-Maßnahme, die Restaurants retten sollte. Die Regierung senkte die Mehrwertsteuer 2020 auf Speisen, Unternehmer mussten nur noch sieben statt 19 Prozent abführen. Nun endet die Lockerung - und damit drohen auf den Speisekarten der Republik deutlich höhere Preise.
Die verlangt Marx vom Giesinger Bräustüberl zwar noch nicht, er will seine Kunden aber auf das vorbereiten, was ab 1. Januar 2024 kommt. Jedes Gericht dürfte etwa zwölf Prozent teurer werden - zumindest dann, wenn die Gastronomen die höhere Steuer an ihre Kunden weitergeben. Deutschland droht der große Gastro-Schock.
Zwei Preise: So saftig fällt die Steigerung im Restaurant aus
Seit Monaten lobbyieren Vertreter der Branche bei der Bundesregierung, die Senkung der Mehrwertsteuer beizubehalten. Ursprünglich hatte der Bundeskanzler Olaf Scholz höchstselbst genau das versprochen. Die angespannte Haushaltssituation bringt nun offenbar aber einiges durcheinander. Noch immer ist jedoch keine finale Entscheidung gefallen. Auch Bayerns Gastronomen hoffen.
Marx vom Giesinger Bräustüberl jedenfalls fühlt sich ungerechnet behandelt. Während To-Go-Imbisse nur sieben Prozent abführen müssen, drohen etablierten Restaurants schon bald 19 Prozent. "In Dönerbuden haben sie deutlich weniger Kosten für Miete und Personal. Und wir Wirte, die wir uns Mühe geben, werden bestraft", sagt der Wirt der "Bild"-Zeitung. Das Wiener Schnitzel würde mit neuer Mehrwertsteuer in seinem Lokal künftig statt 25,90 Euro fast 29 Euro kosten. Und der Schweinsbraten statt 16,90 Euro 18,80 Euro. "12 Prozent mehr Mehrwertsteuer. Das macht einen Haufen aus."
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