Sport in der Pandemie

Club-Arzt: Im Fußball funktioniert das Hygienekonzept

13.1.2022, 06:41 Uhr
Zuversichtlicher Blick auf den Fußball in Zeiten der Pandemie: Mannschaftsarzt Werner Krutsch.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Zuversichtlicher Blick auf den Fußball in Zeiten der Pandemie: Mannschaftsarzt Werner Krutsch.

Herr Krutsch, seit knapp zwei Jahren gibt es in Deutschland neben den berühmten 80 Millionen Bundestrainern auch gefühlt 80 Millionen Virologen und Virologinnen, sehr diskussionsfreudig, mit Wissen aus dem Internet ausgestattet. Mediziner werden wahrscheinlich noch häufiger in Diskussionen zum Thema Covid-19 verstrickt wie Journalisten: Wie oft haben Sie es schon bereut, sich einst für ein Medizinstudium entschieden zu haben?
Krutsch: Gar nicht. Es ist genau andersrum: Ich bin dankbar, dass ich Mediziner bin, weil ich Aufklärung leisten kann in diesen Diskussionen. Und die gibt es tatsächlich überall - in der Familie, mit Freunden, sogar unter Kollegen.

Sie sind in dieser Zeit auch noch Mannschaftsarzt des 1. FC Nürnberg geworden. Ebenfalls ein Amt, über das zumindest in der Region immer mal wieder diskutiert wird, wenn zum Beispiel ein Spieler nicht fit wird. Sind Sie wirklich so nervenstark?
Krutsch: Das hat nicht unbedingt etwas mit Nervenstärke zu tun. Ich liebe den Fußball und auch der Fußball braucht fortwährend unsere ärztliche Unterstützung. Ich helfe da wirklich gerne - noch dazu bei meinem Heimatverein.

Dieser Lieblingsverein - so zumindest der Eindruck - ist bislang aus virologischer Sicht sehr gut durch diese Pandemie gekommen. Liegt das an der guten Arbeit der medizinischen Abteilung, an der Vorsicht der Spieler - oder ist es einfach nur Glück?
Krutsch: Da spielt alles zusammen. Dass wir jetzt nach der kurzen Winterpause nur negative Tests hatten, liegt einerseits an unserer Aufklärung. Es liegt aber auch daran, dass sich wirklich fast alle Spieler zurückgehalten haben und auf größere Reisen verzichtet haben. Es liegt an der Zurückhaltung im Alltag und daran, dass auch im Team rund ums Team alle sehr achtsam sind: Physiotherapeuten oder Zeugwarte, also die, die mit jedem Spieler Kontakt haben, sind sehr vorsichtig bei uns. Und natürlich gehört auch immer ein wenig Glück dazu.

Wünsche der Politik erfüllt

Das läuft nicht überall so gut: Der FC Bayern muss einen 16-Jährigen mitspielen lassen, weil reihenweise Spieler positiv auf Corona getestet werden. Der SV Werder Bremen muss aus dem gleichen Grund sein Trainingslager absagen. Die Omikron-Variante scheint in der Lage, sehr viel durcheinander zu bringen im Sport. Kommt der Fußball da durch?
Krutsch: Ich bin der festen Überzeugung, dass der deutsche Fußball da sehr gut durchkommt. Wir beweisen das seit Beginn der Pandemie, als wir als eine der ersten Branchen und mit einem hohen Vertrauensvorschuss den Betrieb wieder aufgenommen haben. Die Hygienekonzepte funktionieren, der Profifußball hat eine sehr hohe Impf- und Boosterquote. Wir sind den Wünschen aus der Politik bislang gerecht geworden.


War es auch aus medizinischer Sicht gerechtfertigt, immer weiter zu machen. Oder hätte da irgendwann einmal ein Stopp kommen müssen?

Krutsch: Mit Blick auf den Gesundheitsaspekt war das absolut zu verantworten, dass der Fußball weiter macht. Der Fußball hat als Outdoor-Sport und mit nahezu kompletter Durchimpfung einfach einen großen Vorteil gegenüber anderen Bereichen mit Indoorsetting. Auch deshalb funktioniert das Hygienekonzept, wenn auch in dieser Phase nicht jeder positive Test verhindert werden kann.

"Es ist nicht alles kalkulierbar"

Das immer wieder angepasst wird?
Krutsch: Das zu Saisonbeginn angepasst wurde und bei dem ständig auch in der Task Force Sportmedizin der DFL unter uns diskutiert wird, ob es wieder verändert werden muss oder nicht. Ich erlebe schon, dass es da im Fußball zu großen Teilen eine große Ernsthaftigkeit gibt. Nach den Booster-Impfungen müssten wir viele Schutzmaßnahmen gar nicht mehr erfüllen, machen es aber trotzdem.


Vielleicht nicht schlecht mit Blick auf Omikron. Ein Eindruck, der entsteht: Es werden sich spätestens mit dieser Variante eh alle infizieren und der Sport zieht das jetzt ebenso durch.
Krutsch: Der Eindruck ist nachvollziehbar. Es ist ein anderer Virustyp mit Blick auf die höhere Übertragbarkeit und die milde Schwere der Krankheitsverläufe. Aber natürlich wollen wir verhindern, dass sich einfach alle auf einmal infizieren. Das heißt, wir müssen noch einmal die Hygienemaßnahmen untereinander stärken und darauf achten, was in Innenräumen passiert, wobei nicht alles ist kalkulierbar.


Draußen spricht dann nicht mehr viel gegen eine Rückkehr der Zuschauer in die Stadien?
Krutsch: Das Schließen der Stadien für Zuschauer kann jeder für sich bewerten, ich habe diese Symbolik verstanden. Studien zeigen aber, dass es in den Stadien nahezu keine Ansteckungen gibt. Aber das ist das Thema der Politik. Für uns wird in der Rückrunde die Disziplin in hygienischen Fragen wichtig. Ist die hoch, wird man auch einen fairen Wettbewerb erleben.


Und irgendwann darf der Mediziner Krutsch wieder nur noch über Bänderrisse und andere Sportverletzungen sprechen. Würden Sie einen Tipp wagen, wann das wieder der Fall ist?
Krutsch: Ich würde es mir nicht mehr zutrauen. Ich hatte schon mit Einführung der Impfung gedacht, dass Corona zu einem Randthema im Fußball wird. Deshalb bin ich da mit Prognosen zurückhaltend.

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