Bilanz zur Fußball-Winterpause

In der Kreisliga Ost zählt Sturm und Drang

8.12.2021, 09:46 Uhr
In der Kreisliga Ost zählt Sturm und Drang

© Foto: Wolfgang Zink

Die Überraschung

Nach den Platzierungen 6, 9, 6 und 7 in den vergangenen vier Saisons schwang sich der Neumarkter Landkreis-Nachbar FC Ezelsdorf zu einem Spitzenteam auf. Wohl ganz wenige Beobachter hätten dem Klub solch eine Halbserie zugetraut, doch der Trainer des punktgleichen Tabellenzweiten, Daniel Wolf, sagt: "Eigentlich war es für mich keine sonderlich große Überraschung, dass wir so gut da stehen." Schließlich war die Offensive schon in der Vergangenheit ein Prunkstück, nun schwangen sich die Wolf-Schützlinge mit 54 Treffern in 16 Spielen zur mit Abstand gefährlichsten Formation auf. Gehörigen Anteil an der Entwicklung trägt Eigengewächs Janis Nauhardt, der mit 15 Toren die Liga-Wertung anführt und wie weitere Kollegen in der Jugend hochklassig beim ASV Neumarkt ausgebildet wurde. Einzig die im Vergleich etwas anfällige Defensive könnte Ezelsdorf im Titelrennen zum Nachteil gereichen. "Da kommt leider öfter der Schlendrian rein. Auch wenn wir 4:0 vorne liegen, konzentrieren wir uns wohl mehr auf das 5:0, werden aber dann nervös, wenn wir das 4:1 kassieren", konstatiert Daniel Wolf.


Eine bunte Wundertüte: Vorschau auf die Kreisliga Ost


Die Bastion

Das Abstiegsgespenst, das in den vorherigen Spielzeiten über dem TSV Berching schwebte, wollte sich auch nach der Amtsübernahme von Andreas Nigl zunächst nicht vertreiben lassen. Der Ex-Bezirksoberligist verbuchte nur drei Zähler aus den ersten drei Partien, rutschte vor allem aber aufgrund des bunten Spielplans zwischenzeitlich in den Tabellenkeller. Nigl indes sperrte sich gegen Krisenszenarien und stärkte seinen Spielern den Rücken. Prompt bekam der TSV die Kurve, kletterte mit einer Serie von zehn Spielen ohne Niederlage sogar bis auf Platz vier. Ein Faktor dieses Aufschwungs ist die beeindruckende Heimstärke. Von sieben Duellen gewann Berching sechs, trennte sich nur einmal Remis. "Unser großer Platz kommt unserer Spielweise wohl ziemlich gut entgegen, denn wir wollen Fußball spielen und dazu brauchen wir viel Raum", erklärt Übungsleiter Nigl, der zudem die spezielle Atmosphäre lobt. Eine Stimmung wie beim Derby gegen Pollanten vor 400 Zuschauern, als die Hausherren in Unterzahl einen Rückstand drehten, "habe ich eher selten erlebt". Finden die Weiß-Blauen in der Restsaison auch auswärts zu einer ähnlichen Konstanz, könnten sie vielleicht noch auf den ganz vorderen Rängen mitmischen.

Der Senkrechtstarter

An das Auftakttreffen mit dem TSV Wolfstein und speziell Angora Koffi wird man sich beim SV Rasch wohl noch länger erinnern. Der ligaweit bis dato noch unbekannte, wendige Außenbahnstürmer schenkte dem Schlusslicht in rekordverdächtigen 18 Minuten gleich viermal ein und entschied das Spiel quasi im Alleingang. Mit sieben weiteren Toren avancierte der 19-Jährige von der Elfenbeinküste zum zweitbesten Torjäger der Liga und Hoffnungsträger der Siedler, die vor dem Winter durch Ausfälle etwas den Anschluss an die Spitzengruppe verloren. "Mir gefällt es hier, die Mannschaft hat mich gleich gut aufgenommen und ich werde auch in der Rückrunde wieder alles geben", erzählt Koffi, der das Kicken in seiner alten Heimat bloß mit Freunden im Hinterhof lernte. Das Vereinsleben war für ihn, der heimlich von einer Profikarriere in Deutschland träumt, neu und stellt unabhängig von den sportlichen Ergebnissen einen Glücksgriff dar. Mit jedem Tor wächst die Verbindung ein bisschen mehr.

Die Enttäuschung

Von der Bezirksliga in die Kreisklasse durchgereicht zu werden, ist kein schöner Gedanke und sicherlich hatten die Verantwortlichen des TSV Freystadt im Sommer eine gänzlich andere Vorstellung von der Zukunft. "Wir haben die Kreisliga nicht unterschätzt. Unser Ziel war eigentlich das gesicherte Mittelfeld", sagt Abteilungsleiter Christian Dittenhofer. Unter dieser Prämisse lag die Mannschaft in den ersten Wochen der Saison durchaus auf Kurs, sorgte parallel im Pokal für Aufsehen. Eine Serie von sieben Niederlagen am Stück ließ dann die Stimmung allerdings kippen. Es kam zur Trennung von Trainer Marco Christ. "Wir haben es überwiegend versäumt, unsere Tore zu machen. Die Gegner haben unsere Fehler in der Defensive eiskalt ausgenutzt", bemüht sich Dittenhofer um eine sachliche Analyse. Unter Nachfolger Michael Ferstl sei erstmal "ein Ruck durch die Mannschaft gegangen", allein, es sprangen bloß vier Remis heraus. Das Ziel für das Frühjahr ist glasklar: Klassenerhalt um jeden Preis.

Die grauen Mäuse

Musste sich Vahan Yelegen noch vor einem halben Jahr den neckischen Spruch gefallen lassen, er würde sich mit einer Rentner-Truppe vermutlich irgendwann doch nicht mehr dem Abstieg verwehren können, so strafte der SC Pollanten dieser Einschätzung Lügen. Mit 18 Punkten erarbeitete sich der SCP ein Polster von vier Punkten auf die Gefahrenzone, obwohl im Rundenverlauf mehrere der erfahrenen Leistungsträger wie Yilmaz Topcu (36), Christian Blaser (31), Tobias Mehringer (37), Sebastian Schön (32) oder Goran Barisic (35) verletzungsbedingt wegbrachen. Notgedrungen warf Spielertrainer Yelegen die wenigen jüngeren Kräfte ins alte Wasser. Julian Mendl, Niklas Flierl, Kilian Olbrich und ebenso der 20-jährige zweite Keeper Paul Beyer bewährten sich, so dass sich die grauen Panther in graue Mittelfeld-Mäuse verwandelten. Wobei Yelegen betont, die Seinen "hätten durchaus mehr Punkte holen können. Wenn alle ihre Blessuren auskurieren, sind wir gut gerüstet".

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