Sieglos-Zeit ist vorbei

Erster Sieg seit Februar: Kleeblatt schlägt Tabellenführer Paderborn 2:1

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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18.9.2022, 15:28 Uhr
Geht doch! Die Spielvereinigung schlägt Tabellenführer Paderborn und beendete ihre lange Sieglos-Serie.

© Sportfoto Zink / Melanie Zink, Sportfoto Zink / Melanie Zink Geht doch! Die Spielvereinigung schlägt Tabellenführer Paderborn und beendete ihre lange Sieglos-Serie.

Vor knapp dreieinhalb Jahren setzte der SC Paderborn ungewollt Großes in Gang. Anfang Februar 2019 verlor das Kleeblatt mit 0:6 beim SCP - es war das letzte Spiel von Damir Buric als Trainer des Kleeblatts. 0:18 Tore und nur ein Punkt aus sechs Spielen besiegelten das Ende des Kroaten, ein paar Tage später übernahm Stefan Leitl und führte die Spielvereinigung im Mai 2021 in die Bundesliga.

Knapp 16 Monate später schaute der SC Paderborn mal wieder im Ronhof vorbei. Und wieder wurde bereits vor dem Spiel ausführlich über die Zukunft eines Fürther Trainers diskutiert. Unter der Leitung von Marc Schneider hatte das Kleeblatt ja keines der ersten neun Pflichtspiele gewonnen und war deshalb nach dem blamablen 1:2 in Magdeburg auf den letzten Tabellenplatz abgerutscht.

Dennoch entschieden sich die Verantwortlichen, Schneider zu vertrauen - in der Hoffnung, im zehnten Anlauf endlich den ersten Sieg zu schaffen. Der gelang am Sonntagnachmittag tatsächlich: Dank Toren von Damian Michalski und Branimir Hrgota gewann das Kleeblatt.

Bei seinem persönlichen Endspiel musste Schneider neben den geplanten Wechseln auch einen ungewollten vornehmen. Torhüter Andreas Linde meldete sich krank ab, sodass Leon Schaffran erneut zwischen die Pfosten musste. Auf der rechten Abwehrseite kam Simon Asta nach überstandener Knieverletzung zurück, im defensiven Mittelfeld sollte die Doppel-Sechs aus Max Christiansen und Sebastian Griesbeck die notwendige Stabilität bringen.

Green auf der linken Seite

Im 4-2-3-1 übernahm Julian Green die linke Außenbahn, Dickson Abiama die rechte, Branimir Hrgota gab den Zehner hinter Ragnar Ache. Mit dieser personellen Anordnung gelang es dem Tabellenletzten, den Tabellenersten weit weg vom eigenen Tor zu halten - und selbst einige Akzente zu setzen. Nachdem den ersten Zuspielen in die Spitze noch ein bisschen die Präzision fehlte oder ein Paderborner etwas gegen eine Fürther Chance hatte, näherte sich das Kleeblatt nach zehn Minuten immer mehr dem 1:0 an.

Eine Ecke von Marco John köpfte der stark verbesserte Ragnar Ache nur knapp über die Latte (14.), drei Minuten darauf schickte Damian Michalski Hrgota mit einem langen Ball. Der Fürther Kapitän schüttelte seinen Gegenspieler ab, setzte sich durch - und knallte den Ball dann genau auf Paderborns Torhüter Jannik Huth. Tja, und dann hätte das Kleeblatt führen müssen. Ache schickte Hrgota in die Tiefe, der diesmal aber nicht selbst abschloss, sondern überlegt zu Dickson Abiama querlegte.

Der dachte allerdings im Moment des Abschluss anscheinend zurück an die 16 Monate, in denen er kein Tor mehr geschossen hatte. An die vielen großen Möglichkeiten, die er in dieser Zeit vergeben hatte. Und vergab auch in dieser 20. Minute. Freistehend vor dem leeren Tor traf der glücklose Angreifer nicht ins Netz, sondern nur die Latte. Statt 1:0 stand es weiter 0:0 - was die erschreckend schwachen Paderborner dazu ermunterte, auch teilzunehmen an diesem Fußballspiel.

Bei einer Ecke verschätzte sich Schaffran, Pieringer brachte den Ball aber nicht aufs Tor (25.), Ron Schallenberg schoss aus der Distanz weit drüber (26.), fünf Minuten darauf rettete Schaffran seine Vorderleute und parierte zuerst im Eins-gegen Eins gegen Marvin Pieringer und lenkte dann einen Kopfball von Robert Leipertz mit den Fingerspitzen über die Latte (35.). Nachdem sich der Fürther Ersatzmann bei der nachfolgenden Ecke erneut verschätzt hatte, durfte Pieringer nochmal köpfen, zielte aber zu hoch.

Doch die kurze Paderborner Drangphase überstanden die Fürther schadlos - und wurden wieder gefährlicher. Ache schoss aus 20 Metern nur knapp vorbei, doch dann jubelte der bis dato relativ stille Ronhof lautstark. Eine Ecke von John brachte zunächst keine Gefahr, Asta flankte aus dem Halbfeld erneut in die Mitte, wo Neuzugang Michalski Paderborns Marcel Hoffmeier übersprang und in der 41. Minute zum 1:0 ins Tor köpfte. Es war eine verdiente Führung für das Kleeblatt - den Tabellenletzten, der den Tabellenführer weitgehend im Griff hatte.

Paderborn gleicht schnell aus

Doch als der Ball nach der Pause wieder rollte, dauerte es nur vier Minuten, bis die Gäste zeigten, warum sie ganz oben stehen. Die Fürther wirkten noch etwas verschlafen und kamen nicht in die Zweikämpfe, sodass Paderborn sich sehenswert durchkombinieren konnte - und letztlich Dennis Srbeny fand, der Schaffran keine Chance ließ und das Spiel ausglich (49.). Wer gedacht hätte, die defensiv zunächst stabilen Fürther könnten mal zu Null spielen, sah sich getäuscht.

Und so war auch an diesem Nachmittag klar, dass dem Kleeblatt ein einziger Treffer nicht zum Sieg reichen würde. Es brauchte mindestens ein zweites - dem in der Folge allerdings die Paderborner näher waren. Das Kleeblatt wirkte nach dem erneuten Rückschlag verunsichert und kam kaum mehr in Richtung des Tores von Jannik Huth, die Gäste konnten ihre deutliche Überlegenheit zunächst nicht nutzen.

20 Minuten vor Schluss reagierte Marc Schneider auf die durchwachsene Vorstellung in der zweiten Halbzeit und wechselte doppelt. Für den abermals glücklosen Abiama kam Jeremy Dudziak, Greens Position auf der linken Außenbahn übernahm Timothy Tillman. Der schickte kurz nach seiner Einwechslung Max Christiansen auf die Reise, der den Ball in den Strafraum zu Hrgota brachte. Der Fürther Kapitän tanzte Schallenberg aus und brachte das Kleeblatt mit einem abgefälschten Schuss, der sich über Huth ins Netz senkte, erneut in Führung (73.).

Erster Sieg seit Februar

Zehn Minuten vor Schluss erhoben sich die knapp 8500 Menschen im Ronhof und versuchten, ihre Mannschaft mit lautem Klatschen zum Sieg zu treiben. Wenig später fasste sich Ache, der viel gelaufen war, an den Oberschenkel und ging vorsorglich vom Platz (83.), Pululu sollte die letzten Minuten ganz vorne stürmen. Der Angreifer schickte vier Minuten vor Schluss Dudziak auf die Reise Richtung 3:1 - doch der vergab alleine vor Huth die Entscheidung kläglich.

Doch diesmal lief alles für die Spielvereinigung. Auch in der hitzigen Schlussphase inklusive drei Minuten Nachspielzeit brannte nichts mehr an. Um 15.23 Uhr pfiff der Schiedsrichter zum letzten Mal und besiegelte den ersten Fürther Sieg seit dem 12. Februar.

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