Freitag gegen Uruguay

Der vergessene Fürther Derbyheld: Abdul Rahman Baba kickt mit Ghana bei der WM

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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2.12.2022, 06:00 Uhr
Erinnerungsfoto an einen legendären Abend: Abdul Rahman Baba feierte den Derbysieg mit zwei jungen Kleeblatt-Fans im Gelben Löwen.

© Hans-Joachim Winckler, NN Erinnerungsfoto an einen legendären Abend: Abdul Rahman Baba feierte den Derbysieg mit zwei jungen Kleeblatt-Fans im Gelben Löwen.

Selbst nach seinem größten Spiel wollte Abdul Rahman Baba nicht sprechen. An einem emotionalen und stimmungsvollen Montagabend im August 2014 hatte der junge Rechtsverteidiger die Menschen im Ronhof ja verzückt - und mit zwei Toren entscheidenden Anteil am 5:1 gegen den 1. FC Nürnberg. Beim 1:0 half Club-Torwart Raphael Schäfer noch entscheidend mit, beim zwischenzeitlichen 3:1 profitierte er von einem verunglückten Klärungsversuch der Nürnberger Defensive.

Zwei Tore gegen den 1. FCN - natürlich wollten nach dem Schlusspfiff alle mit dem "Derbyhelden" sprechen. Die Zeitungen, das Fernsehen. Doch Baba wollte nicht. "Er ist ein sehr introvertierter Typ", erklärte der damalige Trainer Frank Kramer, "aber er ist in der Mannschaft integriert." Die Kollegen brachten ihren Mitspieler dann auch dazu, in der Gustavstraße mit den Fans zu feiern und Erinnerungsfotos an einen legendären Abend zu schießen.

Das zwischenzeitliche 3:1: Abdul Rahman Babas zweiter Treffer im Derby.

Das zwischenzeitliche 3:1: Abdul Rahman Babas zweiter Treffer im Derby. © Sportfoto Zink / JüRa, NN

An Babas letzten Abend in Fürth. Denn nur wenige Stunden nach der Party im "Gelben Löwen" gab das Kleeblatt den Abschied des damals 20 Jahre jungen Abwehrspielers zum FC Augsburg bekannt. Baba war zwei Jahre zuvor, damals noch mit 17, vom Dreams FC aus Ghana nach Fürth gewechselt, wo er einen Fünfjahresvertrag unterschrieb. "Es war schwer für mich, alles war neu, die Kultur, die Leute", erinnerte er sich im Gespräch mit dieser Zeitung.

Ein halbes Jahr vor seinen Derby-Toren, den einzigen in seiner Zeit beim Kleeblatt, erzählte er den "Fürther Nachrichten" von seinen Anfängen in Ghana. Demnach wuchs Baba in Tamale, einer Stadt im Norden des Landes, auf. Als Zehnjähriger fing er bei den Young Meteors mit dem Fußball an, das Ballgefühl hatte er sich zuvor auf der Straße geholt. "Ich habe jeden Tag mit 30 anderen Kindern Fußball gespielt. Ein Ball, zwei improvisierte Tore, das war‘s."

Mit 16 holte ihn der Hauptstadtklub Dreamz FC nach Accra und verlieh ihn zu Asante Kotoko, wo er Meister wurde. Als Kapitän der U20-Nationalelf galt er als eines der größten Talente Afrikas. "Wenn du in Ghana in der Nationalmannschaft bist, bist du ein Star und alle erkennen dich auf der Straße", erzählte Baba einst. Nachdem er das Kleeblatt für damals knapp drei Millionen Euro in Richtung Augsburg verlassen hatte, nahm auch seine Karriere bei den "Black Stars" Fahrt auf.

Beim Afrika Cup war er Stammspieler - und wechselte eine gute Bundesliga-Saison beim FCA später im Sommer 2015 für 25 Millionen Euro zum FC Chelsea. Das freute nicht nur die Verantwortlichen in Augsburg, sondern auch Fürths Boss Helmut Hack. Der hatte sich beim Verkauf eine Weiterverkaufsbeteiligung in Höhe von 15 Prozent zusichern lassen, womit das Kleeblatt weitere 3,75 Millionen Euro überwiesen bekam.

Doch beim englischen Top-Klub konnte sich Baba nie durchsetzen. Die "Welt" schrieb 2016 vom "teuersten Bankdrücker der Welt", der auch sechs Jahre später noch bei Chelsea unter Vertrag steht - aber nie für die Londoner spielt. Nach zwei Leihen zum FC Schalke kickte Baba, der von einigen Verletzungen geplagt war, in den Jahren danach für Stade Reims in Frankreich, für den RCD Mallorca und für Paok Saloniki in Griechenland - doch glücklich wurde er erst beim englischen Zweitligisten FC Reading, zu dem er vor dieser Saison erneut verliehen wurde.

Am Freitag (16 Uhr) will Ghana, will Baba, der gegen Portugal ein Tor vorbereitete, mit einem Erfolg gegen Uruguay ins Achtelfinale einziehen. In der Hoffnung auf viele weitere große Spiele.

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