Kolumne

Warum das Derby nicht vergnügungssteuerpflichtig ist

Wolfgang Laaß

NN-Sportredaktion

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4.2.2023, 09:00 Uhr
Auch das ist Derby: Damit es nicht an jeder Straßenlampe scheppert.

© HORST LINKE Horst Linke, NN Auch das ist Derby: Damit es nicht an jeder Straßenlampe scheppert.

Die Anzeige im Derbyfieberthermometer: seit Wochen stabil. Keinerlei Ausschläge nach oben, eher nach unten. Nicht mal Hitzewallungen, geschweige denn Schweißausbrüche. Ist das normal, wenn die große Spielvereinigung Greuther Fürth und der angeblich noch größere 1. FC Nürnberg eine Verabredung haben? Ist man noch normal?

Es soll tatsächlich Fußballfreunde geben, denen Derbys mittlerweile gehörig auf die Nerven gehen. Weil aufgeblasen, überbewertet, das ganze Drumherum viel bedeutsamer zu sein scheint als die 90 Minuten auf dem Platz – deren Qualität in den vergangenen Jahren, seien wir ehrlich, nur erschreckend selten begeistern konnte.

Seit über 119 Jahren treffen die Nachbarn bereits aufeinander und am Samstag zum 270. Mal. Schon damals konnten sie sich nicht leiden, wobei nicht wirklich einleuchtet, warum man etwas gegen seine Nachbarn haben soll. Trotzdem muss alle Jahre wieder ein gigantischer Polizeiapparat im so genannten Umfeld für Ruhe und Ordnung sorgen, damit es nicht an jeder Straßenlampe zu scheppern droht.

Können Derbysieger absteigen?

Fan-Märsche, verschärfte Kontrollen, erhöhte Gewaltbereitschaft: Vergnügungssteuerpflichtig, das sagte in der vergangenen Woche sogar einer der Vereinsvertreter, sei so ein Derby garantiert nicht, schon gleich gar nicht in den Tagen davor, in denen eine Sicherheitsbesprechung die nächste jagt. Für ein Spiel zweier zweitklassiger Abstiegskandidaten um ein bisschen Prestige und drei Punkte, die aber angeblich eine ganze Saison oder zumindest den Zeitraum bis zum nächsten Derby überstrahlen.

Zu bedenken gilt: Sollten die danach verbleibenden 15 Rückrunden-Begegnungen bis Ende Mai verlorengehen, würde der Gewinner immerhin als strahlender Derbysieger in die Dritte Liga einziehen; selbst Lokal-Prominenz wie die Grünen-Bundestagsabgeordnete Tessa Ganserer („Welches Derby?“) tut sich teilweise schwer mit der Einordnung.

Klaus Schamberger spricht aus, was viele denken, sich aber vielleicht nicht zu sagen trauen: „Sind alle zwei gleich schlecht“, findet der Schriftsteller und Kolumnist und tippt ein 2:2. Besonderer Dank gilt aber Traore Abdel Manaf: „So Derbys sind immer schwierige Veranstaltungen, auch in diesem speziellen Fall haben beide Teams aufgrund ihrer Verfassung und aufgrund ihres Tabellenstands eine 50-prozentige Siegchance“, glaubt der Präsident des FCN-Fanclubs Togo.

Auch in Westafrika droht das Derbyfieberthermometer nicht durchzuknallen.

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