Konzept

Landrat Westphal will Senioren wieder in den Fokus rücken

21.1.2022, 05:42 Uhr
Das Seniorenpolitische Gesamtkonzept ist in die Jahre gekommen. Vor zehn Jahren hat es der Kreistag verabschiedet. Eine Aktualisierung ist demnächst erforderlich, sagt Landrat Manuel Westphal. Ganz oben auf der Prioritätenliste steht das in diesen Corona-Zeiten aber nicht.

© Jürgen Blume/epd Das Seniorenpolitische Gesamtkonzept ist in die Jahre gekommen. Vor zehn Jahren hat es der Kreistag verabschiedet. Eine Aktualisierung ist demnächst erforderlich, sagt Landrat Manuel Westphal. Ganz oben auf der Prioritätenliste steht das in diesen Corona-Zeiten aber nicht.

Das Papier hat der Kreistag vor zehn Jahren verabschiedet, um den Landkreis fit für eine immer älter werdende Gesellschaft zu machen. Die Menschen sollten auch im Alter ein möglichst selbstbestimmtes Leben führen können. Das war das Ziel.

Und weil Weißenburg-Gunzenhausen besonders stark von der demografischen Entwicklung betroffen war und ist, machte der Freistaat den Landkreis seinerzeit zu Modellregion für den demografischen Wandel. Man stellte aufwendige Befragungen an, wo der Schuh drückt. Immer weniger Hausärzte und Apotheken in kleinen Orten oder auch das überschaubare ÖPNV-Angebot wurden seinerzeit beispielsweise genannt.

Bereits einige Verbesserungen

In der Folge hat man die ehrenamtlichen Seniorenberater, die Wohnberater und einige Seniorenbeiräte etabliert, auch die SAPV zu Betreuung schwerstkranker Menchen im eigenen Zuhause ist ein Ausfluss der damaligen Studie, die fast 250 Seiten stark ist. Eine Verbesserung, die erst vor wenigen Wochen Realität wurde, ist der Pflegestützpunkt, der in Weißenburg in der Schwärzgasse geschaffen worden ist. Dorthin kann sich jeder wenden, der Fragen rund um die Pflege hat.

Ein Problem, das damals schon klar formuliert wurde, aber bislang wenig Beachtung fand, ist das barrierefreie Bauen. Schon im Konzept von 2012 war die Rede davon, dass ein Viertel der Menschen über 63 „Probleme beim Wohnen“ hat. Das Konzept schlug vor, Architekten und Bauträger einzubinden, um hier gegenzusteuern. Denn oft sind es Kleinigkeiten wie ein zusätzliche Handlauf, der Abhilfe schaffen kann.

Geschehen ist, abseits der gesetzlichen Vorgaben, allerdings wenig. Unter anderem diesen Aspekt will Westphal mehr in den Fokus rücken. „Wir brauchen eine Barrierefreiheit für alle Maßnahmen“, erklärte er im Gespräch mit unserer Zeitung.

Barrierefreies Wohnen und Pflegekräftemangel

Mit dem Bau-Forum hat Westphal im Januar ein neues Netzwerk ins Leben gerufen, das dem regelmäßigen Austausch zwischen Verwaltung einerseits und Architekte und Planern andrerseits dienen soll. Dort ließe sich das Thema in eine ersten Schritt bearbeiten.

Teil des zehn Jahre alten Seniorenkonzeptes ist auch der Pflegebedarfsplan. Der kam 2012 zu dem Schluss, dass trotz des demographischen Wandels und der damit verbundenen steigenden Zahl an Pflegebedürftigen mit stationären Plätzen in Heimen gut versorgt sei. Etwas mehr als 1000 Pflegeplätze gab es damals.

Inzwischen ist zwar unter anderem die große BRK-Einrichtung in Treuchtlingen dazu gekommen, doch andrerseits kommen die Heime in Altmühlfranken immer häufiger an ihre personellen Grenzen. Dann wären zwar Betten in den Einrichtungen vorhanden, doch es fehlt an Pflegepersonal. Und auch die ambulanten Pflegedienste müssen immer häufiger Patienten abweisen, weil es an Pflegekräften fehlt.

Fachkräftegewinnung

Im Leitbild „Altmühlfranken 2030“ steht der Punkt „Fachkräftegewinnung Pflege“ ebenfalls aufgeführt. Grau unterlegt, was bedeutet, dass hier schon Maßnahmen angelaufen sind. Tatsächlich gibt es seit ein paar Jahren ein Netzwerk, das durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit versucht deutlich zu machen, welch tolles Berufsfeld die Pflege ist. Aber offensichtlich genügt das noch nicht.

Festgestellt wird im Leitbild auch ein Mehrbedarf an Kurzzeitpflegeplätzen in Altmühlfranken. Der Aspekt findet sich zwar in dem Papier wieder. Sehr viel mehr als mögliche Fördermöglichkeiten zu eruieren, wird der Landkreis hierbei aber nicht leisten können, warnte der Landrat vor zu viel Euphorie. Denn der Mangel hat eben seine Ursache im fehlenden Personal einerseits und den politischen Rahmenbedingungen auf Bundesebene andrerseits.

Nichtsdestotrotz will Westphal hier das Gespräch suchen, um eine Verbesserung zu erreichen. Allzu schnell wird die Fortschreibung des Seniorenpolitischen Gesamtkonzeptes allerdings nicht kommen. Aus Sicht Westphals steht die Aktualisierung in diesem und im nächsten Jahr noch nicht ganz oben auf der Zu-erledigen-Liste.