Nach 1:2 in Augsburg

Der Schlusspfiff als Erlösung: Das Kleeblatt beendet die Saison ohne Auswärtssieg

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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15.5.2022, 11:14 Uhr
Ein Symbolbild der Fürther Saison: der lädierte und enttäuschte Simon Asta am Samstagnachmittag in Augsburg.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Ein Symbolbild der Fürther Saison: der lädierte und enttäuschte Simon Asta am Samstagnachmittag in Augsburg.

Als der Schiedsrichter um 17.24 Uhr und 51 Sekunden zum letzten Mal pfiff, da kam das für alle Beteiligten einer Erlösung gleich. Die in Weiß gekleideten Augsburger jubelten nach dem 2:1 gegen die Spielvereinigung Greuther Fürth über einen erfolgreichen Saisonabschluss und anschließend viele Minuten lang über den mal wieder geglückten Ligaverbleib, die knapp 1000 mitgereisten Fürther sangen trotzig das Lied, mit dem sie schon in den vergangenen Wochen jeden Spieltag beschlossen hatten.

"Unser Kleeblatt, das wird niemals untergeh'n", riefen sie ihrer enttäuschten Mannschaft entgegen, die allerdings keine große Lust hatte, das Leiden noch unnötig zu verlängern. Nach einem kurzen und eher pflichtschuldigen Applaus für die unermüdlich singenden Fans machten sich die Spieler mit hängenden Schultern auf dem Weg in die Kabine. Der Abschied aus der Bundesliga sollte nochmal ein kleines Highlight werden für die Spielvereinigung, doch es wurde mal wieder ein ziemlich ernüchternder Nachmittag.

Von der Lust, dem scheidenden und an Corona erkrankten Trainer Stefan Leitl ein Abschiedsgeschenk zu machen, war in der Anfangsphase wenig zu sehen. "Wir sind nicht so gut ins Spiel gekommen", befand Vertretungs-Trainer Andre Mijatovic, die Augsburger seien "ein bisschen dominanter und aggressiver" gewesen - und gingen deshalb auch folgerichtig in Führung. Das allerdings, weil das Kleeblatt seinem Gegner zum dritten Mal in den letzten vier Spielen ein Tor schenkte.

Tobias Raschl verlor den Ball im Mittelfeld beinahe, behauptete ihn dann doch und spielte zurück auf Sascha Burchert. Der wollte, ganz nach Wunsch des Trainerteams, von hinten herausspielen, passte zurück auf Raschl, dem der Ball jedoch im eigenen Strafraum versprang. Ein Foul und einen Elfmeter von Daniel Caligiuiri später stand es 0:1 aus Fürther Sicht - nach elf Minuten. Der frühe Rückstand weckte das Kleeblatt auf, "danach kommen wir zurück und investieren mehr", befand Branimir Hrgota, der Niklas Dorsch nach 23 Minuten den Ball klaute, sodass Jessic Ngankam auf Vorlage von Raschl mit dem ersten Torschuss ausgleichen konnte.

Danach entwickelte sich, wie so oft unter Beteiligung der Augsburger, ein wenig ansehnliches Fußballspiel, das auch keinen Sieger verdient gehabt hätte. "In der zweiten Halbzeit waren wir meiner Meinung nach besser", sagte Mijatovic, dem aufgrund der Geschehnisse am 34. Spieltag nochmal die vergangenen Monate durch den Kopf gingen. "Es ist symptomatisch für die komplette Saison. Wir waren oft auf Augenhöhe, aber die entscheidenden Momente gehen immer an den Gegner."

So auch an diesem Samstagnachmittag in der schwäbischen Frühlingssonne. Als sich alle schon mit einer Punkteteilung abgefunden hatten, schliefen die Fürther mal kurz, ließen Augsburgs Arne Maier über den kompletten Platz spazieren, der Michael Gregoritsch in den Strafraum schickte. Der Angreifer blieb vor Burchert cool und schoss den FCA sechs Minuten vor Schluss doch noch zum Sieg. "Wir machen eigentlich ein gutes Spiel, sind wirklich nicht unterlegen und fangen dann halt zwei Tore und schaffen es nicht, vorne ein zweites Tor nachzulegen", analysierte Timothy Tillman einige Minuten später. "Das tut einfach weh."

Andre Mijatovic hatte an seinem letzten Arbeitstag in Fürth, genauso wie tags zuvor wie in der Pressekonferenz, keine Lust auf eine "großartige Analyse" das Scheiterns. Wohl wissend, dass die Bilanz des Kleeblatts in dieser zweiten Bundesliga-Saison eine verheerende ist. Während die Spielvereinigung 2012/2013 kein Heimspiel gewann, gab es 2021/2022 keinen Erfolg in der Fremde. Nur vier Punkte holte die von Mijatovic und Leitl betreute Mannschaft auswärts, daheim lief es zwar spielerisch besser, die 14 Zähler im Ronhof waren aber ebenfalls viel zu wenig.

Mit 18 Punkten und 28:82 Toren beendet das Kleeblatt die Saison als der fünftschlechteste Absteiger der Bundesliga-Geschichte. Mit einem Sieg in Augsburg hätten die Fürther den 1. FC Nürnberg der Saison 2018/2019 (19 Punkte) noch überholen und aus der wenig schönen Top10 der schlechtesten Mannschaften aller Zeiten springen können. Doch selbst aus diesem Minimalziel wurde nichts. Und so kam der Schlusspfiff um kurz vor Halb Sechs tatsächlich einer Erlösung gleich.

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