Fazit der Fürther Hinrunde

Fünf Erklärungen für fünf Punkte: Darum ist das Kleeblatt Tabellenletzter

28.12.2021, 09:49 Uhr
Die Hinrunde war für die Fürther Fußballer (hier Jamie Leweling) oft sehr schmerzhaft.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Die Hinrunde war für die Fürther Fußballer (hier Jamie Leweling) oft sehr schmerzhaft.

Verletzungen

Schon im Juli zeichnete sich ab, dass das Kleeblatt offenbar in der Aufstiegssaison all sein Glück aufgebraucht hatte. Am Tag nach dem ersten Testspiel verletzte sich Sturmhoffnung Jessic Ngankam schwer am Knie, vor dem Heimspiel gegen Bielefeld erwischte es Abwehrspieler Gideon Jung. Später fiel mit Justin Hoogma ein weiterer Verteidiger mit einer Innenbandverletzung aus, dann schlug das Coronavirus zu und zwang fünf Spieler zur Pause. Darunter: Verteidiger Maximilian Bauer.

Nachdem sich ein paar Tage später in Freiburg auch noch der zuvor so starke Abwehrchef Nick Viergever in einem harten Zweikampf verletzte, hatte das Kleeblatt plötzlich keinen Innenverteidiger mehr. Es waren Ausfälle, die das Team nicht verkraften konnte - und die ein ohnehin fragiles Gebilde noch mehr ins Wanken brachten.

Pech

Die Bilder waren schlimm. Als sich die Fürther Fußballer Mitte Juli in Österreich auf das große Abenteuer vorbereiten wollten, da kam das Wasser. An Fußball war im Salzburger Land aufgrund der Fluten eineinhalb Tage lang nicht zu denken, stattdessen übte die Mannschaft unter anderem auf dem asphaltierten Parkplatz einer Bergbahn. So ging es weiter. Beim Pokal-Aus in Babelsberg erkannte der Schiedsrichter den Fürthern früh ein eigentlich reguläres Tor ab, auch in mehreren Bundesligaspielen wurde das Kleeblatt eindeutig vom Schiedsrichter benachteiligt.

Es waren Entscheidungen, die den weiteren Spielverlauf maßgeblich beeinflussten. Gegen Wolfsburg wurde der Spielvereinigung beim Stand von 0:1 ein Elfmeter verweigert, ebenso in Köln, als man 1:0 führte. "Das macht etwas mit einer Mannschaft", sagte Trainer Stefan Leitl nach dem Spiel in Dortmund, bei dem Jude Bellingham die Gelb-Rote Karte hätte bekommen müssen. Es waren alles Kleinigkeiten, die sich mit der Zeit aber zu etwas Großem auswuchsen - und die auch auf die Stimmung innerhalb der Mannschaft drückten.

Geschwindigkeit

Das Kleeblatt ist zu langsam. Vorne wie hinten. In der Rangliste der schnellsten Bundesligaspieler taucht der erste Fürther auf Rang 41 auf (Hans Nunoo Sarpei), die Männer auf den ersten Plätzen rennen im Vollsprint bis zu 36 Stundenkilometer. Diesen Geschwindigkeits-Nachteil sah man in vielen Spielen, wenn die Abwehrspieler des Kleeblatts aufgrund der offensiven Ausrichtung in lange Laufduelle mussten. Maximilian Bauer beispielsweise, der die meisten Spiele in der Innenverteidigung machte, wird mit 31,14 km/h geführt, Linksverteidiger Jetro Willems ist nur unwesentlich schneller. Justin Hoogma hat in seinen drei Einsätzen sogar nicht mal die 30 Stundenkilometer geknackt.

Abwehrchef Nick Viergever hingegen war einer der schnellsten Fürther, fehlte aber acht Wochen lang. Auch weiter vorne sind die Defizite auffällig. Während es Jamie Leweling in Sachen Tempo mit vielen Verteidigern aufnehmen kann, wurde Cedric Itten (Maximum: 29,9) zuletzt sogar locker vom wahrlich nicht schnellen Mats Hummels abgelaufen.

Es geht doch! Rachid Azzouzi (rechts) jubelt nach dem 1:0 gegen Union Berlin.

Es geht doch! Rachid Azzouzi (rechts) jubelt nach dem 1:0 gegen Union Berlin. © Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink

Transfers und Formschwäche

"Um in der Bundesliga eine Chance zu haben, musst Du super einkaufen und es darf kein Fehler passieren", sagt Rachid Azzouzi. "Es muss jeder Griff sitzen." Beim Kleeblatt war das in diesem Sommer anders, wie der Geschäftsführer selbstkritisch betont. Das lag unter anderem daran, dass die Fürther auch einige Spieler, die sie ursprünglich wollten, nicht bekamen. Angreifer Omar Marmoush wechselte nach Stuttgart, Innenverteidiger Malang Sarr, den man vom FC Chelsea leihen wollte, saß sogar schon im Flieger nach Nürnberg, ehe sein Arbeitgeber plötzlich viel höhere Forderungen stellte.

Hinzu kommt, dass sich einige Aufstiegshelden auf dem höheren Niveau bislang schwer tun. Paul Seguin ist oft zu langsam und zu wenig handlungsschnell, Julian Green sitzt seit Wochen nur noch auf der Bank, Marco Meyerhöfer war an vielen Gegentoren beteiligt. Und Kapitän Branimir Hrgota tat sich lange schwer damit, eine neu zusammengestellte Mannschaft zu führen und schien ob des Drucks immer wieder zu verzweifeln.

Standards

Lange wurde nur über die Fürther Schwäche bei defensiven Standards gesprochen. Zwölf Tore kassierte das Kleeblatt nach ruhenden Bällen - doch auch offensiv klappt nach Ecken, Freistößen und Einwürfen kaum etwas. Während andere Aufsteiger so auch mal ein Spiel entscheiden, hat Fürth bislang erst zwei Tore nach Eckbällen geschossen. Eines reichte kürzlich prompt zum historischen ersten Heimsieg.

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