Wirtschaft

Die Unternehmen in Altmühlfranken stecken mitten im Wandel

12.1.2022, 05:37 Uhr
Die Unternehmen in Altmühlfranken stecken mitten im Wandel

© Robert Renner

Kunststoff hat ein wachsendes Imageproblem und auch die Entsorgung gerät immer stärker in den Fokus des Interesses. Die Automobilzulieferer müssen sich umstellen, weil der Trend weg vom Verbrenner und hin zum Elektromotor geht. Außerdem ist natürlich der Energieverbrauch in den Betrieben ein Thema für die Manager.

Es gehe nun darum, die Eckpunkte zu definieren, wie dieser Wandel „begleitet und zukunftsfähig gestaltet werden kann“, sagte Westphal in einem Pressegespräch. Dabei sollen der Kunststoffcampus in Weißenburg, aber auch der Adventure Campus in Treuchtlingen sowie weitere Partnerhochschulen als Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Wirtschaft einbezogen werden, geht aus dem Leitbild „Altmühlfranken 2030“ hervor.

Gemeinsamer Dialog

Es geht um einen gemeinsamen Dialog von Politik und Wirtschaft, in dem unter anderem über Infrastruktur, Bildung und Ausbildung, Klimaschutz, Energie, unternehmensfreundliche Verwaltung, Fachkräftesicherung, Familienfreundlichkeit oder auch über Ansiedlungsmöglichkeiten gesprochen werden soll.

Aber auch ein Förderlotse wäre denkbar. Ein solcher könnte die Unternehmen beraten, welche Zuschussmöglichkeiten der Staat gerade bietet und so einen wichtigen Beitrag für die Weiterentwicklung der regionalen Wirtschaft leisten. Mögliche Partner für eine solche Lösung wären aus Sicht des Landratsamtes die IHK, die Handwerkskammer, aber auch die Agentur für Arbeit oder das Netzwerk Bayern innovativ.

Für die Wirtschaft in Altmühlfranken wird das Netzwerken noch an Bedeutung gewinnen, ist Westphal überzeugt und kündigte an, das „Netzwerk HandwerkErLeben“ wiederbeleben zu wollen.

Altmühlfranken-Hub mit Co-Working-Space

Bei der Erstellung des Leitbildes kam zudem als Idee auf, ein Altmühlfranken-Hub zu schaffen. Das wäre ein Platz, an dem Menschen mit Ideen Unterstützer finden und manches erstmal ausprobieren können – idealerweise verbunden mit einem Co-Working-Space, wo sich das Start-up-Unternehmen fürs Erste günstig einmieten kann.

Das ist zwar noch Zukunftsmusik, aber immerhin hat die Wirtschaftsförderung im Landkreis schnell reagiert und ein Netzwerk für Jungunternehmer angeschoben. Ein erstes Treffen ist für die nächsten Wochen geplant. Wer teilnehmen möchte, kann sich an die Wirtschaftsförderung (Tel. 09141/90 22 44, E-Mail wifoe.lra@landkreis-wug.de) wenden.

Aber nicht nur das Netzwerken untereinander, sondern auch das Netzwerken mit der Bevölkerung in Weißenburg-Gunzenhausen. Ein „Unternehmen-erleben-Tag“, der im Leitbildprozess vorgeschlagen wurde, könnte hier als Brücke dienen. Die Unternehmen könnten sich und ihr Angebot präsentieren und damit auch gleich ein bisschen Werbung für Nachwuchskräfte machen.

Fachkräfte dringend gesucht

Denn auch das ist klar: Ohne Fachkräfte ist das beste Unternehmen nichts wert. Das Landratsamt will eine Initiative mit dem Titel „Heimspiel“ entwickeln. Das Ziel soll es sein, junge Leute, die für Studium oder Ausbildung Weißenburg-Gunzenhausen verlassen haben, wieder zurück zu holen.

Es gibt solche Projekte schon in anderen Landkreisen. Das wird zwar nicht Fachkräftehundertschaften anlocken, doch den einen oder anderen mag man damit gut erreichen können.

Und noch eine Idee Fachkräfte findet sich in „Altmühlfranken 2030“, die aus Sicht von Landrat Manuel Westphal ein interessanter Ansatz ist: günstige Wohnmöglichkeiten für Azubis und Studierende. Das hat zum einen mit dem Kunststoffcampus in Weißenburg zu tun, wo man mit Übernachtungsmöglichkeiten mehr Studierende ansprechen könnte.

Berufsschule auf Identitätssuche

Zum anderen geht es um die Berufsschule in Weißenburg, die auf der Suche nach einer neuen Identität ist, weil ja die Bäcker und die Metzger nach Gunzenhausen wechseln werden. Eine industriellere Ausrichtung schwebt dem Landrat, aber auch dem Kreistag für Weißenburg vor.

Das Problem: Die klassischen Berufssprengel sind bereits irgendwo in Bayern Zuhause, gelingt es einen oder mehrere neue Berufsausbildungen an die Hagenau zu holen, werden die entsprechenden Azubis aus weiten Teilen Bayerns kommen und die bräuchten dann für den Blockunterricht ebenfalls eine Übernachtungsmöglichkeit.

Auch die beiden Pflegeschulen im Landkreis haben immer wieder Anfragen wegen Übernachtungsmöglichkeiten während der Ausbildung. In Gunzenhausen gibt es zumindest ein kleines Angebot, aber in Weißenburg müssen sich die Schülerinnen und Schüler selbst auf die Suche machen und privat etwas anmieten.

Bedarf an Übernachtungsplätzen

„Da ist Bedarf da“, stellte Westphal fest. Die Wülzburg geistert seit einigen Monaten als Idee hierfür durch die Kreispolitik. Dort ist die Lage abseits des Zentrums allerdings ein Hemmnis, weil gerade die jüngeren Azubis dann auf den Bus angewiesen wären.

Der Entwurf für den Kreishaushalt aus dem Landratsamt hat für dieses Problem noch keine finanziellen Mittel veranschlagt, räumte Westphal auf Nachfrage ein. Doch aus seiner Sicht müsse der Landkreis das auch nicht selbst lösen, ein Investor könnte hier einspringen und zentral gelegene möblierte Zimmer vermieten.