67:84 gegen Crailsheim
Die Nürnberg Falcons machen einen Schritt nach vorne, am Ende gewinnt aber der wütende Stier
28.9.2024, 22:35 UhrDie Rollen, sie schienen vorab klar verteilt zu sein an diesem Samstagabend in der sogenannten "Stierkampfarena" in Ilshofen. Auf der einen Seite der Bundesliga-Absteiger, der bald unbedingt wieder ein Bundesliga-Aufsteiger sein will, auf der anderen Seite die Mannschaft, die in der vergangenen Saison lange gegen die Versetzung in die dritte Liga kämpfen musste. Oder um im Bild zu bleiben: Hier der wütende, aggressive Stier, der seinen Gegner auf die Hörner nehmen will, auf der anderen Seite das zerbrechliche Männlein, das irgendwie versucht, in dieser Stierkampfarena zu überleben.
Die Crailsheim Merlins hatten zum Saisonauftakt Bayreuth knapp besiegt, die Nürnberg Falcons knapp gegen Quakenbrück verloren - die Kräfteverhältnisse drückte das aber nur bedingt aus. Auch Nürnbergs Cheftrainer Virgil Matthews hatte sein Team vorab klar in der Außenseiterrolle gesehen, stellte aber auch fest: "Gleichwohl ist kein Team in dieser Liga unschlagbar."
Vorerst gilt das allerdings nur für die Falcons. Trotz einer starken ersten Halbzeit setzte sich am Ende der Favorit mit 84:67 (18:20, 25:18, 22:17, 19:12) durch.
Hutini, die Pfeffi-Freunde Crailsheim und unbeeindruckte Falcons
Vor dem Derby knapp hinter der Grenze Baden-Württembergs hatte Matthews "hungrige" Spieler angekündigt, tatsächlich ließen sich die Falcons und die mitgereisten Fans zunächst nicht beeindrucken von der Kulisse in der Arena Hohenlohe, dem magischen Maskottchen Hutini, den Crailsheimer Supporters und den "Pfeffi Freunden Crailsheim". Center Damian Forrest zeigte mit einer Woche Verspätung erstmals seine gute Fußarbeit, Tim Köpple knüpfte an seinen starken Auftritt beim Saisonstart an, Gabriel Kalscheur nahm klaglos hin, dass ihn Anthony Gaines, vergangene Spielzeit noch in Nürnberg beschäftigt, nach allen Regeln der Kunst (und darüber hinaus) bearbeitete.
Nürnbergs Trainer hatte gewarnt vor der intensiven Verteidigungsarbeit über das ganze Feld, die sein Gegenüber David McCray aus Ludwigsburg mitgebracht hat und weil die Schiedsrichter zu Beginn vor allem den Gastgebern viel zugestanden, wurde es die erwartet kratzbürstige Partie. Nach gut acht Minuten führten trotzdem die Gäste mit 20:14.
Im zweiten Viertel fuhr Crailsheim noch einen Gang hoch, bewegte den Ball besser und traf ein paar Dreier. Matthews beantragte eine Auszeit - mit Wirkung. Die Falcons zogen wieder auf 30:24 davon, was wiederum McCray dazu bewegte, seine Spieler an der Seitenlinie zu versammeln - ebenfalls mit Wirkung. Der noch wütendere Stier ging mit 31:30 in Führung, anschließend wechselte diese aber permanent. Als die Mannschaften in die Kabine gingen, hatte Crailsheim seine bisher größte inne: 43:38.
Julius Wolf bringt den Glauben zurück, doch dann ziehen die Merlins davon
Nach dem Seitenwechsel erwischten die Gastgeber den besseren Start und hatte Matthews bald wieder Redebedarf. Erstmals war der Rückstand zweistellig (38:48), doch im Gegensatz zu vielen Partien in der Vorsaison ließen die Falcons diesmal nicht abreißen. Crailsheims Point Guard Vincent Malik unterstrich nun sein offensives Talent, aber als es beim Stand von 55:65 ins letzte Viertel ging, war immer noch alles möglich. Julius Wolf glaubte als Erster daran, traf zwei schnelle Dreier, nach nicht einmal einer Minute stoppte McCray den Lauf mit einer Auszeit. Die Gäste glaubten jetzt wieder voll an sich und den ersten Saisonsieg, im Fanblock sahen das die Noris Blockers genauso.
Dass die Falcons gegen die stärkeren Mannschaften der Liga aber noch eine Schippe drauflegen müssen, bekamen sie in den letzten sechseinhalb Minuten aufgezeigt. Beim Stand von 67:65 für die Merlins wurde Kalscheur geblockt und traf im Gegenzug LaDarien Griffin für Drei - der Knackpunkt. In der Folge leisteten sich die Falcons zu viele Ballverluste und ließen sich die Unparteiischen offenbar von der Atmosphäre mitreißen. Crailsheim zog davon und weil Nürnberg nichts mehr entgegenzusetzen hatte, wurde es sogar noch deutlich.
Die 67:84-Niederlage dürfen die Falcons dennoch als Fortschritt in ihrer Entwicklung werten. Wie ein zerbrechliches Männlein wirkten sie in der Stierkampfarena nur in den Schlussminuten, als die Partie bereits entschieden war.
Nürnberg: Wolf 13 Punkte, Kalscheur 11, Köpple 9, Monteroso 7, Forrest 7, Saffer 6, Feneberg 6, Okafor 4, Stoiber 4.Keine Kommentare
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