Nürnberger Hallencup

Als Club-Stürmer Kießling auf dem Fahrrad durch die Arena kurvte

18.1.2022, 07:52 Uhr

Auge, Egon, Auge, Tor

Nürnberger und Fürther in einem Team vereint? Dass das geht, bewiesen bei der Hallencup-Premiere 2003 Klaus Augenthaler und Eugen Hach. Nach Doppelpass mit seinem Kleeblatt-Kollegen traf der Coach des 1. FC Nürnberg in einem Einlagespiel gegen das „Sternstunden-Team“ des Bayerischen Rundfunks zum 4:1. Außerdem im Trainerteam am Ball: Rudi Bommer (Wacker Burghausen), Peter Pacult (1860 München), Felix Magath (VfB Stuttgart) und Willi Reimann (Eintracht Frankfurt). Derweil versuchten die Vereinspräsidenten im Neunmeterschießen einen gewissen Marc Seliger zu überwinden, im Hauptberuf Keeper der Ice Tigers. Wenig Nervenstärke in dieser Disziplin offenbarten die Club-Profis: Sie vergeigten sowohl das Halbfinale gegen die Löwen, die später das Endspiel gegen Fürth gewannen, als auch das Spiel um Platz drei gegen Stuttgart vom Punkt aus.

Vor allem bei den Derbys war stets Feuer unter dem Dach. Hier wird Club-Stürmer Stefan Kießling vom Fürther Barbaros Barut ausgebremst. 

Vor allem bei den Derbys war stets Feuer unter dem Dach. Hier wird Club-Stürmer Stefan Kießling vom Fürther Barbaros Barut ausgebremst.  © Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink

In den Farben getrennt, in der Sache vereint: Club-Coach Klaus Augenthaler und sein Kleeblatt-Kollege Eugen Hach.

In den Farben getrennt, in der Sache vereint: Club-Coach Klaus Augenthaler und sein Kleeblatt-Kollege Eugen Hach. © Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink

Ein Kühlschrank für Mehdi

Im Januar 2004 zauberte sich ein kleiner Marokkaner in die Herzen der 6500 Zuschauer. Obwohl ihm kein Tor gelang, wurde Mehdi Taouil zum besten Spieler gekürt. Nicht alle mochten die Begeisterung über den 20-jährigen Dribbler teilen. „Mehdi ist technisch natürlich superstark“, befand Club-Kapitän Tommy Larsen, „aber in der 2. Liga darf er so nicht spielen.“ Während Taouil immerhin einen Kühlschrank und ein Fahrrad mit nach Hause nehmen durfte, ging sein Team erneut leer aus. Für die 1:2-Finalniederlage gegen Aue entschädigte ein Derbysieg. In der Vorrunde hatte Wolfgang Wolfs Team das Kleeblatt mit 3:0 abgebügelt und damit den Einstand von Trainer Thomas Kost verdorben: „Das habe ich mir alles etwas anders vorgestellt“, gestand der 34-Jährige, der dann in Fürth ähnlich schnell vergessen war wie Mehdi Taouil in Nürnberg.

Banden-Scheck: Club-Kapitän Tommy Larsen (Mitte) und Sasa Ciric (rechts) freuten sich 2004 über den zweiten Platz und immerhin 300 Euro.

Banden-Scheck: Club-Kapitän Tommy Larsen (Mitte) und Sasa Ciric (rechts) freuten sich 2004 über den zweiten Platz und immerhin 300 Euro. © Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink


Heimkehr eines Helden

Auch 2005 blieb der Club ein guter Gastgeber. Im Halbfinale unterlag er nach Neunmeterschießen Burghausen und havarierte dann im Spiel um Platz 3 gegen Aue mit 1:6. Dafür sah die Arena die umjubelte Heimkehr eines Helden: Stürmerlegende Sasa Ciric, inzwischen bei Kickers Offenbach unter Vertrag, wurde von den Fans mit Sprechgesängen gefeiert und von den Journalisten zum besten Spieler gewählt. Am Ende durfte der fast 37-jährige Mazedonier mit dem Regionalligisten sogar überraschend den Siegerpokal in die Höhe stemmen. Nur ein Tor war Ciric an diesem Tag leider nicht gelungen.

Meyer motzt, Kießling radelt

Hans Meyer bemühte sich gar nicht erst, so etwas wie Begeisterung zu heucheln. „Ich hasse Hallenfußball“, grantelte der Club-Trainer, der seine abstiegsbedrohte Mannschaft im Januar 2006 viel lieber vernünftig auf die Rückrunde vorbereitet hätte, als den Leuten irgendeine Gaudi bieten zu müssen. Also lehnte der 63-Jährige meist demonstrativ gelangweilt in Höhe der Mittellinie an der Bande und nahm auch ungerührt hin, dass es seine Mannschaft immerhin bis ins Finale schaffen sollte, wo sie dann dem TSV 1860 München mit 2:4 unterlag. „Zumindest hat sich keiner verletzt“, grummelte Meyer. Dabei hatte man sich vor allem um Stefan Kießling ein bisschen sorgen müssen. Der aufstrebende Jungstar war etwas überraschend zum besten Spieler gekürt und dafür mit einem Mountainbike belohnt worden. Eine spontane Ehrenrunde auf dem viel zu kleinen Gefährt überstand der schlaksige Stürmer dann aber doch unversehrt.

Dicke Luft nach Derbydebakel

„Es hätte alles so schön sein können“, seufzte Manager Martin Bader. 7100 Zuschauer waren 2007 in die ausverkaufte Arena gepilgert, alles schien gerichtet für ein Fußballfest auf Kunstrasen – nur gab der Gastgeber selbst den Party-Crasher. Die von Jürgen Raab betreute (Meyer hatte diesmal konsequenterweise gleich seinem Assistenten den Vortritt gelassen) und immerhin mit renommierten Bundesliga-Profis wie Javier Pinola, Andreas Wolf, Ivica Banovic oder Markus Schroth bestückte Club-Auswahl blamierte sich beim 1:7 gegen klassentiefere Fürther bis aufs Mark. Nach dem Derbydebakel, das zugleich das frühe Nürnberger Aus besiegelte, verließen Hunderte Fans frustriert die Stätte der Schmach. Andere wiederum vertrieben sich die Zeit fortan mit beleidigten Schmähgesängen in Richtung Kleeblatt.

Der objektive Rest durfte sich an echtem Budenzauber mit 75 teils sehenswerten Toren erfreuen, woran vor allem der spätere Champion seinen Anteil hatte: Mit dem Ex-Nürnberger Cacau, der zum besten Spieler gekürt wurde, dem früheren Fürther Roberto Hilbert oder Antonio da Silva hatte der VfB Stuttgart technisch versierte Akteure ins Bandenviereck beordert, die in einem packenden Finale auch Benno Möhlmanns wackere Fürther mit 5:4 bezwangen. Für die Club-Fans blieb das an diesem Abend nur ein schwacher Trost.

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