Auszeichnung für Lehrerin aus Solnhofen

Auch im Distanzunterricht immer in Kontakt mit den Schülern

Nina Dworschak

Volontärin Fotografie

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26.6.2022, 08:12 Uhr
Auch im Distanzunterricht immer in Kontakt mit den Schülern

© Robert Haas/Inner Wheel Club München

Als die Corona-Pandemie über das Land schwappte und die ersten Schulschließungen mitbrachte, hat sie als Lehrerin einer ersten Klasse an der Grundschule Dorfen-Nord in Oberbayern ein besonders stimmiges Homeschooling-Programm umgesetzt, um mit ihren Schülern Kontakt halten zu können.

Der Alltag während des ersten Lockdowns im Jahr 2020 war neu, für alle im Schulbetrieb. "Ich würde behaupten, kein Lehrer wusste am Anfang, was der richtige Weg ist", erzählt Belyamna. Ihre Idee des digitalen Klassenzimmers wurde schnell zum Erfolg. Sie traf sich mit ihren Schülerinnen und Schülern jeden Morgen um 8 Uhr in einer Videokonferenz. Nachdem jeder "Guten Morgen" gesagt hat, gab es eine halbe Stunde Pflichtunterricht. Danach ging es in die Eigenarbeit.


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Doch anders als andere Lehrkräfte blieb Belyamna vor ihrem Computer sitzen, die Konferenz lief bis zum nächsten Treffen um 12.30 Uhr weiter. Die Kinder konnten selbst entscheiden, ob sie bleiben oder aus der Konferenz austreten. Wer eine Frage hatte, konnte jederzeit zurückkommen. "Tatsächlich sind viele die ganze Zeit geblieben", sagt die Lehrerin. Auch seien die wenigsten um Punkt 13 Uhr gegangen. "Wir haben meistens noch etwas geratscht", erzählt sie.

Auch die Pausen verbrachte die Lehrerin gemeinsam mit ihren Schülern. Schon vor Corona gab es für die Klasse jeden Tag um 11 Uhr eine gemeinsame Brotzeitpause im Klassenzimmer, während Carina Belyamna den Kindern Geschichten vorgelesen hat. Das hat sie auch während der Homeschooling-Zeit beibehalten. "Die Kinder waren froh, dass wenigstens eine Konstante geblieben ist", erinnert sie sich.


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An manchen Tagen gab es für die Kinder statt der Dauerkonferenz auch Einzelbetreuung. Jeder bekam einen Zeitslot, in dem er mit der Lehrerin allein war. Dann konnten die Kinder der Lehrerin vorlesen, das Einmaleins präsentieren oder Gedichte vortragen. Insgesamt habe Belyamna das Gefühl, dass ihr Konzept bei allen Schülern funktioniert habt, keiner sei abgehängt worden. Und das, obwohl es für viele Eltern schwer war, den Kindern zu helfen. Etwa ein Drittel von Belyamnas Schülern hat nicht deutschsprachige Eltern, außerdem mussten viele Mütter und Väter arbeiten und hatten keine Zeit für die Kinderbetreuung.

Neben der Dauerkonferenz hat Belyamna für ihre Schüler einen digitalen Wochenplan entworfen. Neben den Zugangslinks zu den täglichen Konferenzen gab es weitere digitale Lernmöglichkeiten. Es wurden Videos verlinkt, einige hat die Lehrerin selbst produziert und auf die Videoplattform Youtube hochgeladen. Das macht sie auch weiterhin.

Ganz auf das Online-Lernen wollte sie trotzdem nicht vertrauen. Die Schule entwarf ein Konzept, um Aufgaben aus dem Homeschooling korrigieren zu können. Dazu mussten die Eltern die Hefte der Kinder zur Schule bringen, Carina Belyamna hat sie dort abgeholt, korrigiert und wieder zurückgebracht. "So konnte ich nachvollziehen, ob die Kinder ihre Aufgaben wirklich verstanden haben."

Technisch habe beim digitalen Klassenzimmer eigentlich immer alles funktioniert, nur in den ersten Tagen hatten Kinder Probleme beim Umgang mit den Online-Zugängen. Engagierte Eltern haben damals geholfen, alle Kinder mit Laptops ausgestattet und die Einstellungen vor Ort erklärt. Für Belyamna war das eine Erleichterung, die 32-Jährige lebt nämlich im Landkreis Landshut, mit dem Auto 40 Minuten entfernt von Dorfen.

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Vor einigen Jahren ist die sie für ihren Vorbereitungsdienst, so heißt das Referendariat für Grundschullehrer, an die Grundschule in Dorfen gegangen. Vorher hat sie in Eichstätt studiert und nach ihrem ersten Staatsexamen einige Monate in ihrem Heimatlandkreis Weißenburg-Gunzenhausen als mobile Reserve gearbeitet. Sie könnte sich vorstellen, bald auch wieder hier zu unterrichten.

Über ihre Auszeichnung mit dem zweiten Platz beim Inner-Wheel-Preis für Zivilcourage habe sie sich sehr gefreut, erzählt sie am Telefon. "Für Lehrer gibt es nicht so viele Preise, wer weiß, ob ich jemals wieder einen bekomme", sagt Belyamna. Besonders gefreut hat es sie, dass die Eltern sie für diese Auszeichnung vorgeschlagen haben. Viele von ihnen sowie einige Schüler waren bei der Preisverleihung Ende Mai mit dabei. Bis heute besuchen die Kinder ihre ehemalige Lehrerin oft auf dem Pausenhof. Mittlerweile sind sie in der dritten Klasse und haben eine neue Lehrkraft, die gute Verbindung zu Belyamna ist allerdings geblieben.

Von dem Preisgeld in Höhe von 1500 Euro will die Lehrerin neues Schulmaterial kaufen. "Man findet eigentlich immer was", sagt sie. Mit digitalen Lerntools will sie auch weiterhin experimentieren. Ihre neue erste Klasse, die sie seit diesem Schuljahr betreut, führt sie bereits an die Online-Angebote heran, die sie während des Lockdowns für sich entdeckt hat. Sie will auf Nummer sicher gehen: "Falls wieder zugemacht wird, sind die Kinder schon vorbereitet."

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