Keeper-Wechsel in Handballfranken

Torwarthammer beim HC Erlangen: Klemen Ferlin ist weg, Blitz-Debüt für Dario Quenstedt

Andreas Pöllinger

Online-Redaktion, Sport

E-Mail zur Autorenseite

29.11.2024, 16:30 Uhr
Versteckte Fingerzeige: Ihre unbestritten große Qualität konnten Klemen Ferlin und Khalifa Ghedbane in der laufenden Saison für den HC Erlangen nicht spielentscheidend einbringen. Ferlin, der Handballfranken am Freitag verlassen hat, wird das auch nicht mehr.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr Versteckte Fingerzeige: Ihre unbestritten große Qualität konnten Klemen Ferlin und Khalifa Ghedbane in der laufenden Saison für den HC Erlangen nicht spielentscheidend einbringen. Ferlin, der Handballfranken am Freitag verlassen hat, wird das auch nicht mehr.

Dass das Torhüter-Thema ein Thema beim HC Erlangen ist, war klar. Die Konsequenz daraus, die Verabschiedung von Klemen Ferlin nach viereinhalb Jahren im HCE-Gehäuse und die Präsentation von Dario Quenstedt auf der vereinseigenen Website als Nachfolger, musste die Anhänger drei Stunden vor Beginn des im Abstiegskampf wichtigen Heimspiels gegen Frisch Auf Göppingen dennoch überraschen. Der Personalwechsel zwischen den Pfosten vollzieht sich unmittelbar. Ferlin verlässt Handballfranken mit sofortiger Wirkung. Beim polnischen Spitzenteam aus Kielce, das nach der Bundesliga-Rückkehr von Andreas Wolff ebenfalls ein akutes Torhüter-Thema hat, wird der potenzielle Fabeltorwart fortan fürs Tore-Verhindern zuständig sein. Der Champions-League-Teilnehmer hat dem HCE ein Angebot unterbreitet, das dieser angenommen hat. Die Vertragsauflösung in Erlangen erfolgte am Freitag.

Dass der Tabellensechzehnte mit Klemen Ferlin, wie weiterhin mit Khalifa Ghedbane, einen Keeper hatte, der seine enorme Qualität oft zeigte, hatten die Erlanger Verantwortlichen in der jüngeren Vergangenheit noch mehrfach betont. Registriert und zuletzt auch recht unverhohlen beklagt hatten auch die Fans des deutschen Handball-Erstligisten gleichwohl, dass Ferlin trotz seines großen Könnens zu selten über ein Spiel oder mehrere Partien hinweg zum Faktor wurde. Etwas, dass nicht erst in dieser Saison, sondern in den Leistungen des 35-Jährigen schon seit längerer Zeit Ausdruck fand. Entsprechend oft blitzte die Extraklasse des Slowenen nur vereinzelt auf, half den Franken zu selten, Spiele zu gewinnen. Etwas, das natürlich auch an der vielfach verbesserungswürdigen Abstimmung mit der Abwehr lag und im krassen Gegensatz zu Ferlins famosen Leistungen bei der Landesauswahl stand.

Hatte der Nationaltorhüter Anfang August noch im Fußballstadion von Lille mit neun Paraden gegen Norwegen entscheidenden Anteil am historischen Halbfinal-Einzug Sloweniens beim Olympischen Handball-Turnier gehabt, geriet der wiederholte Neustart des Vereinstorhüters Ferlin beim HCE schon wenige Wochen später erneut ernüchternd. Die Unzufriedenheit über die vielfach unbefriedigenden Ergebnisse seiner Arbeit sah man: in missmutigem oder verzweifeltem Mienenspiel, in hilflosen Blicken oder Gesten, bei Auftritten, nach denen Ferlin oft unglücklich wirkte.

Während der Torhüter des Gegners regelmäßig zum Mann des Spiels geworfen wurde, blieb es Ferlin allzu oft, den Ball aus dem Netz zu holen und in die Spielfeldmitte zu befördern. Das Aufbegehren dagegen sah man freilich auch, zuletzt beim unglücklichen 27:28 in Hamburg. Etwa, als er vor Viertelstundenfrist den Siebenmeter von Caspar Mortensen per Fußabwehr formidabel entschärfte und dem HCE just nach Links Platzverweis frisches Selbstbewusstsein injizierte.

Geschäftsführer Selke zu den Torhüter-Leistungen des HC Erlangen: "Dies blieb hinter unseren Erwartungen zurück"

Dass der Abschied "nicht leicht gefallen ist", kommunizierte der Erstligist im Wissen um die Qualität des Langzeit-Erlangers. Und schob durch entsprechende Verlautbarungen von Geschäftsführer René Selke hinterher, dass sich Ferlin immer als "tadelloser Sportsmann" präsentiert habe.

"Wir konnten aber nicht übersehen, dass unsere Torhüter statistisch ans Ende der Rangliste der Bundesliga-Torhüter gerückt sind. Dies blieb hinter unseren Erwartungen zurück, weshalb wir eine Veränderung als sinnvoll erachteten", erklärt Selke im entsprechenden Vereinskommuniqué. Mit einer Paradenquote von im Durchschnitt 23 Prozent verkaufte sich Ferlin, der mit 14 Paraden in dieser Saison den Füchsen in Berlin das Leben schwer machte und gegen Stuttgart auf eine Paradenquote von 36 Prozent kam, gemessen an seinen Fähigkeiten in dieser Saison beim HCE tatsächlich zu schwach.

Der Ersatz, der aufgrund des unmittelbaren Ferlin-Abschieds ebenfalls ein unmittelbar kommen musste, ist aus Sicht der Vereinsverantwortlichen derweil ein starker. Dario Quenstedt ist wie Ferlin 35 Jahre alt und ein ehemaliger DHB-Keeper. Nach langen Jahren in Magdeburg, wo Quenstedt geboren und der Einstieg in den professionellen Handball ermöglicht wurde, war der seit einem halben Jahr vertragslose Neu-Erlanger in den fünf Jahren zuvor den Spitzenmannschaften aus Kiel und Hannover ein Rückhalt.

Bewegtbilder der HBL: "Dario Quenstedt - 10 Paraden in 23 Minuten!"

Gewonnen hat routinierte Keeper, der bereits gegen Göppingen am Freitagabend im HCE-Tor stehen wird, zahlreiche Titel bereits, auf nationaler und internationaler Ebene – unter anderem auch die Champions League. "Dario Quenstedt ist ein sehr erfahrener Torwart, von dem wir uns natürlich keine Wunderdinge, aber doch die Stabilität erwarten, die uns bisher gefehlt hat. Ich bin überzeugt, dass uns Dario auf unserem Weg nach oben helfen wird," lässt René Selke auf der vereinseigenen Website ausrichten. Um Titel wird es dabei nicht gehen. Für den HC Erlangen zählt auch in dieser Saison nur noch der Erhalt seiner Erstliga-Zugehörigkeit. Helfen bei einem wichtigen Schritt dabei kann der Mann, von dem eine Blitzrecherche in Sachen Videos HBL-Bildmaterial mit der Überschrift "10 Paraden in 23 Minuten!" zu Tage fördert, möglichweise schon am Freitagabend.

Verwandte Themen


1 Kommentar