Mit dem Geist der Erlanger Hiersemann-Halle

31:19 gegen Wetzlar: Der HCE zieht in der alten Heimat furios ins Pokal-Viertelfinale ein

14.12.2021, 19:30 Uhr
Und dann die Hände zum Himmel: Der zuletzt oft verletzte Antonio Metzner brachte zu Beginn der zweiten Halbzeit seinen HC Erlangen in der Hiersemann-Halle ein großes Stück Richtung Pokal-Viertelfinale.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Und dann die Hände zum Himmel: Der zuletzt oft verletzte Antonio Metzner brachte zu Beginn der zweiten Halbzeit seinen HC Erlangen in der Hiersemann-Halle ein großes Stück Richtung Pokal-Viertelfinale.

Der Umzug in die alte Heimat hatte zunächst finanzielle Gründe; weniger Miete, geringere Aufbaukosten – in diesen Zeiten muss auch ein gut gepolsterter Handball-Bundesligist auf jeden Euro schauen. Natürlich hatten sie sich beim HCE durch die Verlegung des Pokalspiels in die Erlanger Karl-Heinz-Hiersemann-Halle aber in auch sportlich komplizierten Zeiten vor allem erhofft, den "besonderen Geist" der Spielstätte zu erwecken, wie es Geschäftsführer René Selke im Vorfeld formulierte.

Die bayerische Infektionsschutzmaßnahmenverordnung erlaubt derzeit keine Zuschauer in den großen Arenen, in die kleinen Turnhallen dürfen aber bis zu 500 Zuschauer kommen. Von diesem Grenzbereich der aktuellen Gesetzgebung wollte der HCE gegen die HSG Wetzlar profitieren, zusammen mit den Fans sollte in der engen Hiersemann-Halle die hier so erfolgreiche Vergangenheit die nicht ganz zufriedenstellende Gegenwart übertönen – und die favorisierten Gäste ehrfürchtiger machen als üblich.

Trashtalk von Sellin und Rubin

In der Liga waren die Franken den Hessen vor zwei Wochen noch knapp unterlegen gewesen, im Pokal-Achtelfinale spielte sich der HC Erlangen in einen Rausch und zerlegte die HSG Wetzlar in seine Einzelteile: 31:19.

Bis der besondere Geist im Erlanger Norden erweckt wurde, dauerte es eine gute Viertelstunde. Zwar hatte der rote HCE-Fanblock schon vor dem Anwurf die Trommelfelle aller Anwesenden getestet, es brauchte aber ein paar umstrittene Schiedsrichterentscheidungen, um alle Besucher in Stimmung zu bringen. In der 16. Minute entschieden die Unparteiischen auf Siebenmeter für Wetzlar, Maximilian Holst verwandelte zum 7:4 für die Gäste. Vier Treffer resultierten aus Strafwürfen.

Das Publikum wollte diese Entwicklung nicht hinnehmen, vor allem wollte sie Erlangens emotionaler Anführer Johannes Sellin nicht hinnehmen. Der Rechtsaußen erzielte zunächst den 6:7-Anschlusstreffer, anschließend legte er sich gleich mehrfach mit Wetzlars Toptorjäger Lenny Rubin an. Weil keiner der beiden den Trashtalk einstellen wollte, mussten beide bald für zwei Minuten vom Feld.

Die Gastgeber waren nun in den Köpfen der Gäste, die auf ihren positiv auf das Coronavirus getesteten Trainer Benjamin Matschke verzichten mussten. Als Sellin wieder von der Leine gelassen wurde, traf er gleich zweimal ins leere Tor und besorgte so den Pausenstand von 12:9, zuvor hatte der HCE das Spiel mit einem schicken 4:0-Lauf gedreht (8:7, 23.).

Leidenschaftliche Deckungsarbeit

Nach zuletzt drei Niederlagen in der Liga, einer intensiven Trainingswoche und noch intensiveren Gesprächen zeigte sich die Mannschaft von Michael Haaß besonders in der Abwehr deutlich griffiger, vorne führte die leidenschaftliche Deckungsarbeit immer wieder zu einfachen Toren.

Dass die Stimmung auch nach dem Seitenwechsel nicht schlechter wurde, lag zunächst daran, dass sich der zuletzt oft verletzte Antonio Metzner seiner Stärken im Abschluss besann, die Kollegen weiter hart verteidigten und auch Torhüter Martin Ziemer den Geist zu fühlen begann.

Der Vorsprung wuchs auf 16:10 (37.), dann auf neun Tore (20:11, 43.), später sogar auf zehn (26:16, 51.), Wetzlar hatte der Erlanger Eskalation auf und neben dem Feld nichts mehr entgegenzusetzen.

Erlangen: Ziemer, Haßferter; Sellin 6, Steinert 5/4, Firnhaber 4, Metzner 4, Fäth 4, Jeppsson 3, Jaeger 2, Bissel 1, Leban 1, Zechel 1, Overby, Büdel, Olsson, Link.

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