Basketball-Regionalliga
Wie auch die VfL-Basket Treuchtlingen vom deutschen Fußball-WM-Aus lernen können
3.12.2022, 06:36 UhrEs gehe in diesem Match der 1. Regionalliga Südost, das um 16 Uhr in der Weißenburger Landkreishalle beginnt, weder um die Play-offs noch um Schönspielerei, macht der Coach deutlich, sondern einzig und allein darum, „wie wir vor den Leuten und unseren Fans auftreten“. Nach der sportlichen „Katastrophe“ in Nördlingen, so Harlander, „interessiert nun gegen Rosenheim nur ein Sieg“.
Die „Türöffner“ fehlten
Mit dem Gegner, den die Treuchtlinger im Hinspiel mit 80:73 bezwingen konnten, hält sich Stephan Harlander ebenso nur kurz auf wie mit der Tatsache, dass der VfL gegen richtig gute Nördlinger ohne seine „drei Türöffner“ Claudio Huhn (er fehlte beruflich bedingt), Stefan Schmoll (erkrankt) und Florian Beierlein (verletzt) sowie mit einem schwer angeschlagenen Moritz Schwarz total unterging. Wegen eines Formfehlers wurde die Partie nachträglich mit 20:0 für Nördlingen gewertet, der VfL erhält zudem einen Punkt Abzug. Der Grund: Man hatte den Nationalitäten-Nachweis nicht geliefert.
Unabhängig von all dem geht es dem Coach vor dem Spiel gegen das Regionalliga-Schlusslicht SB DJK Rosenheim eher um Grundsätzliches. Harlanders Gedanken kreisen viel um Basketball. Das frühe und bittere „Aus“ der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei der WM in Katar hat dabei einiges befeuert. Auch wenn der VfL natürlich nicht das Nationalteam sei und sich im Vergleich dazu auf Mini-Niveau bewege, gebe es doch Parallelen: „Auch wir sind, wenn es nicht läuft, nicht in der Lage, den Laden zusammenzuhalten und stabil zu bleiben“, findet der Treuchtlinger Coach mit Blick auf die deutschen Durchhänger-Phasen gegen Japan und Costa Rica.
Vom WM-Aus der DFB-Kicker könnten auch die VfL-Korbjäger einiges lernen. Ganz besonders wichtig aus Harlanders Sicht: „Im Teamsport zählt die absolute Hingabe und manchmal auch das Dreckige, die Härte und die Abgeklärtheit, wie es Bastian Schweinsteiger angedeutet hat.“ Ähnlich wie das Nationalteam sei auch die VfL-Truppe zum Teil „mental und psychisch nicht tough genug“, findet der Trainer.
Einen Vorwurf macht Harlander seiner Mannschaft daraus nicht. Der 53-jährige Ex-Profi aus Nürnberg, der seit 2008 Trainer der VfL-Baskets ist, tickt eher so, dass er bei sich anfängt und Selbstkritik übt. In seiner Anfangszeit sei die Treuchtlinger Mannschaft ein „Mentalitätsmonster“ gewesen, dem es teils aber an den spielerischen Möglichkeiten gemangelt habe. In den vergangenen Jahren habe sich das ins Gegenteil verkehrt. Durch den Schwerpunkt auf die technische und taktische Entwicklung schwingen die VfL-Baskets nach Harlanders Worten inzwischen vielfach „die feine Klinge“ und haben sich zu einer „außergewöhnlichen Amateurtruppe“ entwickelt.
Selbstkritik des Trainers
Der Mentalitätsaspekt und das „harte Anschüren“ sei dabei vielleicht zu kurz gekommen, „woran ich letzten Endes nicht unschuldig bin“, wie der Trainer selbstkritisch einräumt. „Ich habe es nicht so hingebracht, diese Gratwanderung und Mischung zu moderieren. Insgesamt haben wir vielleicht auf das falsche Pferd gesetzt, und das fällt uns jetzt vor die Füße“, sagt der Coach nicht nur mit Blick auf das Nördlingen-Debakel, sondern auch auf andere Partien in dieser Saison (drei Siege/
fünf Niederlagen), bei denen sich die Treuchtlinger in schwierigen Spielsituationen als „nicht stressresistent“ erwiesen.
Das Problem ist aber erkannt, genauso wie die jüngste Packung gezeigt hat, dass die zweite Garde noch Entwicklungszeit für das Regionalliga-Niveau braucht. An solchen Punkten gilt es nun zu arbeiten. Und man weiß andererseits natürlich auch, dass es bei den VfL-Baskets richtig gut laufen kann, wenn alle dabei sind und alles reinwerfen.
Wohl wieder komplett
Das ist auch das Ziel für die weitere Saison und zunächst das Sonntagsmatch gegen Rosenheim, bei dem die Treuchtlinger in der aktuell heiklen Situation auf viel Unterstützung ihrer Fans in der Weißenburger Landkreishalle hoffen. So wie es am Freitag aussah, können die VfL-Korbjäger personell wieder aus dem Vollen schöpfen, das endgültige Aufgebot wurde am Freitagabend beim Abschlusstraining festgelegt. Im Normalfall wieder dabei: die „Türöffner“ Stefan Schmoll, Claudio Huhn und Florian Beierlein.
Der mögliche VfL-Kader: Yannick Rapke, Kevin Vogt, Moritz Schwarz, Simon Geiselsöder, Claudio Huhn, Jens Kummer, Stefan Schmoll, Tobias Hornn, Florian Beierlein, Luca Wörrlein, Jonathan Schwarz, Jakob Vitzethum, Paul Mutterer, Moritz Retter und Lukas Ecke.
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