25:31 gegen Berlin

Gegen die Füchse lässt der HCE den Funken nicht überspringen

Sebastian Böhm

Sportredaktion

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22.5.2022, 15:32 Uhr
Herausragend in der ersten Hälfte trotz einer Corona-Infektion unter der Woche: Tim Zechel überwand Dejan Milosavljev sechs Mal bis zur Halbzeitpause. 

© Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr Herausragend in der ersten Hälfte trotz einer Corona-Infektion unter der Woche: Tim Zechel überwand Dejan Milosavljev sechs Mal bis zur Halbzeitpause. 

Es hatte ja diese Szenen gegeben, in denen sie den Füchsen ganz nahe waren, in denen sich die Grenze zwischen Champions League-Plätze und Bundesliga-Niemandsland auflöste. Maximilian Jaeger aber traf eben nur Millisekunden nach und nicht vor der Pausensirene. Johannes Sellin und Tim Zechel trafen in entscheidenden Momenten direkt aufs und nicht knapp neben das Aluminium. Und als sie sich in der zweiten Hälfte der Wucht der Gäste mit vollem Willen entgegenstellten, da war es der dänische Nationalspieler Jacob Tandrup Holm, der doch noch eine Lücke fand.

Am Ende hieß es 25:31 (11:14), ein Ergebnis, das Antonio Metzner "als völligen Quatsch" bezeichnete.

Die Rückkehr des C-Worts

Der Rückraumspieler saß lässig auf einer Werbebande, als er das sagte, lässig und enttäuscht. Und dabei war nicht nur seinem Gesicht abzulesen, wie er diese Heimniederlage wahrgenommen hatte. Metzner sprach schließlich auch von "einem derben Rückschlag", was allein Beweis dafür sein sollte, dass diesem HCE auch der Schlusspurt im Sommer noch wichtig ist.

Dass seinen HC Erlangen auch die Rückkehr des Coronaviruses auf seiner Erfolgsspur ausgebremst hatte, das erwähnte Metzner mit keinem Nebensatz. Er selbst und Tim Zechel waren nach Infektionen rechtzeitig wieder mit dabei, Christopher Bissel hatte sich auch umgezogen, der Linksaußen aber wurde erst spät eingewechselt. Der Trainer konnte gar nicht erst dabei sein. Raul Alonso verfolgte zu Hause in Neunkirchen am Brand, dass seine Mannschaft dem Tabellendritten lange auf Augenhöhe begegnete, dass sie in der Arena Nürnberger Versicherung aber kein einziges Mal führte: Und wie sein Co-Trainer dürfte er "den spark", diesen einen Funken vermisst haben, der die aufgeheizte Halle hätte explodieren lassen.

Erst Zechel, dann Jeppsson

Die Gäste aber taten vor 3764 Zuschauern, was Füchse in diesen Wochen offenbar tun müssen. Der HCE hatte vier seiner jüngsten fünf Spiele gewonnen, die Berliner 13 ihrer letzten 15 Partien. Mit genau diesem Selbstbewusstsein reagierten sie auf die starken Phasen, die die Gastgeber immer wieder hatten. Der HCE kam auf zwei Tore heran, der Funken begann zu glimmen, dann bliesen ihn eben Holm oder vor allem auch Mijajlo Marsenic wieder aus. Dazu kam, dass sich die Erlanger die Arbeit zu gut aufteilten. In der ersten Hälfte war Zechel auch nicht von Riesen am Berliner Kreis aufzuhalten, zu seinen sechs Treffern kam aber keiner mehr hinzu. Dafür begannen Metzner und Simon Jeppsson aus dem Rückraum zu treffen.

Olafur Stefansson verfolgte das alles aus den Augen eines Lernenden. So bezeichnete er sich selbst. Was nicht nur für jene lustig klingt, die wissen, welch eine Handballlegende der HCE da in seinem Trainerteam hat. Jaron Siewert, der Berliner Trainer, ist 28 Jahre jung, der Isländer 20 Jahre älter. Nach den gemeinsamen 60 Minuten sprachen sie trotzdem beide "von Kleinigkeiten", die den Unterschied ausmachten, was wiederum nur für jene lustig klingt, die allein das Ergebnis kennen.

Metzner konnte darüber nicht lachen. "Wir haben in den letzten Spielen gezeigt, dass wir da eigentlich weiter Das Ergebsind. Klar ist das jetzt ein Spiel, dass wir locker hätten gewinnen können." Dann aber doch mit sechs Toren Unterschied verloren haben. "Das ist dann doch bitter. Genau das ist der Unterschied. Eigentlich sind wir eine Top-Mannschaft, wir können Handball spielen. Es fehlt noch das Umsetzungsvermögen." Oder der Funken.

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