IW hat angeblich blinden Fleck ausgemacht
Braucht die Ettenstatter Feuerwehr zu lange?
15.1.2022, 16:01 Uhr„Insgesamt brauchen die Retter in rund zwei Prozent der deutschen Kommunen länger als 12,5 Minuten“, schreibt das IW. Mit diesem Wert ist man auf der Landkarte schon eine rote Zone, und davon gibt es vor allem in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern so einige. Aber auch in Bayern sind neben den blauen Zonen, in denen die Feuerwehren in unter sieben Minuten am Einsatzort sind, ein paar rote Flecke zu finden.
In Weißenburg-Gunzenhausen ist Ettenstatt der einzige rote Fleck, doch auch das Gemeindegebiet von Bergen ist mit zwölf Minuten schon orange eingefärbt. Und als Ettenstatter Bürger fragt man sich da schon: Wie kann das sein? Kaum vorstellbar, dass die bekanntlich existierende Feuerwehr von Ettenstatt selbst ins drei Kilometer entfernte Reuth unter Neuhaus mehr als zwölf Minuten brauchen soll. Auch nicht bei ungewöhnlich hohem Verkehrsaufkommen im beschaulichen Felchbachtal.
Der Kreisbrandrat wundert sich
Kreisbrandrat Volker Satzinger kann sich nur schwer vorstellen, dass die Zahlen stimmen. „Sogar in den kleinen Ortsteilen Reuth unter Neuhaus und Hundsdorf gibt es eine Feuerwehr“, weiß er. Und sollte es eine Lücke in der Versorgung geben, hätte man das über die Alarmplanung schon längst feststellen und beheben müssen.
Wie also kommt das Institut der deutschen Wirtschaft zu seiner Einschätzung? Der Fehler ist schnell gefunden, und zwar in der Methodik der Studie. Die „Big-Data-Experten“ des IW haben die Daten aus der Feuerwehr-Karte von Open Street Map zugrunde gelegt. Open Street Map funktioniert wie eine Art Wikipedia der Landkarten: Angezeigt wird nur das, was Internetnutzer eintragen. Das Institut der deutschen Wirtschaft gibt daher auch zu: „In einzelnen Gemeinden können die berechneten Ergebnisse durch fehlende oder zu Unrecht hinterlegte Feuerwachen im Open Street Map Datensatz verzerrt sein.“
Und so ist es dann auch. Auf der Feuerwehr- und Hydrantenkarte namens „Open Fire Map“ fehlen etliche Standorte von Feuerwehren. Weder Ettenstatt noch Hundsdorf oder Reuth unter Neuhaus sind verzeichnet. Auch nicht Fiegenstall, Kaltenbuch, Bergen oder Walting. Kein Wunder also, dass die „Big-Data-Experten“ den Schluss gezogen haben, die nächstgelegenen Einsatzkräfte aus Ellingen, Pleinfeld oder Weißenburg bräuchten zu lange.
Insgesamt ist der Landkreis durch ein flächendeckendes Netz von Feuerwehren recht gut aufgestellt, findet Kreisbrandrat Satzinger. Es gibt vier Inspektionsbereiche mit insgesamt zehn Brandkreisen. Ettenstatt liegt in der Inspektion 2 im Brandkreis 4. Das gesamte Inspektionsgebiet hat eine Fläche von 240 Quadratkilometern und 18 000 Einwohner. 34 freiwillige Feuerwehren gibt es in diesem Bereich, im Ettenstatter Brandkreis 4 sind es neun Wehren. In der Summe stehen im ganzen Landkreis 127 Feuerwehren und 5500 Einsatzkräfte zur Verfügung. Damit ist man laut Kreisbrandrat Volker Satzinger von den Zahlen her ähnlich solide aufgestellt wie im Nachbarlandkreis Roth.
In der Alarmplanung mit der Integrierten Landstelle und dem Landkreis wird die Versorgung regelmäßig überprüft, versichert Satzinger. „Wenn eine Wache zumachen würde, würden wir sofort nach Lösungen suchen, um das abzudecken.“