Zukunftsreise

Altmühlfranken 2030 ist ein Füllhorn an Ideen

2.12.2021, 16:42 Uhr
Altmühlfranken 2030 ist ein Füllhorn an Ideen

© Robert Maurer, NN

Sicherlich werden nicht alle Vorschläge umgesetzt. Vielmehr gilt es in den nächsten Monaten und Jahren abzuklären, was davon für Weißenburg-Gunzenhausen leistbar ist.

Es dürfe aber auch nicht sein, dass man alle Projekte einfach direkt abtut, nur weil sie keine Pflichtaufgabe des Landkreises sind und zumindest erst einmal Geld kosten, machte Landrat Manuel Westphal bei der Präsentation des Leitbildes in einem Pressegespräch deutlich. „Ich muss auch investieren, wenn ich zukünftig erfolgreich sein will. Das ist auch wichtig für die Region.“

Es sei auch nicht bei allen Projekten, die sich im Leitbild finden, originär der Landkreis zuständig, bekannte Westphal und nannte die Beispiele des Breitbandausbaus oder der besseren Mobilfunkabdeckung. Doch die kommunale Aufgabenverteilung sei den Bürgern letztlich egal und oft genüge es, wenn der Landkreis das Netzwerk schaffe und die Städte und Gemeinden den Rest selbst übernehmen.

Schon in Gang gesetzt

Einzelne Punkte haben der Kreistag und seine Ausschüsse sogar schon in Gang gesetzt. Das Energie- und Klimaschutzmanagement für die öffentlichen Gebäude des Landkreises ist ein solches Thema. Oder auch der Pflegestützpunkt, der noch im Dezember in Weißenburg eingeweiht werden soll.

Aufgeteilt ist das „Strategische Leitbild Altmühlfranken 2030“ in Anlehnung an den Slogan „Der starke Süden“ in vier Themenbereiche: „Stark für die Umwelt“, „Stark für die Wirtschaft“, „Stark für die Menschen“ und „Gemeinsam stark“. Marketingstrategen nennen so etwas wohl „Corporate Identity“.

Aber es war bezeichnend, dass der Landrat in einer Präsentation sowohl im Ausschuss für Regionalentwicklung, Tourismus, Sport und Kultur als auch beim Pressegespräch die Verbindung explizit herstellte. So ganz scheint er nicht darauf zu vertrauen, dass der Slogan in allen Köpfen ist.

Ein halbes Jahr lang Bürgerbefragungen

Ziemlich genau ein halbes Jahr hat sich der Landkreis Zeit genommen, um die Meinungen der Bürgerinnen und Bürger abzufragen. Das geschah bei Videokonferenzen, bei Besuchen in den Gemeinden, bei Fachtagungen und mit einer Postkartenaktion sowie über eine Internetseite. Aus Sicht Westphals hat sich dieser Mix bewährt. Er glaubt, dass jedes der Formate eine gewisse Gruppe an Menschen angesprochen hat.

Und herausgekommen ist wirklich ein bunter Strauß kreativer Ideen. Eine Genossenschaft zur Stromvermarktung zum Beispiel wird in den nächsten Jahren relevant, wenn die EEG-Förderung von Windrädern, Photovoltaik- und Biogasanlgen ausläuft.

Die werden ja nicht von einem Tag auf den andern kaputt, sondern produzieren weiterhin Strom. Aber als einzelner Anbieter wird man den allenfalls zu unterirdischen Preisen los. Im Verbund sieht das besser aus.

Fachkräfte zurück holen

Ebenfalls unter dem Punkt Umwelt ist die Mobilität verordnet. Im Papier finden sich das geplante Radverkehrskonzept, der Ausbau der E-Ladeinfrastruktur, eine Mobilitäts-App für den Landkreis oder die Initiative Klima-Landwirt, bei der Unternehmen CO2-Ausstoß kompensieren können, indem sie mit Landwirten beim Humusaufbau kooperieren.

Mit einer Kampagne mit dem Titel „Heimspiel“ sollen Fachkräfte, die irgendwann den Landkreis verlassen haben, um anderswo zu arbeiten, zurück geholt werden. In Sachen Tourismus soll eine Service-Agentur aufgebaut werden, die sich um sämtliche Arbeiten rund ums Vermieten von Ferienwohnungen kümmern könnte.

Zudem soll nach Möglichkeiten gesucht werden, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, das Angebot an Tages- und Kurzzeitpflegen soll ausgebaut, die Freizeitmöglichkeiten im Landkreis in einer App zusammengefasst, die Museen vernetzt, eine Landkreismarke für Produkte aus der Region aufgebaut werden usw.

Der Kreistag muss noch zustimmen

Die letzte Hürde ist nun noch die Zustimmung des Kreistages am Montag, 13. Dezember, doch die dürfte angesichts eines einstimmigen Votums im vorberatenden Regionalentwicklungsausschuss Formsache sein – auch wenn der ein oder andere Kreisrat anmerkte, dass er nicht alle Ideen im Leitbild unterstützt (eigener Bericht über die Diskussion folgt).

Altmühlfranken 2030 ist ein Füllhorn an Ideen

© Robert Maurer, NN

Landrat Manuel Westphal war die Erleichterung jedenfalls anzusehen, als die Abstimmung gelaufen war. Für ihn war Altmühlfranken 2030 seit seinem Amtsantritt eine Herzensangelegenheit. Im Pressegespräch im Anschluss an die Ausschusssitzung war der Landrat dann aber wieder ganz Jurist und vermied zu viel Emotionen.

„Mit dem Ergebnis des Prozesses bin ich zufrieden“, vermeldete er nüchtern. Angesichts dessen, dass ihn die Leitbildfindung im zu Ende gehenden Jahr enorm viel Arbeitszeit gekostet hat und er in diesem Jahr jede Gelegenheit genutzt hat, um auf den Regionalentwicklungsprozess hinzuweisen, hätte man ein bisschen mehr Euphorie erwartet.

Vom Papier zur Umsetzung

Aber natürlich ist auch klar, dass das Leitbild in erster Linie bedrucktes Papier bzw. ein Dokument im Internet ist (nach der Zustimmung des Kreistages wird es für alle auf der Homepage des Landkreises zum Download zur Verfügung stehen). Nun geht es an die konkrete Umsetzung einzelner Maßnahmen. Das soll nach Westphals Willen bald erfolgen.

Für einzelne Ideen hat die Verwaltung auch schon abgeklärt, ob eine Förderung denkbar wäre. So könnte über das Leader-Programm Geld für den Aufbau der Tourismus-Service-Agentur fließen, um nur ein Beispiel zu nennen. „Natürlich dürfen wir nicht Dinge tun, nur weil es eine Förderung gibt“, betonte Westphal. Aber eine gute Idee, die bezuschusst wird, lasse sich eben leichter realisieren.